Schwarzpulver läßt es krachen – weiß der Kiepenkerl

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Schwarzpulver läßt es ordentlich krachen. Das weiß jedes Kind – aber woher kommt dieser explosive Stoff, fragt der Kiepenkerl.

Schwarzpulver läßt es krachen - sagt Kiepenkerl

In früheren Zeiten wurden Vorderlader wie solche Kanonen mit Schwarzpulver befüllt – Foto Pixabay

Der Franziskaner-Mönch Berthold Schwarz aus Freiburg im Breisgau soll 1358 bei alchimistischen Experimenten durch Zufall das nach ihm benannte Schwarzpulver erfunden haben. Unter Historikern gilt er allerdings als fiktive Gestalt. Auch die ihm zugeschriebene Erfindung von Schwarzpulver, Handgewehren oder Kanonen halten sie für eine Legende.

Die Legende lässt sich kurz zusammenfassen: Berthold soll in einem Mörser Salpeter, Schwefel und Holzkohle mit dem Stößel zerstampft haben. Mörser und Stößel stellte er mit der Mischung auf einen heißen Ofen. Als er den Raum für kurze Zeit verlassen hatte, ereignete sich eine Explosion. Die herbeigeeilten Ordensbrüder stellten fest, dass der herausgeschleuderte Stößel so fest in einem Deckenbalken steckte, dass er selbst nach der Berührung mit den Reliquien der heiligen Barbara nicht herausgezogen werden konnte.

Schwarzpulver läßt es krachen - sagt Kiepenkerl

In Feuerwerkskörpern wird bis heute Schwarzpulver eingesetzt – Foto Pixabay

Nach der Legende sollen Mörser und der Stößel auch als Vorlage für die erste primitive Kanone gedient haben. Auf die Explosion gehen die Bezeichnungen „Schwarzpulver“ und „Mörser“ zurück. Seither gilt die heilige Barbara auch als Schutzpatronin der Artilleristen.

Schwarzpulver war der erste Explosivstoff, der als Treibladung bei Waffen verwendet wurde. Die treibende Wirkung der Pulvergase entsteht dadurch, dass die freiwerdenden Gase nach der Zündung des Pulvers um das 800fache im Vergleich zur Atmosphäre verdichtet werden. Schwarzpulver ist eine Mischung aus 75 Prozent Salpeter, 10 Prozent Schwefel und 15 Prozent Holzkohle. Die fein gemahlene Holzkohle wurde früher wegen des geringen Ascheanteils aus dem Holz des Faulbaums (Pulverholz) gewonnen. Inzwischen wird es durch Erlenholz ersetzt.

Heute kommt Schwarzpulver ausschließlich in der Pyrotechnik, insbesondere bei der Herstellung von Feuerwerk und Böllern, sowie zum Schießen mit Vorderlader-Pistole oder Vorderlader-Gewehren zum Einsatz. Vorderlader werden mit dem Schwarzpulver und einem Projektil durch die Mündung geladen.

Historiker gehen davon aus, dass Schwarzpulver im chinesischen Kaiserreich erfunden wurde. Die erste schriftliche Erwähnung salpeterhaltiger Brandsätze findet sich um 1044. In dieser Zeit wurden auch Feuerpfeile (Raketen) entwickelt. Die älteste in China noch erhaltene Handfeuerwaffe stammt aus der Zeit um 1288. In China und Japan wurde Schießpulver vornehmlich zu rituellen Zwecken eingesetzt – beispielsweise zu Ehren von Verstorbenen.

Schwarzpulver läßt es krachen - sagt Kiepenkerl

Böllerschüsse werden immer noch ganz klassisch mit Schwarzpulver abgefeuert – Foto Pixabay

Inzwischen ist bewiesen, dass Chinesen spätestens im 13. Jahrhundert mit Schwarzpulver gefüllte Bomben als Waffe eingesetzt haben. Bereits 1214 stellte Dschingis Khan, der Begründer des „Mongolischen Reichs“ eine chinesische Katapulteinheit für seine Feldzüge auf. Sie verschoss nach chinesischem Vorbild, Bomben mit der Kraft von Schießpulver.

Die Kenntnisse über Schwarzpulver kamen vermutlich durch Handelskontakte entlang der Seidenstraße in den arabischen Raum und nach Europa. Im niederdeutschen Sprachraum wurde Schwarzpulver als „Donnerkraut“ bezeichnet.

