Apfelkultur im Münsterland freut den Kiepenkerl

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Apfelkultur im Münsterland freut den Kiepenkerl: Jeder Obst- und Gemüsefan wird sich auf dem Hof Grothues-Potthoff wohl fühlen. Hier wachsen Äpfel, Birnen, verschiedene Beeren und Spargel. Der familiengeführte Betrieb in Senden verbindet auf dem historischen Gelände mit dem Hofladen, dem Café, der Bäckerei, dem Hotel und Restaurant auch Freizeitangebote.

Apfelkultur im Münsterland freut den Kiepenkerl

Die Apfelkultur wird das ganze Jahr über genau beobachtet – Foto Pixabay

Die Landwirtschaft hat auf Hof Grothues-Potthoff eine sehr lange Tradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. In den 1980er Jahren stieg die Familie aufgrund der Ortsnähe zu Senden von der Schweinehaltung auf den Spargelanbau um. Das begründete den Einstieg in die Direktvermarktung. Es folgten Kulturen mit Kernobst (Äpfeln und Birnen) sowie Beerenobst (Himbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren). Die auf dem Hof erzeugten Produkte tragen die Qualitäts- und Regionalauszeichnung „Siegel-Münsterland“.

Apfelkultur auf dem Hof Grothues-Potthoff: Das beliebteste Obst der Deutschen, der Apfel, wächst zusammen mit Birnen. In den geraden Reihen reifen auf 17 ha 15 verschiedene Apfelsorten. Die Bäume für den Obstanbau unterscheiden sich deutlich von den Obstbäumen, die üblicherweise in Hausgärten stehen. Es sind spezielle Spalierobstbäume. Sie werden nicht so hoch, und die Äpfel wachsen nah am Stamm ohne größere Astgabeln. Diese Baumart hat den Vorteil, dass die Erntehelfer ohne Leiter pflücken können.

Apfelkultur im Münsterland

Apfelkultur auf dem Hof Grothues-Potthoff: Das beliebteste Obst der Deutschen, der Apfel, wächst zusammen mit Birnen – Foto Pixabay

Im Frühjahr stellen Imker (Schlepper) aus dem Münsterland ihre Bienenvölker in die Apfelkultur. Die regionalen Saisonhelfer bestäuben die Blüten der Bäume und sammeln schmackhaften Honig. Unterbringungsprobleme wie bei ausländischen Saisonhelfern gibt es bei Bienen nicht.

In den Kulturen stehen auch einige Bäume mit sehr kleinen „Zieräpfeln“. Die sorgen für eine bessere Bestäubung, denn jeder Baum braucht mindestens die Pollen einer zweiten Baumsorte, um Früchte zu tragen.

Die Apfelkultur auf dem Hof Grothues-Potthoff steht immer unter Beobachtung: Die Bäume, Blüten und Früchte werden vom Obsthofteam genau beobachtet. Die Bäume dürfen nicht krank werden und die Äpfel sollen nicht von Insekten beschädigt sein. Äpfel haben über 30 Vitamine und Spurenelemente sowie wertvolle Mineralstoffe. Die meisten davon sitzen direkt unter der Schale. Deshalb heißt es in einer alten Obst-Bauernregel: „An apple a day keeps the doctor away.“

Gibt es während der Blütezeit Frost, können die Blüten erfrieren. Deshalb befindet sich zwischen den Baumreihen nicht nur eine Bewässerungsanlage, die für die richtige Wasserzufuhr sorgt, sondern auch eine Beregnungsanlage gegen Frostschäden. Bei Frostgefahr werden die Blüten wie mit einem Rasensprenger „beregnet“. Wenn das Wasser auf die Blüten trifft, wird Wärme freigesetzt, die die Blüten über 0 °C hält, sodass sie nicht erfrieren.

Gepflückt werden die Früchte der Apfelkultur von August bis November. Kunden mögen sie am liebsten, wenn sie schön rot sind – auch wenn das nicht unbedingt einen Geschmacksunterschied macht.

