Das Kalkül: Programm der Soester Fehde

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Soest – Die Soester Fehde fällt in die Regierungszeit König Friedrichs III., dessen Ratgeber Enea Silvio Piccolomini aus Siena später als Pius II. in Rom Papst wird. Im Rückblick auf seine Zeit am Wiener Hof nennt er die „Soester Fehde“, neben der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, einen der größten Fehler Friedrichs III. Hier setzt das Festspiel „Das Kalkül“ an.

Soester Fehde: Geschichte wird zum großen Mittelalterspektakel in der Stadt – Fotos: Stadt Soest

Im 15. Jahrhundert lehnen sich zahlreiche Städte gegen ihre Landesherren auf, auch Soest. Das Kräftemessen mit seinem Landesherrn, Dietrich von Moers, Erzbischof von Köln, wird überlagert von dem heftigen innerkirchlichen Konflikt zwischen dem Baseler Reformkonzil und den traditionalistischen Kräften der römischen Kurie unter Papst Eugen IV. In seinem Verlauf entsteht in Florenz eine Todfeindschaft zwischen Dietrich, Anhänger des Reformkonzils, und Eugen IV, konservativer Papst in Rom und entschiedener Gegner des Konzils. Piccolomini rät seinem König dringend – aber ohne großen Erfolg -, vor allem in der causa Soest einzugreifen, um so königliche Autorität und die Einheit des Reiches nicht zu gefährden.

Auf der Grundlage des historischen Befundes, wie ihn Wolf-Herbert Deus (Die Soester Fehde, Soest 1949) beschreibt, versucht das Schauspiel „DAS KALKÜL“, dies nun anschaulich werden zu lassen.

In diesem macht- und kirchenpolitischen Ringen entstehen Rivalitäten, die Soest geschickt ausnutzt und sich am Ende seine Selbständigkeit bewahrt. Insbesondere der Stadtschreiber Bartholomäus von der Lake zeigt taktisches und strategisches Geschick – wenn auch nicht immer frei von Skrupeln.

Auf der Grundlage des historischen Befundes, wie ihn Wolf-Herbert Deus (Die Soester Fehde, Soest 1949) beschreibt, versucht das Schauspiel „DAS KALKÜL“, dies nun anschaulich werden zu lassen: Als der Landesherr eine massive Steuererhöhung und die Beschneidung seiner städtischen Rechte ankündigt, beschließt Soest die Rebellion und den Anschluss an Kleve. Das Kalkül hierbei: Kleve, das mit dem starken Burgund „verschwägerte“ Herzogtum, werde Soest ebenso gegen Dietrich unterstützen, wie der konservative Papst in Rom.

Die Theaterhandlung bewegt sich aber nicht nur auf der politischen Bühne. Sie spiegelt zugleich wider, was Menschen zu allen Zeiten bewegt

Dietrich ist jedoch entschlossen, Soest zu behalten. Er setzt dabei auf den König und sein Reichskammergericht, auf „seine“ Städte Dortmund, Münster und Lippstadt, auf das Reformkonzil und seine eigene Autorität als oberster Priester der Gläubigen in Soest. Sein Kalkül ist, dass Soest einem solch‘ massiven Druck nicht auf Dauer standhalten wird.

Auf Betreiben Dietrichs befasst sich zunächst das königliche Reichskammergericht mit dem Fall. In der Folge fällt Soest zwar in die Reichsacht, lässt sich aber nicht beirren, zumal König Friedrich nicht ernsthaft eingreift. Daraufhin nimmt der Kölner Erzbischof die Sache selbst in die Hand und setzt die Stadt durch Einsatz von Soldatentrupps in der Börde und durch ein kirchliches Interdikt unter Druck.

Soest nutzt nun die während des Konzils in Florenz entstandene Feindschaft zwischen Dietrich und Papst Eugen entschlossen aus und erreicht die Unterstützung des Vatikans gegen Dietrich von Moers – und gegen König Friedrich: Papst Eugen hebt das Interdikt auf – und die Reichsacht gleich mit, was der König mit einem hilflosen Achselzucken hinnimmt.

Dietrich erkennt, dass sein Kalkül nicht aufgehen will und setzt als letztes Mittel Söldner aus Böhmen ein, die Wilhelm von Sachsen ihm anbietet. Der Feldzug scheitert vor Soest’s Mauern.

Die Theaterhandlung bewegt sich aber nicht nur auf der politischen Bühne. Sie spiegelt zugleich wider, was Menschen zu allen Zeiten bewegt: Ihre Wünsche und Sorgen, Gemeinsinn und Tatkraft, Siegen und Scheitern, aber auch Machtstreben, Nickeligkeiten und Niedertracht bis hin zur Freude an roher Gewalt – aber auch die Sehnsucht nach ganz persönlichem Glück und einem sicheren Leben in Frieden. Und nicht zu vergessen: Die Zeit damals ist auch die Zeit, da Frauen selbstbewusst  und selbständig werden, was nicht ohne familiäre und gesellschaftliche Turbulenzen geht.

Kurzum: Wie Menschen um 1450 sich verhalten, miteinander umgehen, ist eigentlich nicht so sehr verschieden von der Art und Weise, wie dies heute geschieht. So gesehen, ist, was wir im Juli 2017 spielen, „Soester Welttheater“.

Mitwirkende:
Etwa 65 Darsteller (incl. etwa 20 Kinder und Jugendliche, auch ausländische) aus Soest und dem gesamten Kreisgebiet + 3 „Profis“.
Musik: John Holmes
Tanz-Choreographie: Ann Krusi
Kostüme: Ruth Reismann und die Kleiderschneiderei „Eselstall“
Kulissen/Requisiten: Fritz Risken
Kulissen-Bilder (Projektionen auf Theaterleinwand): Winfried Vollmar (Soester Filmclub)
Regie: Michael Ritz

Tickets sind bei der Stadthalle Soest, beim Soester Anzeiger, bei der Volksbank Hellweg und an allen CTS-Eventim-Vorverkaufsstellen zum Preis von 23,50 Euro erhältlich.

Veranstaltungsort: Stadthalle Soest, Großer Saal / Dasselwall 1 /59494 Soest

 www.soesterfehde.de

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