Alter des schiefen Turms neu bestimmt

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Delbrück – Erstmals ist das genaue Alter des Turmhelms der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Delbrück (Kreis Paderborn) bestimmt worden. Der im Volksmund “schiefe Turm von Delbrück” genannte Spitzhelm war Gegenstand einer bauhistorischen Untersuchung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die ihn auf 1480 datiert hat.

Schiefe Turm

Der schiefe Turm von Delbrück ist erstmals exakt datiert worden. -Foto Michael Hagemann

Bislang hatte man die Erbauung nur grob auf das 14. Jahrhundert datiert. Also mehr als 100 Jahre früher, als die genaue Bestimmung nun ergeben hat. Zur Bestimmung des Alters entnahm LWL-Bauforscher Frank Högg im hölzernen Turmhelm mehrere Bohrproben für eine dendrochronologische Untersuchung. Mit dieser Methode kann durch den Abgleich der Jahresringe das Alter von Hölzern bestimmt werden. Die im Turmhelm verbauten Eichen wurden demnach im Winter 1479/1480 gefällt. Folglich wurde das Baujahr des monumentalen Spitzhelms auf 1480 datiert. “Die Datierung der Konstruktion ist ein wichtiger Meilenstein in der Erforschung der Baugeschichte der Delbrücker Stadtkirche”, so Högg.

Charakteristischer Teil der Stadtsilhouette

Der “schiefe Turm von Delbrück” ist schon von Weitem zu erkennen als charakteristischer Teil der Stadtsilhouette. Schief ist der Turm, da sich im Laufe der Zeit die Holzkonstruktion des hohen spitzen Turmhelms verzog, so dass die Kirchturmspitze heute deutlich geneigt ist. “Die aufwändige Konstruktionsweise dieses achteckigen Spitzhelms ist ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Handwerkskunst”, erklärt Högg. Der von der Dachbasis bis zur Spitze reichende Kaiserstiel besteht aus vier untereinander verzapften Hölzern und hat eine Gesamtlänge von über 30 Metern. “Die Konstruktion der Sparren und Streben folgt der Tradition westfälischer Zimmererkunst und stellt eine konstruktive Meisterleistung dar”, so Högg.

Der LWL-Bauforscher hat in den vergangenen beiden Jahren nicht alleine gearbeitet, bei den Messungen und Untersuchungen vor Ort war das Delbrücker Geschichtsforum einbezogen. Unterstützt wurden alle Arbeiten vor Ort durch den Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof. Das Team der LWL-Bauforschung hat derweil bereits die nächsten Aufgaben ins Auge gefasst: “Das Datierungsergebnis aus Delbrück ist für uns wichtige Grundlagenforschung”, erklärt der für Bauforschung beim LWL zuständige Dr. Michael Huyer. “Darauf aufbauend wollen wir in einem weiterführenden Forschungsprojekt weitere wichtige mittelalterliche Kirchendächer in Westfalen dokumentieren und untersuchen.”

Vortragsabend am 7. November

Am Dienstag (7.11.), findet um 19 Uhr in der Stadthalle Delbrück ein Vortragsabend statt, ausgerichtet vom Delbrücker Geschichtsforum, der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen sowie dem Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof. Der Eintritt ist frei.

LWL-Bauforscher Högg wird die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchung vorstellen, Michael Hagemann vom Delbrücker Geschichtsforum wird mit Hilfe von 3D-Modellen Einblicke in die Konstruktionsweise des Turmes geben.

 

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