Wolfshunde in OWL: Der Wolf ist ein Mythos, faszinierend und doch beängstigend zugleich. Annette Feldmann aus Büren hat zwar keine Wölfe, aber immerhin ein Rudel Wolfshunde um sich herum. Die Wolfshundeexpertin bietet unter anderem Trekkingtouren mit ihren Schützlingen an, sogar bei Vollmond. Sie weiß um die spezielle Aura jenes Tieres, das dem Menschen in ganz besonderer Weise nahesteht und ihn zu einer wesentlichen Erkenntnis führen kann.
Reden wir zunächst vom Wolf: Nicht zuletzt sorgt er als ein Schafe reißendes Tier für Ungemach bei den Bürgern. Doch hatte der Wolf nie einen guten Stand beim Menschen. Daran haben auch die Gebrüder Grimm ihren Anteil, die mit Märchen wie „Rotkäppchen und der böse Wolf“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ den Mythos vom bösen Wolf über Generationen weitergegeben haben. Fakt ist: Der Wolf ist das größte Raubtier aus der Familie der Hunde.
Seit den 1980er Jahren steht der Wolf in vielen Ländern unter Schutz, in europäischen Staaten durch die Berner Konvention, in der EU seit 1992 zusätzlich durch das Regelwerk der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie.
„Als die Menschen noch nicht sesshaft waren, galt der Wolf als Freund des Menschen. Erst, als der reiche Klerus den geschossenen Wolf zum Statussymbol erklärte und der Wolf die Schafe der armen Knechte riss, wurde der Wolf zum Feind des Menschen erklärt, der sich in der Not gezwungen sah, das Tier zu hassen“, erklärt Annette Feldmann, die in Büren mit einem Rudel Wolfhunde zusammenlebt und auch Touren mit ihnen anbietet. „Wenn man den Wolf in Ruhe lässt und er nicht von Menschenhand genötigt wird, greift er auch nicht an“, sagt sie.
„Der Wolf ist sehr scheu, ihn zu sehen hat Seltenheitswert. Wichtig ist, ihn in Ruhe zu lassen und nicht etwa anzufüttern, wie damals in Niedersachsen geschehen. Auch sollten ausgewiesene Wolfsgebiete in der Ranzzeit von Januar bis März nicht mit freilaufenden Hunden aufgesucht werden. Dann verteidigen die Wölfe ihr Territorium. Respektiert der Mensch den Wolf und schützen wir unsere Nutztiere, werden wir ihn kaum bemerken und merken, dass er in unsere Natur- und Kulturlandschaft gehört, wie alle anderen Wildtierarten.“
Wölfe sind monogam, sie leben in Familienverbänden, in Rudeln. Das macht sie für viele, die Annette Feldmann besuchen und in leibhaftigen Kontakt nicht mit Wölfen, aber Wolfshunden kommen wollen, so interessant. Seit 2020 bietet sie neben anderen Erlebnissen eine Wolfshunde-Trekkingtour bei Vollmond an, in der die ursprüngliche Art ihres „Magic Moonlight-Rudels“ in einer natürlichen Umgebung erlebbar wird. Je nach Mondstand kann die Exkursion an zwei, drei Tagen vor und am Tag des Vollmondes selbst unternommen werden. Die Tour selbst dauert etwa drei Stunden. Dabei wird den Teilnehmern Spannendes und Wissenswertes über Wolfshunde und auch Wölfe vermittelt. Etwa, dass sich in Westfalen mittlerweile mehrere Tiere dauerhaft niedergelassen haben, weshalb bisher die Wolfsgebiete „Schermbeck“, „Senne-Eggegebirge“, „Eifel-Hohes Venn“ und „Oberbergisches Land“ ausgewiesen wurden. „Das Umweltministerium NRW hat mit der Ausweisung von sogenannten Wolfsgebieten, Pufferzonen und Wolfsverdachtsgebieten Möglichkeiten zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen für die Tierhalterinnen und Tierhalter geschaffen“, erklärt sie.
