Münzen aus biblischer Zeit sichtet der Kiepenkerl

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Der Kiepenkerl beschäftigt sich gerade mit Münzen aus biblischer Zeit.

Münzen aus biblischer Zeit sichtet der Kiepenkerl

Ein hübsches Sümmchen aus alten Goldmünzen – Foto Pixabay

Zu Lebzeiten von Jesus gab es in Palästina zwei Währungen. Die biblischen Prägungen waren Schekel. Während zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen nur die von der römischen Besatzung ausgegebenen römischen Münzen dienten.

Schekel / Tetradrachme

Die Tyrischen Schekel – auch Tetradrachmen genannt – waren in biblischer Zeit die begehrtesten Silbermünzen in Palästina. Sie wurden im 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum Jahr 70 n. Chr. in Tyros geprägt. Die Vorderseite des Silberschekels zeigt den tyrischen Stadtgott Melkart und die Rückseite das Bild des ptolemäischen Adlers, der als Zeus-Symbol galt. Die biblische Grundeinheit des Schekel-Gewichtsystems wurde unterteilt in Halb-, Drittel- und Viertelschekel.

Schekel                 = Tetradrachme    = Silbermünze = 4 Denare

Halbschekel        = Doppeldrachme = Silbermünze = 2 Denare

Viertelschekel     = Denar                  = Silbermünze = Silberling

AS                         = 1/16 Denar          = Bronzemünze

Quadrans            = 1/64 Denar          = Bronzemünze

Münzen aus biblischer Zeit sichtet der Kiepenkerl

Schekel aus unserer Zeit – Foto Pixabay

Die Tyrischen Schekel waren nicht im normalen Geldumlauf. Sie wurden ausschließlich zur Bezahlung der Tempelsteuer und als Zahlungsmittel im Jerusalemer Tempelbereich verwendet. Die Bedeutung des Schekels lag darin, dass nur mit ihm die jährliche Tempelsteuer in Höhe von einem halben Schekels bezahlt werden konnte, die jeder männliche Israelit – auch in der Diaspora – vom 20. Lebensjahr an zu bezahlen hatte. Das Geld diente dem Unterhalt des Jerusalemer Tempels.

Die Römer führten in Palästina ab 64 n. Chr. ihre Reichsmünzen Denar, As und Quadrans ein. Das Neue Testament berichtet in Matthäus 17. 24-27, dass Jesus Simon Petrus anweist, eine Tetradrachme als Steuer für sie zusammen zu entrichten.

Geldwechsler tauschten die in Judäa gebräuchlichen Umlaufmünzen in Schekel oder Halbschekel um.

Das Gewicht des Tyrischen Schekels betrug 11,4 Gramm. Die Schekel waren wegen ihres hohen Silbergehalts (94 – 97 %) auch als Geldanlage geschätzt. 

Silberling / Denar

Im Neuen Testament ist an 16 Stellen von Denaren die Rede. Zur besseren theologischen Einordung übersetzt Martin Luther das Wort Denar in der Bibel mit „Silberling2, obwohl es im hebräischen Text auch andere Bezeichnungen gibt. Ein Silberling (Silberdenar) entsprach einem Viertelsilberschekel. Der Denar war die römische Sold- und Steuermünze. Die Vorderseite der zu Jesus Zeiten geprägten Silberlinge zeigt das Portrait von Kaiser Tiberius. Auf der Rückseite ist seine Mutter Livia als Friedensgöttin zu sehen.

Ein Denar (Tribut-Penny oder Bibelpfennig) entsprach dem Tagelohn eines Arbeiters im Weinberg und dreißig Silberlinge (= Denare) erhielt Judas für den Verrat von Jesus. Er dürfte tatsächlich römische Denare erhalten haben, denn die Priester wollten den von Judas in den Tempel zurückgeworfenen „Judaslohn“ nicht in den „Gotteskasten“ legen, weil sich dort nur Schekel befanden.

As

Wie bei vielen Währungen ging auch die Entwicklung der As auf eine Gewichtseinheit zurück. Ab 24 v. Chr. wurde der Bronze-As aufgrund einer Währungsreform als Scheidemünze geprägt. Ihre Größe lag zwischen 23-27 mm und ihr Gewicht zwischen 10-12 g. Ihr Wert betrug 1/16 Denar.

