Als der See nach Haltern kam

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Als der See noch nicht zum Ortsnamen in Haltern gehörte: Ein Spaziergang durch die Landschaftsgeschichte vieler Jahrhunderte dauert am Halterner Stausee nur 15 Minuten. Industrielle und vorindustrielle Zeit liegen hier besonders dicht und anschaulich nebeneinander – oder sogar übereinander. In einer neuen Broschüre stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verschiedene gewachsene und gebaute Zeitzeugen Halterns in seiner Reihe “Historische Kulturlandschaften in Westfalen-Lippe” vor.

als der See

Als der See nach haltern kam: Das Wasserreservoir hat die Kulturlandschaft umgeformt – Foto LWL /Höhn

Die lesenswerte Broschüre geht der Frage nach, wie der geschichtliche Gehalt der Landschaft für die zukünftigen Generationen erhalten werden kann. Dafür hat die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen den Bereich zwischen Stever und Lippe in einem Monitoring-Projekt in seiner Entwicklung untersucht, heißt es in einer Pressemitteilung des LWL.

„Mit Sorge beobachten wir schon seit Jahren die Veränderungsprozesse in der Landschaft,” sagt LWL-Chefdenkmalpfleger und Landeskonservator Dr. Holger Mertens. „Ziel unseres Monitoring-Projekts ist es, Veränderungen an wertvollen Kulturlandschaften in Westfalen durch Aktivitäten des Menschen – aber auch durch den Klimawandel – über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Auf dieser wissenschaftlichen Grundlage können wir den zunehmenden Landschaftswandel bewerten.”

LWL-Kulturlandschaftsexpertin Dr. Dorothe Boesler ergänzt: „Der LWL setzt sich seit vielen Jahren aktiv für den Erhalt und die behutsame Weiterentwicklung der historischen Landschaft ein. Wir möchten, wie beispielsweise im Artenschutz schon länger üblich, das Monitoring nutzen, um frühzeitig in Planungsprozessen auf mögliche Fehlentwicklungen oder Probleme hinweisen zu können.”

Wie wichtig eine gute Planung ist, werde in Haltern besonders anhand der gewaltigen Umgestaltungen deutlich, die ab den 1920er-Jahren vor den Toren der Stadt mit dem Stausee entstanden sind. „Dass Freizeit und Erholung zugleich mit der Trinkwassergewinnung, dem Quarzsandabbau und der Erhaltung einer Heidelandschaft als Naturschutzgebiet ihren Raum erhalten haben, konnte damals nur durch viele Gespräche der Verantwortlichen ausgehandelt werden”, so Michael Höhn, Autor der Broschüre. “Wegen dieser dynamischen Entwicklung im Industriezeitalter ist die Kulturlandschaft in Haltern etwas Besonderes.”

Auch bekannte Ausflugsziele wie die Westruper Heide stellt die Broschüre in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang: Heute ist die Westruper Heide eine schöne Kulisse für Instagram und Facebook-Fotos. „Was viele vielleicht nicht wissen: Für die Landbevölkerung der vorindustriellen Zeit war die karge Landschaft der Heide kein erfreulicher Anblick“, macht Höhn deutlich. An diese Zeit erinnerten heute noch die wehrhaft stechenden Sträucher in der Heide. Mit seinem oft säulenförmigen Wuchs gleiche der Westruper Wacholder einer „westfälischen Zypresse”.

Die Broschüre „Historische Kulturlandschaften in Westfalen-Lippe. Von der Stever zur Lippe über Haltern“ kann auf der Internetseite der LWL-Denkmalpflege kostenlos als barrierefreies Dokument heruntergeladen oder dort als gedruckte Version bestellt werden.

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