Warum aber möchten Menschen einen Tag mit Wolfshunden verbringen? Was ist dran am Mythos Wolf, um den sich weltweit Sagen, Mythen und Geschichten ranken. In ägyptischen, griechischen und römischen Mythologien ist der Wolf oft hoch geschätzt. In der Antike steht die Wölfin „Lupa“, die laut der Sage Remulus und Remus großgezogen hat, für Fruchtbarkeit und Mutterliebe, die laut der Sage Remulus und Remus groß gezogen hat. In der ägyptischen Mythologie gelten Wölfe und Schakale als Seelenführer in das Reich der Toten. Sichtbar wird dies in dem altägyptischen Gott Anubis, der in der Gestalt des Schakals auftritt. An ihn angelehnt mag der Werwolf sein, dem Wolf in Menschengestalt, der als furchteinflößendes Wesen durch Bücher und Filme geistert.
„Der Wolfshund ist ursprünglicher und je nach Content schwieriger zu konditionieren als die meisten Hunderassen“, sagt Annette Feldmann, die als ehrenamtliche Luchs- und Wolfsberaterin und anerkannte Hundeausbilderin mit Zertifikaten in unterschiedlichsten Bereichen von Kynologie bis Hundesport unterwegs ist. „Wolfshunde sind ausdrucksstärker und haben mehr nonverbale Kommunikationssignale als andere Haushunderassen“, sagt sie. Die Tiere kommen dem Intellekt des Menschen sehr nah, der als individuelles Wesen in einer Gemeinschaft lebt. Bei Annette Feldmann wird diese doch einzigartige Verbindung beziehungsweisedie Beziehung zwischen Wolf und Mensch erlebbar.
Feldmanns Wolfshunde sind keine Wölfe – es sind Kreuzungen voin Wolf und Hund und werden korrekt Wolfhunde genannt. Bei Feldmanns Trekking-Touren sind die Teilnehmer mit diesen vom IHV anerkannten und Rasse-zertifizierten Wolfhunde unterwegs, die ursprünglich in ihrer Art, aber auch alltags- und familientauglich sind. Das Rudel führen Monja, ein Wolfhundemix aus Saarloos, weißem und belgischem Schäferhund, und Mexx, ein weißer Marxdorfer Wolfhund, an, die 2018 sieben Welpen zur Welt brachten. Annette Feldmann beschreibt ihre Schützlinge als offen, souverän und klug, manche als „absolut schmusige und anhängliche Hunde. Wir pflegen einen liebevollen Umgang miteinander.“ Dass dies auch mit Fremden funktioniert, zeigt sich in einem außergewöhnlichen Angebot. So können sich in Zusammenarbeit mit einem Bonner Filmstudio alle Wolfhunde-Begeisterten vom Brautpaar bis zum Naturschutzverein mit Wölfen nicht nur fotografieren, sondern auch filmen lassen.
Bei der Trekking-Tour geht es gemeinsam mit den Wolfhunden durch die Wälder des Naturparks Teutoburger Wald und am Rande des Sauerlands sowie der Lausitz, der Heimat der deutschen Wölfe. Bei den Touren erfahren die Teilnehmer die Einheit von Mensch, Tier und Natur und sich selbst als ein Teil des Ganzen. Sie spüren eine tiefe Verbundenheit, in der der Wolf als Bindeglied fungiert. Für den ein oder anderen mag die Begegnung sicherlich auch ein Ansatz sein, sich mit spirituellen Themen auseinanderzusetzen, sagt Annette Feldmann, die eher realistisch gestrickt ist. Ihren Leitsatz kann man aber durchaus als Mantra verstehen, das da lautet, ganz einfach der Natur ihren Lauf zu lassen und sich als Mensch zurückzunehmen. rio
Wolfhundetrekking – ganzjährig
- Fotoshooting oder Filmtag: Aufnahmen sind sowohl für professionelle, als auch ehrenamtliche Web- und Filmauftritte mit dem Wolfhunde-Team möglich.
- Natur-Exkursionen: im Sommer mit dem Kanu auf Westfalens Flüsse oder im Winter im Sauerland mit Schneeschuhen
- Vollmondtrekkingtouren
- Wolfhunde-Betreuer für einen Tag
Wunschtermine können online ausgesucht werden
Magic Moonlights Wolfshundetrekking, www.wolfshundetrekking.de
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