Legden – Er ist ein ungewöhnlich kreativer und kritischer Geist: Werner Benkhoff aus Niendorf – seines Zeichens Maler, Journalist und Buchautor. Anläßlich seines 75. Geburtstag wird sein Schaffen in verschiedenen Ausstellungen gewürdigt. „Geistliche Herrschaft“ nennt sich eine Retrospektive, die am Sonntag, den 10. Juli um 11 Uhr im Dormitorium Asbeck (Gemeinde Legden) eröffnet wird.
„Unter dem Krummstab ist gut leben“, pflegte man im 18. Jahrhundert zu sagen, als noch große Teile Deutschlands und fast das ganze Münsterland unter „geistlicher Herrschaft“ standen. Gemeint ist die acht Jahrhunderte dauernde Epoche, die jetzt im Dormitorium Asbeck auf eine originelle Weise in Bildern und Texten von Werner Benkhoff wieder lebendig wird. Sein „Gang durch die münsterländische Geschichte“ wird am 10. Juli mit einer Vernissage im ehemaligen freiweltlichen adligen Damenstift Asbeck eröffnet. Gastgeber ist der Heimatverein Asbeck, der das Dormitorium als Kulturzentrum und Museum betreut.
Zwei Spitzenvertreter der geistlichen und weltlichen Herrschaft werden bei der Eröffnung am Sonntagmorgen in das Thema „Geistliche Herrschaft – Als Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen das Münsterland regierten“ einführen: Der Münsteraner Theologe und Historiker Dr. Norbert Köster ist seit 2015 Privatdozent für mittlere und neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster und seit dem 1. Juli neuer Generalvikar des Bistums Münster, aus dem vor 800 Jahren das Hochstift Münster hervorging. Das Fürstbistum wurde 1815 abgelöst durch die preußische Provinz Westfalen. Deren Rechtsnachfolgerin ist die heutige Bezirksregierung Münster, deren Vizepräsidentin, Dorothee Feller, ebenfalls in Asbeck sprechen wird.
Der Maler, Journalist und Buchautor Benkhoff meint, man hätte kaum einen passenderen Ort für seine Ausstellung finden können als Asbeck. Denn das alte adlige Damenstift war Teil des Systems „geistliche Herrschaft“, wie es auch das benachbarte Nienborg war, wo Benkhoff geboren wurde und aufwuchs. In Asbeck wie in sieben anderen adligen Damenstiften, die zu den größten Grundbesitzern im Münsterland zählten, brachte der Stiftsadel, eigentlicher Träger des geistlichen Staates, seine unverheirateten Töchter standesgemäß unter.
Dieser geistliche Staat entstand vor über 800 Jahren nach dem Sturz des mächtigen Sachsenherzogs Heinrichs „des Löwen“, aus dessen Erbschaft der Bischof von Münster (wie auch andere Bischöfe in Westfalen) ein Stück weltliche Macht an sich reißen konnte. Der rheinische Graf Hermann von Katzenelnbogen, dreiundzwanzigster Nachfolger auf dem Stuhl des heiligen Ludger, des ersten Bischofs von Münster, gilt als der erste Fürstbischof Münsters. Aber er musste sich in seinem Bistum als weltlicher Fürst erst noch durchsetzen und ließ deswegen überall Landesburgen zur Festigung seiner Macht bauen.
Nienborg war mit einer Besatzung von etwa 40 Rittern die wohl größte bischöfliche Festung, von der neben dem Burgtor noch drei Burgmannshöfe erhalten sind. Im „Langen Haus“ ist die Verwaltung der Landesmusikakademie NRW untergebracht. Im Konzert und Übungszentrum der Akademie läuft seit Mitte Juni eine Ausstellung expressiver Menschen- und Landschaftsbilder von Werner Benkhoff, die zusammen mit einer Auswahl von Aquarellen im Haus Hugenroth des Heimatvereins Nienborg und weiteren Exponaten in der „Keppelborg“ und in der „Burg Hohes Haus“ einen Einblick in das malerische Schaffen des aus Nienborg stammenden Künstlers erlauben, der in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden ist.
Im Dormitoriums in Asbeck führt Benkhoff den Besucher mit Hilfe von 18 Ölbildern und zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen in diese uns heute fremd, ja skurril anmutende Welt der Domkapitulare, Prälaten und Äbtissinnen ein. Ein 100 Seiten starker Katalog aus der Feder des Malers und reich bebildert begleitet die Ausstellung, er kommentiert die Bilder und informiert in knapper Form über die komplizierten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse einer sehr langen, bewegten Epoche und beschreibt fremdartige Herrschaftsformen, die heute nicht jedem sofort verständlich sind. Der Katalog kann auch unabhängig von der Ausstellung als eigenständiges, reich bebildertes Geschichtsbuch über das Münsterland gelesen werden.
Die Ausstellung in Asbeck fasst eine Fülle von Arbeiten und historischen Recherchen des Malers und Buchautors zusammen, der vor 15 Jahren begann, sich intensiv mit Westfalen, vor allem mit dem Münsterland, auseinander zu setzen. Er hat in dieser Zeit eine Fülle von Aquarellen und Pastellen westfälischer Landschaften und Städte, Zeichnungen zur Geschichte und zum Alltagsleben sowie großformatige Öl- und Acrylbilder geschaffen. Zwei Bücher sind daraus bisher entstanden: „O grüß dich Gott, Westfalenland“ und „Damals in Westfalen“, zu denen der frühere Wirtschaftsjournalist auch gleich die Texte mitgeliefert hat.
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