Der Traum vom eigenen Unternehmen

Print Friendly, PDF & Email

Markus Köller hat sich den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt: Mit 2.000 Euro Startkapital und nur einem Mitarbeiter startete Markus Köller 2014 seine Kommunikationsagentur „DIE LOUNGE“ als Einzelunternehmen in Münster. Nach sechs Jahren mit rasantem Wachstum hatte DIE LOUNGE 12 Mitarbeiter. Im Januar 2020, kurz vor der Covid-Pandemie, verkaufte der Firmengründer DIE LOUNGE an das Online-Fitness-Unternehmen CyberFitness. Im Interview mit Westfalium verrät Köller einiges über erfolgreiche Unternehmensgründung.

Der Traum vom

Vertrauen durch langjährige Zusammenarbeit: Das von Marc Jürgens (l.) geleitete Unternehmen CyberFitness war einige Jahre Kunde von Markus Köller und seiner Firma DIE LOUNGE. 2019 übernahm CyberFitness dann DIE LOUNGE – Foto Luisa Jendroska, CyberFitness/DIE LOUNGE

Laut dem Online-Portal www.gruenderpilot.de scheitern 70 bis 90 Prozent aller Unternehmensgründungen in den ersten fünf Jahren – Ihr Unternehmen „DIE LOUNGE“ hat die schwierigen Anfangsjahre erfolgreich gemeistert. Was sind die Gründe dafür?

Markus Köller: Wirklich? So viele? Wow, da habe ich ja gut Glück gehabt. Nun, ich denke, es waren vor allem drei Dinge, von Anfang an in die Hände spielten als ich meinen Traum vom eigenen Unternehmen in die Tat umgesetzt habe: Erstens hatte ich einen sehr bodenständigen Business-Plan. Keine großen Sprünge, nicht zu viele Investitionen, möglichst keine vertraglichen Bindungen, maximale Freiheitsgrade. Zweitens: Die Mitarbeiter. Ich habe DIE LOUNGE mit Miriam Küthe gegründet; Miriam war absolut engagiert und top und wir hatten eine gute Verbindung. Sie hat den Laden einfach „gerockt“. Auch wenn sie seit einigen Jahren sehr erfolgreich woanders tätig ist, sind wir immer noch befreundet. Und auch in der folgenden Zeit hatte ich immer ein glückliches Händchen bei der Mitarbeiterwahl: Rückblickend würde ich sagen, dass wir stets ein sehr gutes, hoch engagiertes Team hatten, das zu jeder Zeit perfekt harmonierte. Ohne das hätte nichts funktioniert.

Und was war der dritte Erfolgsfaktor?

Köller: Die Kundenbindung. Von Anfang an lag unser Fokus auf den Kunden. Wir haben ehrlich und unkompliziert beraten, die Kunden wirklich ins Zentrum unseres Handelns gerückt und – wann immer es ging – sie in kreative Prozesse eingebunden.

Worauf müssen Unternehmensgründer in den ersten Jahren besonders achten?

Köller: Dass man sich nicht überschätzt, auch wenn es mal streckenweise gut oder sogar sehr gut läuft. Krisen kommen: Sei es eine Krankheit, sei es ein problematisches, durchwachsenes Projekt, das immer aufwendiger wird, oder – wie augenblicklich – eine Pandemie. Da bekommt der Traum vom eigenen Geschäft durchaus manchmal alptraumhafte Züge. Man muss sich immer klar machen, was man besonders gut kann, idealerweise besser als andere. Und wenn da nichts ist, muss die Expertise aufgebaut werden. Dann hast Du Deinen USP, Dein Argument, warum man mit Dir zusammenarbeiten sollte und musst nicht über den Preis gehen. Ich glaube, es ist dieser Spagat zwischen Demut und Selbstbewusstsein, der einen Gründer nachhaltig erfolgreich macht.

Was hat Ihr Unternehmen für den Käufer so interessant gemacht?

Köller: CyberFitness war zuvor Kunde meiner Agentur. Wir haben eine lange gemeinsame Historie – dabei sind viel Vertrauen und Freundschaften entstanden. Ausschlaggebend war schließlich, dass CyberFitness aus der strategischen Positionierung heraus einen erhöhten Bedarf nach den Dienstleistungen meiner Agentur hatte. Für sie gab es letztlich nur die Alternativen, eine Agentur wie meine zu kaufen oder von Null ein neues Team aufzubauen. In langen Gesprächen sind wir die Bilanzen meiner Agentur durchgegangen, die laufenden Kosten, Rechnungsausgänge und so weiter. Es war für CyberFitness, denke ich, schnell zu erkennen, dass es keinen Haken, kein echtes Risiko beim Kauf gab. Außerdem hatte es menschlich immer gepasst. Zwischen den Führungskräften von CyberFitness und mir – aber auch unter den Mitarbeitern. Ich selber war ziemlich geflashed von den CyberFitness-Produkten – und auch diese ehrliche Begeisterung, denke ich, hat man einfach gespürt. Es war auch zu jedem Zeitpunkt klar, dass ich DIE LOUNGE weiter leiten würde – und wir haben gemeinsam die weitere Entwicklung der Agentur geplant.

Was ist beim Verkauf eines jungen Unternehmens zu beachten?

Köller: Ich denke, es ist das wichtigste, die Mitarbeiter mitzunehmen. Ihnen aufzuzeigen, wo die Reise hingehen kann, dass die Dinge für jeden einzelnen besser werden. Da muss man aber auch ehrlich sein – ich hatte mit CyberFitness entsprechende Arrangements für meine damaligen Mitarbeiter getroffen. Und offene Kommunikation: Ich habe regelmäßig laut über einen Verkauf der Agentur nachgedacht, hatte es sogar als Unternehmensziel für 2019 ausgeschrieben. Dadurch wurden die Mitarbeiter frühzeitig involviert, und mehrere Interessenten meldeten sich. Wir konnten am Ende aus zwei konkreten Angeboten wählen. Das ist natürlich auch deutlich entspannter.

Was war für Sie beim Verkauf Ihres Unternehmens besonders schwer?

Köller: Es sollte einem von vorneherein klar sein, dass man loslassen können muss. Wenn man sechs Jahre alleiniger Inhaber eines Unternehmens war, hat man eigene Vorstellungen aufgebaut und vielleicht die ein oder andere Eigenart und Marotte entwickelt – vielleicht so ähnlich wie Singles, die sehr lange alleine leben. Den Traum vom selbstbestimmten Unternehmerdasein zu verabschieden, im kreativen und wirtschaftlichen Prozess mit anderen, das ist ehrlich gesagt nicht immer einfach. (wg)

DIE LOUNGE, Tel. 0251/92260704, www.dielounge.de

CyberFitness, Tel. 0251/23976070  , www.cyberfitness,de

Speak Your Mind

*