Apelkultur im Münsterland gedeiht besonders gut

Die Deutschen lieben vor allem rote Äpfel – aber auch die grünen Äpfel finden viele Freunde – Foto Pixabay

Die Erntehelfer werden von einem speziellen Fahrzeug unterstützt, das automatisch durch die Reihen fährt. Die reifen Äpfel werden vorsichtig gepflückt und auf das Fließband gelegt, das die Äpfel in einen Auffangkorb befördert.

Nachdem die Äpfel geerntet sind, werden sie in einer Halle gewaschen und nach Größe sortiert. Dann werden sie in Lagerkisten verpackt und im Hofladen verkauft oder an Supermärkte geliefert. Äpfel haben einen inneren „Reifeturbo“. Der setzt das Reifegas „Ethylen“ frei, das auch für die schnellere Reifung von anderem Obst und Gemüse sorgt. Deshalb sollten Äpfel getrennt gelagert werden, es sei denn man möchte die Reifung der übrigen Früchte ebenfalls beschleunigen. Die Westfalen AG verkauft chemisch hergestelltes Ethylen (C2 H 4)) unter der Bezeichnung „Bananenreifungsgas“.

Obst, das aktuell nicht benötigt wird, kommt in ein Kühllager mit niedriger Temperatur und geringer Sauerstoffkonzentration. Dazu wird der Luft in einem Absorberprozess (katalytische Verbrennung) Sauerstoff entzogen und gekühlt ins Lager zurückgeblasen. So stellen sich kontrollierte Werte von 1,5 % Sauerstoff und 1,5 % Kohlendioxid ein. Die restlichen 97 % sind Stickstoff. Kombiniert mit einer Lagertemperatur von 1–3 °C werden die Äpfel in einen „Tiefschlaf“ versetzt. Dazu muss der Lagerraum nahezu luftdicht sein. So bleiben die Äpfel frisch und können über das Jahr verteilt verkauft werden.

Text aus dem Internetauftritt „Hof Grothues-Potthoff, Senden.“

Apfelkultur im Münsterland

Rote Äpfel sind das Sinnbild für die Verführung – Foto Pixabay

Der Apfel – Verlockung seit Adam und Eva                   

Der Holzapfel (Malus sylvéstris L,) ist bereits für die Kreidezeit belegt, die vor 140 Millionen Jahren begann. Heute soll es auf der Erde mindestens 6.000 Apfelsorten geben.

Als die Römer veredelte Apfelsorten ins Gebiet nördlich der Alpen brachten, war das für die Germanen nichts vollkommen Neues. Sie übertrugen die Bezeichnung für ihren wild wachsenden Apfel (althochdeutsch apful) auf die veredelte Frucht.

Im Gegensatz zu den Griechen, die nur wenige Apfelsorten kannten, zählte die römische Apfelkultur ungefähr 29 Sorten. Auch das Pfropfen und die Herstellung von Obstwein war unseren Nachbarn bekannt.

Ursprünglich wurden Apfelbäume als Gartenkultur im Umfeld von Häusern gepflanzt. Erst als Beipflanzungen in Weinbergen erfuhren die „Rosengewächse“ eine weitere Verbreitung in der offenen Landschaft. In ländlichen Gebieten sind auch Streuobstwiesen erhalten. Dort stehen verstreut hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Sorten.

Der Deutschen liebstes Obst muss oft für Sinnsprüche herhalten:

Im übertragenen Gebrauch bezeichnet ein Apfel im Deutschen Dinge, die Ähnlichkeit mit der Form des Apfels haben:

  • Augapfel
  • Reichsapfel
  • Gallapfel
  • Erdapfel
  • Adamsapfel (Adam soll der Apfelbiss im Garten Eden an dieser Halsstelle steckengeblieben sein)

Wilhelm Tell, legendärer Freiheitsheld der Schweiz, stammte aus dem Kanton Uri. Er erschoss in einer hohlen Gasse bei Küsnacht den tyrannischen Habsburger Landvogt Gessler mit der Armbrust, weil dieser ihn gezwungen hatte, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. So wurde der Apfel zum Symbol der Hoffnung und der Freiheit. Dieses Thema hat Friedrich Schiller 1804 im „Wilhelm Tell“, seinem letzten Schauspiel, meisterhaft aufbereitet.

Dr. Hans Haller: „Waldgänge eines passionierten Forstmanns“, DRW-Verlag,

 

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