Sylvia Lott liest im Park der Gärten

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Die Bestsellerautorin Sylvia Lott liest am Mittwoch, 20. Juli 2022, im Park der Gärten aus ihrem neuesten Roman „Sturm über dem Inselsalon”. Beginn der Premierenlesung ist um 20 Uhr.

Sylvia Lott liest im Park der Gärten

Sylvia Lott erzählt in unserem Intervie viel über ihre Motive – Foto Melanie Dreysse

Im Interview berichtet Sylvia Lott über ihre Heimatverbundenheit, über ihr Verhältnis zum Park der Gärten, aber auch über ihrem neuesten Band der Norderney-Saga zu sprechen.

Bei ihren vorherigen Romanen hat sich die Wahl-Hamburgerin Lott unter anderem vom Park der Gärten und seinen Pflanzen inspirieren lassen. Unsere Redaktion hat mit der gebürtigen Ostfriesin über ihre Heimatverbundenheit, ihr Verhältnis zum Park der Gärten und zu Rhododendren sowie ihr neues Buch gesprochen.

Sylvia Lott, am 20. Juli lesen Sie aus Ihrem Buch „Sturm über dem Inselsalon“ vor. Darüber hinaus arbeiten Sie aktuell an zwei weiteren Romanen über den Friseursalon auf Norderney. Haben Sie als vielbeschäftigte Autorin überhaupt Zeit, Ihre Heimat zu besuchen?

Natürlich! Da meine Familie immer noch im Ammerland lebt, bin ich häufig im Nordwesten. In der schönen Landschaft fühle ich mich wohl, hier kann ich mich wunderbar erholen. Auch bei meinen Recherchereisen nach Norderney lege ich immer gern einen Zwischenstopp ein. Die Natur habe ich schon als Kind gemocht.

Was sind die prägenden Erinnerungen?

An der Parklandschaft und den Rhododendren habe ich schon in jungen Jahren meine Freude gehabt, auch wenn sie für mich in jungen Jahren eigentlich selbstverständlich waren. Wenn ich zuhause morgens aus dem Fenster auf ein paar Rhodobüsche guckte, konnte ich daran ablesen, wie das Wetter war. Glänzten sie feucht, zog man besser eine Regenjacke über. Und im Winter, sobald die Blätter sich einrollten, sagte meine Mutter: „Kinder, nehmt Handschuhe mit.“ Wenn ich heute durch meine Heimat gondle, empfinde ich es manchmal so wie es im Ammerlandlied heißt: Ik hang an di mien Läben lang, mien lewet Ammerland.

Sylvia Lott liest im Park der Gärten

Im Interview berichtet Sylvia Lott über ihre Heimatverbundenheit, über ihr Verhältnis zum Park der Gärten, aber auch über ihrem neuesten Band der Norderney-Saga zu sprechen – Foto Melanie Dreysse

Bestimmt haben Sie das im Jugendalter noch nicht so stark empfunden.

Zugegeben, als Schülerin macht man sich noch eher lustig über solche Textzeilen. Aber jetzt, wo ich längere Zeit außerhalb des Ammerlandes lebe, weiß ich zu würdigen, wie schön es dort ist. Da geht mir das Herz auf. Wenn ich aus Hamburg in meine Heimat fahre, wird mir das Herz ganz weit. Ich kann besser durchatmen – das ist ein schönes Gefühl. Und ich denke, mein Gott, du hängst doch mehr an der Gegend als du gedacht hast.

In Ihrem ersten Roman „Die Rose von Darjeeling“ haben Sie Rhododendren als Kernelement verarbeitet. Wie wird der Rhododendron in Ihrem Roman zur Rose?

Rhododendron heißt ja übersetzt Rosenbaum. Aber: „Die Rose von Darjeeling“ ist der Name einer speziellen Rhodozüchtung, nicht einer Rose. Sie steht im Mittelpunkt einer Familiensaga, die im Ammerland und im Himalaya spielt und auch einen Überblick über die Kulturgeschichte des Rhododendrons gibt. Die „Rose von Darjeeling“ ist eine Liebeserklärung eines Züchters an eine Frau, die er sehr liebt, mit der er aber nicht sein Leben verbringen kann. Die Geschichte hat so etwas Bittersüßes, Romantisches.

Erklären Sie uns, was der indische Ort Darjeeling mit der hier so präsenten Pflanzengattung gemein hat.

Als ich Jahre zuvor für eine Reportage über Teegärten in Darjeeling vor Ort war, vertrug ich die Malaria-Prophylaxe nicht. Ich lag im Bett, konnte nur Tee zu mir nehmen und aus dem Fenster schauen. Dort wuchsen die größten Rhododendronbäume, dich ich je gesehen hatte. Schlagartig wurde mir bewusst, dass zwei Dinge, die für mich zutiefst Heimat bedeuten – Rhodos und Tee – ursprünglich aus exotischer Ferne stammen. Ich fragte mich, wie sie wohl von Asien nach Deutschland gekommen waren. Daraus musste sich doch ein spannender Roman machen lassen. Und durch die intensive Beschäftigung mit Rhododendren habe ich „die Rosenbäume“ dann wirklich zu lieben gelernt.