Schwarzpulver läßt es krachen - sagt Kiepenkerl

Im amerikanischen Bürgerkrieg kamen solche Kanonen zum Einsatz. Befüllt wurden sie mit Schwarzpulver – Foto Pixabay

Die friedliche Nutzung von Schwarzpulver für Luftfeuerwerk ist in Europa im Jahr 1379 verbürgt. Italienische Spezialisten entwickelten durch das Zumischen von pyrotechnischen Salzen und weiteren chemischen Stoffen Feuerwerke mit farbigen Leuchteffekten für Schlösser, Schlachten, Feiertage und Naturereignisse. Im Jahr 1660 wurde der Sonnenkönig Ludwig XIV. bei seinem Einzug in Paris durch die Zündung von zehntausend bunten Feuerwerkskörpern empfangen und zur Feier des „Aachener Friedens von 1768“ komponierte Georg Friedrich Händel die Feuerwerksmusik.

Im 17. Jahrhundert gab es die ersten Musketen, in denen Schwarzpulver als Treibmittel für Kugeln in Papierpatronen eingesetzt wurde.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichte die Entwicklung des Hinterladers den noch einfacheren Einsatz von Einheitspatronen.

Heute wird Schwarzpulver nur noch zur Herstellung von Feuerwerkskörpern eingesetzt. Böller und andere Knallkörper bestehen aus Pappe und enthalten Schwarzpulver, das rasend schnell verbrennt. Die Zündung erfolgt über eine Zündschnur. Beim Verbrennen entsteht ein hoher Druck, der die Hülle zerreißt. Das Ergebnis ist ein lauter Knall und ein heller Lichtblitz.

Feuerwerksraketen bestehen ebenfalls aus einer Papphülse, die mit Schwarzpulver gefüllt und an einem Leitstab befestigt ist, der für eine stabile Flugbahn sorgt. Nach der Zündung der ersten Stufe über eine Zündschnur brennt das Schwarzpulver kontrolliert ab. Die entstehenden Gase entweichen mit hohem Druck durch ein Loch im Boden der Papphülse und stoßen die Rakete bis in eine Höhe von 60 bis 80 Metern. Dort kommt es dann zur Explosion einer zweiten Ladung Schwarzpulver. Diesem sind meist mit Metallverbindungen und farbigen Salzen vermischt, die bunte Funken und Blitze erzeugen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängten brisantere Sprengstoffe, wie Nitroglyzerin oder Nitrozellulose (Schießbaumwolle), das Schwarzpulver weitgehend als Explosivstoff.

Alfred Nobel war an der Weiterentwicklung von Nitroglyzerin sehr interessiert, um den Sprengstoff für die zivile Nutzung gefahrloser transportieren und einsetzen zu können. Zwischen 1860 und 1864 experimentierte der Schwede unter anderem auf der Zeche Dorstfeld, bei Dortmund, mit Sprengstoffen im Bergbau. Um Nitroglycerin eine höhere Sicherheit zu verleihen, ließ er Kieselgur und Nitroglyzerin im Mischungsverhältnis von 3:1 herstellen. Das patentierte Produkt nannte er Dynamit.

Der Bedarf an einem sichereren und trotzdem wirkungsvollen Sprengstoff war zu dieser Zeit im Bergbau, im Straßenbau und zur Diamantensuche besonders hoch. Durch seine Erfindung verdiente Nobel schnell ein riesiges Vermögen. Seine Unternehmen lieferten Dynamit in die ganze Welt. Nobel selbst reiste ständig, um sein Produkt zu verkaufen. Am Ende seines Lebens besaß er über 90 Dynamit-Fabriken auf allen Kontinenten.

Alfred Nobel (1833–1896) legte in seinem Testament fest, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden soll, deren Zinsen „als Preis denen zugeteilt wird, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.“ Das Geld sollte zu fünf gleichen Teilen auf die Gebiete Physik, ChemieMedizin (oder Physiologie), Literatur und Friedensbemühungen verteilt werden. Das Stiftungsvermögen mussten die Treuhänder in sichere Wertpapiere anlegen. Das Preisgeld beträgt seit 2020 je Kategorie 10 Millionen schwedische Kronen (ca. 973.000 Euro).

1968 stiftete die Schwedische Nationalbank den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften“. Der wird gemeinsam mit den Nobelpreisen vergeben, unterliegt ähnlichen Vergabekriterien und ist gleich dotiert. Er wird in der Öffentlichkeit als Nobelpreis wie die anderen wahrgenommen.

Der Nobelpreis gilt als höchste Auszeichnung in den fünf Disziplinen und wird jedes Jahr an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben, alle anderen Preise in Stockholm.

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