Weicheier auf dem Vormarsch – findet der Kiepenkerl

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Weicheier auf dem Vormarsch – findet der Kiepenkerl: In Wirtschaft und Verwaltung werden Führungskräfte selbst für massive Management-Fehler nur selten zur Rechenschaft gezogen. Und wenn doch, gebärden sie sich wie die drei Affen: „Nichts gesehen, nichts gehört, nichts besprochen!“

Entscheidungen zu treffen, zu diesen zu stehen und sie erfolgreich umzusetzen, ist nicht ihr Ding. Deshalb fragen sich die Bürger: „Wofür werden die eigentlich bezahlt und kriegen obendrein noch hohe Boni?“

Weicheier sind auf dem Vormarsch

Heutige Führungskräfte sind Weicheier findet der Kiepenkerl: Nix gehört, nix gesagt, nix gesehen – Foto Pixabay

Das leistungs- und erfolgsorientierte Klima der achtziger und neunziger Jahre ist gekippt. In vielen Unternehmen entwickelte sich ein System, in dem nicht leistungsstarke Mitarbeiter Karriere machen, sondern jene, die alle Regeln einhalten und nicht stören. Sie werden geschätzt, weil sie die Ideen ihrer Vorgesetzten loben – notfalls selbst im Falle starker Bedenken. Leistungsträger fragen sich, warum immer häufiger die Falschen auf der Karriereleiter nach oben steigen.

Die Gewinner von heute sind die Ja-Sager. Sie vermeiden eigene Entscheidungen, um keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Wichtig für ihren Aufstieg sind einwandfreie Meeting-Kultur und gute Noten für die Erstellung von Arbeitsberichten oder die Formulierung unausgegorener Ziele. Die wiederum liefern den Stoff für endlose Meetings: Viele Teilnehmer melden sich dann nach dem Grundsatz zu Wort: „Es ist zwar schon alles gesagt – aber noch nicht von mir…“ Diese Dünnbrettbohrer erinnern sich daran, dass sie bereits als i-Männchen gute Noten bekamen, wenn sie sich nur meldeten.

In gut geführten Unternehmen dürfen nur Personen an Meetings teilnehmen, die dort einen Mehrwert liefern. Wer nichts beitragen kann, muss draußen bleiben.

Viele Vorgesetzte herrschen, statt zu führen. Ihnen fehlt das notwendige Basiswissen, um mit Untergebenen auf Augenhöhe Probleme erörtern und lösen zu können.

Der Aufstieg der Weicheier ist eine neue Form von Umverteilung. Keine von reich zu arm, sondern eine von fleißig zu faul. In Unternehmen mit „Weicheierkultur“ gewöhnen sich die Mitarbeiter das eigenständige Denken allmählich ab. Über solchen Unternehmen schwebt das „Ei des Damokles“.

Schuld an dieser Negativauslese ist häufig das Peter-Prinzip. Die These von Laurence Peter besagt, dass in komplexen oder schlecht gemanagten Hierarchien jeder bis zur Stufe der Unfähigkeit aufsteigen kann. Solche Aufsteiger werden von Wettbewerbern gelobt, weil sie im Markt nicht stören!

Eine im Weicheierdunst häufig benutzte Floskel lautet: „Wir schaffen das!“ Ein Null-Satz. Er gibt eine persönliche Überzeugung wieder, die aber nicht durch Fakten belegt ist.

In innovativen Unternehmen zu arbeiten, bringt Spaß. Wer Freude an der Arbeit hat, muss nie wieder arbeiten – denn sie bereitet ihm ja Spaß.

Die Führungskräfte neuer Prägung haben keine Bodenhaftung. Der Versuch, dieses Defizit durch externe Berater auszugleichen, muss scheitern. Wenn beispielsweise der Wert eines Lehrlings fürs Unternehmen nach dreijähriger Lehrzeit nicht von den Mitarbeitern, sondern von einem externen Berater festgestellt werden muss, ist etwas faul. Kein Wunder, wenn studierte Schauspieler heute im Bereich Human Ressources und morgen im Marketing agieren oder Soziologen ohne jedwede Produkt- und Menschenkenntnis den Verkauf managen. Auch Juristen mischen in Führungspositionen mit. Sie haben im Studium vielleicht spitzfindige Winkelzüge gelernt, doch für so manchen Ritter von der traurigen Gestalt reicht es zum kraftvollen Gestalten dann doch nicht. Avanti Dilettanti!

Auch, wenn Führungskräfte in Bürolandschaften gezwängt werden, geht Kreativität verloren. Ein führender Mitarbeiter wurde gefragt, wie er sich im Großraumbüro fühle. Seine Antwort: „Am Anfang dachte ich, meine Leistung werde um 20 bis 30 Prozent sinken. Jetzt bin ich bei nur noch 30 Prozent.“

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