Die Westfälischen Adelsarchive werden 100 Jahre alt

Die Westfälischen Adelsarchive: Zum 100. Jubiläum der Vereinigten westfälischen Adelsarchive gibt es einen Festakt in Münster.

Die Westfälischen Adelsarchive werden 100 Jahre alt

Der Festakt zum Jubiläum der Westfälischen Adelsarchive fand im Erbdrostenhof in Münster statt – Foto Pixabay

Vor 100 Jahren, am 14. Dezember 1923, wurden in Münster die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive gegründet. Daran erinnerte am Donnerstag (14.12.) ein Festakt im Erbdrostenhof in Münster. Aus Anlass des Jubiläums ist eine Publikation zur Geschichte der Privatarchive erschienen.

Der Verein verfolgte mit seiner Gründung das Ziel, die Archive für die Nachwelt zu sichern und die Inhalte der Archive für die Forschung zugänglich zu machen. Seit 1956 betreut der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive: Das LWL-Archivamt für Westfalen hat Akten und Urkunden der verschiedenen Adelsarchive verzeichnet und macht sie der Forschung in Münster zugänglich.

“Die Vereinigung entstand auch aus Verantwortungsbewusstsein der Archiveigentümer. Sie wollten Adelsarchive erhalten und erschließen und damit der Wissenschaft und der Allgemeinheit zugänglich machen”, sagte der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, auf der Festveranstaltung. “Diese Archive bleiben sehr wichtig für die Forschung zur westfälischen Landesgeschichte, zur Kultur- und Sozialgeschichte dieser Region.”

Festrednerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger sprach beim Festakt über das Thema “Malicieus wie der deuffel – Friedrich Wilhelm I. und der westfälische Adel” und nahm das Verhältnis Friedrich Wilhelms I. zum Adel im Allgemeinen und zum Adel in den westfälischen Provinzen im Besonderen in den Blick.  Die Rektorin der des Wissenschaftskollegs zu Berlin wies auf die Diskrepanz zwischen dem Urteil von Zeitgenossen wie etwa Montesquieu hin, die Wilhelm I. als klassischen Despoten beschrieben hätten, und den preußisch-deutschen Historikern seit dem 19. Jahrhundert, die ihn als “größten inneren König” betrachtet hätten und teilweise bis heute betrachteten. Stollberg-Rilinger: “Was mich eigentlich an diesem König interessiert, ist die Logik der Autokratie, der Abschaffung jedweder Partizipation und der Ersetzung von Gnade und Gratifikationen durch Gewalt und Gewaltdrohung.”

“Ein großer Schatz an Archivgut”
Die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive machten einen großen Schatz an Archivgut zugänglich, so Prof. Dr. Marcus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes: “Zusammen genommen umfassen die Bestände mehr als 100.000 Pergament- und Papierurkunden aus dem Mittelalter und der Neuzeit. Darüber hinaus machen wir zirka eine halbe Million Akten zugänglich, die zum Teil aus der dienstlichen Tätigkeit des Adels in der Zeit des Alten Reichs entstammen, das mit dem Jahre 1806 zu Ende ging.”

Neben diesen amtlichen Unterlagen stammten viele Archivalien aus der wirtschaftlichen Verwaltung der Güter. Die Erforschung der landwirtschaftlichen Verhältnisse der Vergangenheit werde so möglich gemacht, ebenso auch die Erforschung der frühen Industriegeschichte, etwa zum Bergbau im Sauerland und im Ruhrgebiet. Neben den Verwaltungsunterlagen finden sich nach Angaben von Stumpf vor allem Nachlässe der Familien in den Archiven, die Fotos, private Aufzeichnungen und Briefe vom 16. Bis zum 20. Jahrhundert zugänglich machen.

Buch zur Geschichte der Privatarchive
Die Wissenschaftlerin Christa Wilbrand hat sich mit der 100-jährigen Geschichte Adelsarchivvereins befasst und legt mit ihrer Publikation “100 Jahre Privatarchive in Westfalen. Geschichte der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V. 1923 – 2023” erstmals eine vollwertige Geschichte des Vereins vor. Das Buch wurde im Rahmen des Festaktes vorgestellt.

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