Den Mittelpunkt Deutschlands sucht der Kiepenkerl

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Den Mittelpunkt Deutschlands sucht der Kiepenkerl: Der Mittelpunkt Deutschlands verschob im 20. Jahrhundert mehrfach: 1918 waren es die Grenzveränderungen des Versailler Vertrags, 1945 durch den Verlust der Ostgebiete, 1957 aufgrund des Anschlusses des Saarlandes an die Bundesrepublik sowie 1990 im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung.

Den Mittelpunkt Deutschlands sucht der Kiepenkerl

Der politische Mittelpunkt des heutigen Deutschland liegt natürlich in der Bundeshauptstadt Berlin – Foto Pixabay

Mittelpunkt Deutschlands nach der Wiedervereinigung

Seit dem 3. Oktober 1990 gibt es bisher allerdings keinen gemeinsamen deutschen geographischen Mittelpunkt. Das liegt an den verschiedenen Berechnungsmethoden. Mir scheint die Bestimmungsmethode der „minimalen Abstände zur Staatsgrenze“ die am leichtesten nachvollziehbare Berechnungsformel.

Danach liegt der Mittelpunkt in Thüringen, etwa 300 Meter südlich von Flinsberg bei Heiligenstadt im Landkreis Eichsfeld.

Bis zur Wiedervereinigung Deutschland gab es zwei geographische Mittelpunkte Deutschlands. Das waren der Mittelpunkt der Bundesrepublik (BRD) und der Mittelpunkt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Würde es in Deutschland einen Einkommens-, Vermögens- und Wohlstandsmittelpunkt geben, so läge der eindeutig in Westdeutschland. Ein Grund waren unter anderem die ungleichen Startbedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Während die DDR abgewirtschaftet war, wurden von der russischen Besatzungsmacht die noch funktionsfähigen Betriebe als Reparationsleistungen demontiert und in die in die Sowjetunion gebracht.

Dagegen stellten die USA im Rahmen des Marshall-Plans Kredite bereit und lieferten Rohstoffe, Waren und Lebensmittel in Milliardenhöhe.

Der Mittelpunkt der BRD

Während der deutschen Teilung lag der geografische Mittelpunkt der BRD in Hessen, nicht weit vom hessischen Mittelpunkt entfernt.

Der Mittelpunkt der BRD liegt 420 Meter über dem Meeresspiegel. Ein eigener Gedenkstein daneben besitzt zwei Bronze-Tafeln. Die obere Tafel bestätigt den BRD-Mittelpunkt. Die Platte darunter weist darauf hin, dass es sich um den Mittelpunkt vor der Wiedervereinigung handelt.

Der Mittelpunkt der DDR

Unter Verwendung der offiziellen geographischen Koordinaten für die äußersten Grenzpunkte der damaligen BRD und der DDR wurde Niederdorla zum geographischen Mittelpunkt der DDR bestimmt.

Der kleine Ort liegt in der Nähe von Mühlhausen. Dort wurde von der Gemeinde ein Mittelpunktstein mit einer Informationstafel aufgestellt und eine Kaiserlinde gepflanzt. Jährlich wurde dort das Mittelpunktfest gefeiert. Für diejenigen, die hierher kommen, lohnt es sich, die nahegelegene altgermanische Siedlung im Opfermoor zu besuchen.

Germanisch-frühdeutsches Dorf mit Opferstätten

Bis 1947 wurde im Opfermoor zwischen Ober- und Niederdorla Torf abgebaut. Dabei fand man Schädel und urgeschichtliche Scherben. Nach intensiver Grabung entdeckte man eine Opferstätte, deren Funde 1.000 Jahre Kultgeschichte erkennbar machten. Ein Teil der Funde ist im Ausstellungsgebäude zu besichtigen, das im Jahre 1992 eröffnet wurde.

Nicht weit vom Opfermoor (Mahlindenfeld) fanden Archäologen eine prähistorische Siedlung. Es ist die größte untersuchte archäologische Wohnstätte Thüringens.

Die Funde belegen, dass die Siedlung bereits v. Chr. begann und bis zum 13. Jahrhundert ununterbrochen bewohnt wurde. Einige germanische Häuser wurden im Maßstab 1:1 nachgebaut.

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