Floralkünstlerin tätowiert die Erde

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Höxter – Mit ihrer großflächigen Landart möchte Floralkünstlerin Marion van der Sant auf das Thema Organspende hinweisen. Dazu hat sie auf der Landesgartenschau in Höxter ein “Erdtattoo” aus Jasmin gestaltet. Das Thema Organspende ist eine Frage von Leben und Tod. „Eine Frage, an der sich deutlich zeigt, welche dramatischen Konsequenzen es hat, wenn Menschen keine Entscheidung treffen wollen“, sagt Floralkünstlerin Marion van der Sant aus Kempen am Niederrhein. Die Form, die neben dem Lavendelfeld bei der Landesgartenschau Höxter zu sehen ist, entspricht dem Tattoo der „Jungen Helden“ für die Haut, mit der man seine Bereitschaft zur Organspende eindeutig signalisieren kann. In vielen Tattoo-Studios kann man es sich kostenfrei stechen lassen.

Floralkünstlerin Marion

Die Installation Lebenszeit der Floralkünstlerin Marion van der Sant auf der LGS in Höxter. – Foto LGS

Ein Kreis und zwei Halbkreise stehen für das Geschenk des Lebens. Organspende ist ein Thema, das van der Sant sehr am Herzen liegt. Deswegen hat die Gestalterin der Blumenhalle in Weserbogen aus weiß blühendem Jasmin das Symbol gepflanzt. „Gedacht ist es als eine liebevolle Anmahnung an die Gesellschaft.“ Sie möchte den Gartenschau-Besuchern einen Anstoß geben, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. „Es geht darum, eine Entscheidung zu treffen: Organspende – ja, Organspende – nein, beides ist in Ordnung“, betont die Floralkünstlerin, die für ihre großen Installationen bekannt ist. Ihre Botschaft auf großen Tafeln: „Wer keine Entscheidung trifft, hat sie getroffen.“

Tattoo auf der Haut schafft Klarheit

Mit anderen Worten: Wer sich nicht eindeutig positioniert, bürdet seinen Angehörigen unter Umständen eine schwere Wahl auf. „Oftmals ist der Ausweis nicht da, die Patientenverfügung liegt nicht vor“, beschreibt van der Sant die Situation. Wurde nichts vereinbart oder dokumentiert, müssen Partner, Kinder oder andere Verwandte stellvertretend abwägen und entscheiden. Nach dem Verlust eines nahe stehenden Menschen ist das keine leichte Aufgabe. Das Tattoo auf der Haut könne Klarheit schaffen, genauso wie eine offen kommunizierte Entscheidung. „Man sollte mit seinen Angehörigen darüber sprechen, wie man zu der Frage Organspende steht.“

Ein ernstes Thema, das für van der Sant gut zur Gartenschau passt: „Ich möchte den Gästen, die hier einen wunderschönen Tag haben, einen kleinen Gedanken mitgeben. Die Zeit ist vorbei, wo es nur um Blumen geht.“ Die Landart fällt den Gästen durch den großen Jasmin-Bogen sofort ins Auge, in einem durchsichtigen „Tabernakel“ gibt es Informationsmaterial – und Organspende-Ausweise. „Eine Landesgartenschau ist für mich der Ort, den Menschen Zukunftsvisionen anzubieten“, erklärt van der Sant. Eine Pflanze dürfe heutzutage ihrer Überzeugung nach nicht mehr nur hübsch sein, sondern habe einen nährenden oder heilenden Anteil in sich zu tragen. „Es geht nicht um das, was man immer schon gesehen hat. Ich biete Stimulation oder Provokation. Landart ist ein gutes Beispiel dafür.“

In kurzer Zeit 600 Besucher bewogen

In wenigen Wochen hat van der Sant bereits 600 Besucherinnen und Besucher bewogen, einen Organspende-Ausweis aus dem „Tabernakel“ mitzunehmen. Das ist viel, sehr viel. „Ein Körper kann acht weiteren Menschen neue Lebenszeit und neue Lebensqualität geben“, sagt die Künstlerin. Durch die Initiative der „Jungen Helden“ haben sich inzwischen bereits 4.500 Menschen mit dem Organspende-Symbol tätowieren lassen, auch die Tattoo-Manufaktur Höxter macht wie rund 150 andere Studios bundesweit mit. Die Initiative rechnet vor, dass dadurch potenziell 31.500 Leben gerettet werden können. Das Motto der Aktion: Entscheide dich, damit es nicht andere für dich tun müssen.“

Ob die Organe eines Menschen gespendet werden, bestimmt der im Organspendeausweis festgehaltene Wille und die Familie. Nur mit Zustimmung des oder der Verstorbenen oder der Angehörigen können Organe entnommen werden. Die Zahl der Organspender ist seit Jahren zu niedrig, um den Bedarf an Spende-Organen zu decken, inzwischen ist sie sogar rückläufig. 2022 warteten 8.500 Kranke in Deutschland auf ein Spenderorgan, dem stehen nur 869 Organspender gegenüber. Die Tattoo-Aktion soll helfen, das zu ändern. Marion van der Sant hat ihre Installation „Lebenszeit“ aus weißem Jasmin übrigens auch bereits im botanischen Garten Krefeld und bei der Landpartie Schloss Bückeburg gezeigt, und jetzt auch auf der Landesgartenschau in Höxter, wo man sie sonst regelmäßig in der Blumenhalle antrifft.

 

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