Auch der Park der Gärten ist voller Rhododendren.

Selbstverständlich! Hier habe ich viel über die Kulturgeschichte des Rhododendrons gelernt. Der Park der Gärten, genauer gesagt dem Mustergarten „Fischerman’s Friend“, verdanke ich übrigens die Inspiration für meinen Roman „Die Inselgärtnerin“, der im Ammerland und in Florida spielt. Überhaupt habe ich viele Eindrücke und Empfindungen von dort in meinen Romanen verarbeitet – zum Beispiel in „Der Dünensommer“ die Stranddistel, die 2019 Staude des Jahres war.

Wie verläuft der Weg von der Inspiration über die Stationen bis zur Finalisierung des Romans?

Irgendwann muss es klick machen. Man hat eine Grundidee, wo es spielen oder wovon es handeln soll, welches Thema im Vordergrund steht. Dann fehlt noch ein gewisser Kick. Der kommt irgendwann – manchmal innerhalb einer Sekunde, manchmal muss dafür aber auch ein halbes Jahr lang recherchieren. Habe ich dann die Idee, beginnt das Handwerk. Wenn ich ein Exposé anfertige, muss ich wissen, wie die Geschichte ausgeht. Ich weiß nicht genau, wie es dazwischen aussieht. Im Laufe des Schreibens wird vielleicht ein Kapitel umfangreicher oder kleiner. Das Ganze braucht aber eine Dramaturgie, einen Höhepunkt, einen Tiefpunkt, eine gewisse Abfolge, damit es spannend bleibt. Bei der Abfolge orientiere ich mich an der Heldenreise, das ist eine archetypische Erzählstruktur, wobei ich versuche, es originell zu machen und nicht mit Klischees zu arbeiten, damit die Erwartungen der Leserschaft auf ungewöhnliche Art und Weise erfüllt werden und sie ihre Freude daran haben.

Stellen wir uns vor, es gäbe einen Roman, der im Park der Gärten spielt: Was müsste dieser Roman unbedingt enthalten?

Liebe. Ein guter Roman handelt für mich auch immer von Liebe. Manche Leute setzen einen Liebesroman mit Groschenheften gleich. Dabei handeln auch die großen Romane der Weltliteratur von Liebe. Das Faszinierende am Park der Gärten ist, dass Kultur und Natur zusammenkommen, Arbeit, Schönheit und Wissen. Jahrhundertelanges Kultivieren und Verfeinerung menschlicher Anstrengung. Solche komplexen Themen werden interessanter, wenn man sie mit Liebe serviert. Die Liebesgeschichte steht im Vordergrund. Und es muss auch nicht immer ein Happy-End geben. Liebe ist so vielfältig. Nicht nur Mann und Frau verlieben sich und heiraten, sondern Liebe umfasst viel, viel mehr. Auch die Liebe zur Natur, zu Pflanzen wie Rhododendren. Wenn ich mir eine Rhododendronblüte anschaue und mich auf sie einlasse, empfinde ich auch eine Art von Liebe.

In Ihrem neuen Roman spielen Rhododendren keine Rolle. Stattdessen geht es in diesem zweiten Band Ihrer Norderney-Saga wieder um den Friseursalon und zwei starke Frauen im Wandel der Zeit des Ersten Weltkrieges. Verschaffen Sie uns einen Einblick in Ihre Recherchearbeiten.

Um mich in die Epoche hineinversetzen zu können, habe ich unter anderem Schriften des ehemaligen Reichskanzlers von Bülow gelesen, der regelmäßig auf Norderney in seiner Sommerresidenz weilte. Ein eindrucksvoller Fundus war zudem das „Kriegserinnerungsbüchlein“ von Margarethe Wirrenga, das diese in den Jahren 1917 bis 1919 auf Norderney verfasste. Darin finden sich Schilderungen zum Kriegsalltag der Insulaner, aber auch Lebensläufe und Schicksale aus der Familie. Inhaltlich beschreibe ich den Emanzipationsprozess zweier nach Unabhängigkeit und Liebe strebender Frauen zu einer Zeit, in der sozialer Status und persönliche Freiheit fast vollständig von Männern abhingen.

Worin besteht der größte Unterschied zum ersten Band „Die Frauen vom Inselsalon“?

Im ersten Band erleben wir die Kaiserzeit im Frieden, die Goldenen Jahre vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Norderney ist ein mondänes Seeheilbad, und im Inselsalon treffen Prominente, große weite Welt und Inseldorfklatsch aufeinander. Im zweiten Bad ist Norderney über Nacht abgeschottet vom Rest der Welt, wird zur Seefestung ausgebaut und die Frauen müssen sich und ihre Familien durch die schweren Zeiten bringen.

Ist das für Sie alles nur Vergangenheit oder sehen Sie da eigentlich auch Parallelen zur Gegenwart?

Mehr als mir lieb ist. Als ich im April, nach Beginn des Ukraine-Krieges, die Korrekturabzüge des zweiten Norderney-Bandes las, den ich schon Wochen vorher fertiggestellt hatte, war ich regelrecht geschockt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse liest sich die Geschichte plötzlich wie ein Kommentar aus der Vergangenheit zu dem, was uns möglicherweise in Zukunft bevorsteht.

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