Münster – Am Freitag, 13. Januar feiert um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des Theaters Münster der Tanztheaterabend RECORTES des Gastchoreographen Gustavo Ramírez Sansano mit Musik von Johann Sebastian Bach, Elvis Presley, Johnny Mathis u.a. seine Premiere.
Gustavo Ramirez Sansano zur Inszenierung
„RECORTES besteht aus einer Zusammenstellung von Fragmenten mehrerer alter Stücke. Es ist wie ein persönliches Fotoalbum, das beim Betrachten Erinnerungen hervorruft. Ein Motiv, das sich durch meine gesamte Karriere zieht und sich in allen Choreografien wiederfindet, ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Beziehung. Denn nichts ist so existentiell wie die Emotionen, die man in eine Partnerschaft investiert. Sie sind es, die unser Leben am meisten prägen.
Es war ein schöner, teilweise emotionaler Prozess, die alten Choreografien anzuschauen und die einzelnen Szenen auszusuchen, ein Hinabtauchen in alte Zeiten. Denn neben dem tänzerischen Aspekt verbinde ich natürlich eine ganze Reihe von Geschichten mit der jeweils ausgesuchten choreografischen Sequenz: wie und warum sie entstanden ist und wohin sie sich entwickelt hat.
Manchmal ist es gut, Dinge mit Abstand zu betrachten und neu zu ordnen. Es ist für jeden Künstler interessant, sich mit früheren Werken auseinanderzusetzen, die unterschiedlichen Schaffensphasen und Herangehensweisen zu betrachten, Schwächen und Stärken zu erkennen. Zumeist nehmen wir uns jedoch nicht die Zeit, um aus der eigenen Vergangenheit zu lernen.
Mit der Arbeit an RECORTES mache ich nun die reizvolle Erfahrung, aus existenten Teilen etwas Neues zu kreieren. Aufgrund der Zusammenstellung, dem Einsatz anderer Musiken, dem neuen Bühnenraum – und natürlich auch durch die ganz eigene Interpretation der Tänzerinnen und Tänzer – stehen die Tanzfragmente von früher nun in einem anderen Kontext und entwickeln eine neue Identität. Dabei spielen wir mit der Wahrnehmung des Zuschauers und lassen Raum für eigene Interpretationen, Gedanken und Gefühle.“
Luis Crespo zum Konzept der Bühne
„Beim Entwurf des Bühnenkonzepts galt es zwei Ideen zu realisieren: Das Bühnenbild sollte die Idee einer zyklischen Entwicklung, die Wiederkehr des immer Gleichen repräsentieren. Und er sollte das spanische Wort RECORTES aufgreifen, das übersetzt ‚Ausschnitte‘, ‚Reduktionen‘, ‚Einsparungen‘ bedeutet. So entstand die Idee, eine Struktur mit Auslassungen und fehlenden Elementen zu entwerfen, einen Raum, in dem die Tänzer ihre Spuren hinterlassen können.
Der Zuschauer erwartet bei jedem Theaterbesuch ein neues, anderes Bühnenbild vorzufinden – aber in unserem Stück empfängt ihn der kahle schwarze Bühnenraum. Nichts als Leere. Doch dieser scheinbar leere Raum birgt Überraschungen: Der Einsatz mobiler Wände ermöglicht es, den Tänzer/innen unterschiedliche Raumsituationen herzustellen, neue Flächen und Räume zu schaffen, in denen sie ihre eigenen Spuren und Abdrücke hinterlassen können. Aus der Leere entwickelt sich eine Fülle, die wieder reduziert und schlussendlich an den Ausgangspunkt zurückgeführt wird. Beginn- und Endpunkt scheinen gleich, wären da nicht die Spuren, die hinterlassen wurden …“
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