Die Münzen zeigen auf der Vorderseite das Brustbild von Augustus und seiner Frau Agrippa (Eltern von Kaiser Tiberius) und auf der Rückseite ein Krokodil mit Palmzweig.

Pfennig / Quadrans

Martin Luther übersetzt das Wort Quadrans mit „Pfennig“. Die Bronzemünze entspricht 1/64 Denar. Die Vorderseite der von 15 v. Chr. – 78 n. Chr. im französischen Lyon geprägten Münzen zeigt den Kopf des Tiberius mit dem Schriftzug „Sohn des göttlichen Augustus“. Auf der Rückseite ist der Altar der drei Gallier in Lugdunum zu sehen. Es war die kleinste Münze des römischen Geldsystems. Ihr Gewicht lag um 2,8 Gramm.

Im Gleichnis (Matthäus 5) heißt es dazu: „Wer sich nicht mit seinem Gegner versöhnt, wird im Gefängnis bleiben, bis der letzte Quadrans bezahlt ist.“

Talent

Das Talent war ursprünglich eine Gewichtseinheit. Doch auch eine bestimmte Menge an Geldmünzen wurde als Talent bezeichnet. Talente waren die größte Zähleinheit in der Bibel. 1 Talent entsprach 3.600 Schekel. Im Gleichnis (Matthäus 18.23) entlässt der König dem Schuldner die riesige Summe von 10.000 Talenten. Das entspricht ca. 41 Kilogramm Silber (3.600 x 11,4 Gramm).

Tempelreinigung

Geldwechsler tauschten die in Judäa gebräuchlichen Umlaufmünzen in Schekel oder Halbschekel um. Da die Opfertiere (Ochsen, Schafe, Tauben) gemäß dem ersten Teil der hebräischen Bibel für den toragemäßen Opferkult makellos sein mussten, wurden den Pilgern im Eingangsbereich des Tempels kultisch reine Tiere zum Kauf angeboten.

Mit der Reinigung des Jerusalemer Tempels durch Jesus ist der Tempelvorhof gemeint. Als er dort die Händler und Geldwechsler (einschließlich ihrer Schafe und Rinder) sah, trieb er sie nach der Überlieferung (Johannes 2.13-16) mit einer Geißel aus Stricken aus dem Tempel, stieß ihre Tische um und verschüttete das Geld der Wechsler mit den Worten: „Macht meines Vaters Haus nicht zum Kaufhaus!“ Steht nicht geschrieben: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.“

Die Wechsler haben auch Kredite gewährt und Zinsen für Geldanlagen von Besuchern gefordert. Dazu heißt es in Matthäus 2.25-27: „So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten.“

Unabhängigkeitsmünzen

Der Silberschekel hatte einen Durchmesser von 33 mm und wog 1,7 g. Die Vorderseite zeigt einen Tempelkelch mit aufsteigendem Rauch in hebräischer Umschrift (“ISRAEL SHEKEL”). Auf der Rückseite ist ein Aronstab mit Zweigen und Blättern des Mandelbaums in hebräischer Umschrift (“HEILIGES JERUSALEM”) zu sehen. Diese Nachprägung des Schekels aus dem ersten jüdischen Aufstand wurde von Pilgern gern als Schuck getragen.

Die Münzprägungen während des Jüdischen Krieges gegen die römische Besatzung (66 bis 70 n. Chr.) zeigen Symbole und Losungen der Aufständischen und sind von besonderer Bedeutung für deren Selbstverständnis. Die Münzen wurden in Jerusalem geprägt.

Das Prägen von eigenen Silbermünzen war eine Unabhängigkeitserklärung gegenüber dem Römischen Reich, denn das Recht, Silbermünzen herauszugeben, hatte nur der Kaiser.

Die neu eingeführten und in großer Zahl in Umlauf gebrachten Münzen, mit zeitlich unterschiedlichen kultischen Darstellungen, sind ein Alleinstellungsmerkmal der jüdischen gegen die römische Herrschaft. Es waren Münzen, die statt des anstößigen Kaiserbildes die heiligen Gegenstände des Kults und der Festfreude, ja vielleicht sogar den »Kelch der Erlösung« trugen und deren Inschrift statt der Göttlichkeit des Kaisers die der Erlösung Israels proklamierten.“

 

 

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