Fremdenhass ist nicht neu – sagt der Kiepenkerl

Fremdenhass ist nicht neu: Als die germanischen Stämme noch unter sich waren, konnten sie ihren Fremdenhass ungebremst ausleben. Sie empfanden Eindringlinge als Bedrohung für Leib und Leben. Zum Schutz gegen die Fremdherrschaft aus Rom gab es kurz nach unserer Zeitrechnung die AfG – Arminius für Germania. Der Cheruskerfürst zeigte den Römern in der Varusschlacht, wo der Hammer hängt.

Fremdenhass ist nicht neu - sagt der Kiepenkerl

In den vergangenen Jahren sind viele Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien nach Europa gekommen – Foto Pixabay

Gegenwärtig kämpft die Alternative für Deutschland (AfD) mit Fremdenhass gegen eine vermeintliche Bedrohung durch Kriegs- und Wohlstandsflüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten. Von Rechtsradikalen, Reichsbürgern, Querdenkern, Corona-Leugnern bis hin zu Verschwörungstheoretikern wird die Protestpartei mit zunehmender Stärke in die deutschen Parlamente gewählt.

Zehntausende von Flüchtlingen wurden 2015 an den europäischen Grenzen, in Bahnhöfen und auf unseren Straßen willkommen geheißen, beherbergt und großzügig verpflegt. In der Euphorie ging unter, dass nicht nur Schutzbedürftige vor Krieg und Gewalt ins Land strömten. Doch ein erschwindelter Asylstatus ist kein Freibrief für den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland.

Fremdenhass ist nicht neu - sagt der Kiepenkerl

Der Bürgerkrieg hat viele der Städte in Syrien mehr oder weniger zerstört – Foto Pixabay

Als Nachfahren der Römer sind die Italiener heute ein Bollwerk gegen den ungeordneten Zustrom von Bootsflüchtlingen. Trotzdem entwickelten sich die italienischen Häfen zur wichtigsten Anlaufstelle für europäische Rettungsschiffe mit Kriegs- und Armutsflüchtlingen, die von Afrika übersetzen. Daraufhin drohte der italienische Innenminister Matteo Salvini den Staaten der EU mit der Schließung der italienischen Häfen für Schiffe mit Geretteten.

Sein Ziel war es, einen festen Verteilungsschlüssel für die in italienischen Häfen angelandeten Bootsflüchtlinge zu erreichen. In Selbstüberschätzung erzwang er Neuwahlen, um eine Mehrheit für die Durchsetzung seines Ziels zu erreichen. Doch die Wähler verpassten ihm und der Lega Nord einen Denkzettel. Die Fünf-Sterne-Bewegung und die Sozialdemokraten einigten sich schließlich auf eine Koalition. Die beendete die strikte Abschottungspolitik. Inzwischen tourt Innenminister Horst Seehofer durch Europa, um einen nachhaltigen Verteilungsschlüssel für Bootsflüchtlinge zu vereinbaren – bisher ohne Erfolg.

Fremdenhass ist nicht neu - sagt der Kiepenkerl

In Europa schlägt vielen der Flüchtlinge aus dem Irak, aus Afghanistan und Syrien Fremdenhass entgegen – Foto Pixabay

Auch die Kreuzzüge zwischen 1095 und dem 13. Jahrhundert zeugten von Fremdenhass und Ausgrenzung. Zunächst ging es um die Befreiung von Jerusalem, das seit 638 unter muslimischer Herrschaft stand. Papst Urban II forderte die Christen auf, die Muslime aus dem Heiligen Land zu vertreiben. Von der Kontrolle über das Territorium versprach er sich eine Stärkung der Machtposition des Heiligen Stuhls. Auf Unterstützung aus Spanien konnte der Papst nicht zählen, denn das Land war seit dem 8. Jahrhundert fest in arabischer Hand.

Neben den religiösen Motiven für die Kreuzzüge gab es auch handfeste wirtschaftliche Interessen der Seemächte Genua und Venedig. Das wurde beim vierten Kreuzzug deutlich, den die Venezianer nach Konstantinopel umleiteten. Ihr Ziel war die Plünderung der Stadt und die Verschiffung der Beute nach Venedig. So schalteten sie im Handstreich den starken Wettbewerber im Handel mit China und Indien aus. Positiv an dem Beutezug war, dass die Kreuzritter auch Kreuzkümmel und andere orientalischen Gewürze im Handgepäck mitbrachten.

Die westliche Alianz hat in Afghanistan keinen Frieden gebracht, sondern vor allem neue Flüchtlingsströme gen Westen losgetreten – Foto Pixabay

Der Dreißigjährige Krieg war in erster Linie ein Religionskrieg – so wie heute der Kampf zwischen Sunniten und Schiiten. Es ging aber auch um die katholische spanisch-habsburgische Vorherrschaft in Europa. Kaiser und Papst wollten den Protestantismus in Deutschland beseitigen. Das misslang nur, weil der Schwedenkönig Gustav Adolf militärisch intervenierte und den Protestantismus vor einer vernichtenden Niederlage rettete. Bis zum Westfälischen Frieden von 1648 gab es in Europa zahllose ausgegrenzte Glaubensflüchtlinge.

Fremdenhass ist ein großes Problem

Durch den Protestantismus sind neue Glaubenskriege ausgebrochen – Foto Pixabay

Seit der Reformation ist Deutschland ein bikonfessionelles Land – Katholiken und Protestanten leben einträchtig nebeneinander. Doch erst durch die Weimarer Verfassung wurde Deutschland zu einem säkularen Staat. Die Autoren der Verfassung fanden einen Kompromiss: Es sollte zwar keine Staatskirchen mehr geben. Gleichwohl wurden aber Kooperationsmöglichkeiten zwischen dem Staat und den Kirchen eröffnet. In der Reichsverfassung von 1919 wurden darüber hinaus regelmäßige Zahlungen an die Kirchen für die Enteignung kirchlicher Güter im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 vereinbart.

Der Antisemitismus war ein zentraler Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie. Juden galten bei den Nazis als Sündenböcke und wurden als Untermenschen behandelt und verfolgt. Bereits am 1. April 1933 gab es eine umfassende Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien. Juden wurden aus ihren Berufen verdrängt und zur Emigration gezwungen.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs erstreckte sich die Judenverfolgung auch auf die von Deutschland besetzten Länder. Sie verschärfte sich vor allem nach dem Überfall auf die Sowjetunion. Auf der im Januar 1942 stattfindenden

Wannseekonferenz regelten hochrangige NSDAP- und SS-Funktionäre sowie Staatssekretäre verschiedener Ministerien die Endlösung der Judenfrage. Es folgte die systematische Deportation der Juden in Ghettos, bevor sie in Konzentrations- und Vernichtungslagern industriell ermordet wurden. Knapp 5 bis 6 Millionen Juden fielen dem Holocaust zum Opfer.

Ältere Menschen glauben, dass früher alles besser war. Stimmt bedingt! Wohl dosiert waren die Zuwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg ein Wohlstandsfaktor für Deutschland. Italienische und andere südeuropäische Arbeiter trugen wesentlich zum deutschen Wirtschaftswunder bei. Diese Entwicklung müsste eigentlich eine Renaissance erleben, denn angesichts sinkender Geburtenraten könnten bald gut ausgebildete Arbeitskräfte fehlen – und die Kosten der umlagebasierten Sozialsysteme ins Unermessliche steigen. Fremdenhass war gestern. Jetzt geht es um die Integration von Zuwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt.

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