Genossenschaften sind Triebfedern des Marktes

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Münster – Die landwirtschaftlichen Genossenschaften in Rheinland und Westfalen haben sich im Geschäftsjahr 2015 in schwierigen Märkten erfolgreich behauptet. „Unsere Genossenschaften handeln in 35 Branchen und über alle Wertschöpfungsketten hinweg. Damit tragen sie ganz wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung in Rheinland und Westfalen bei“, erklärte Ralf W. Barkey, Vorstandsvorsitzender des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV), anlässlich des Jahrespressegespräches für die landwirtschaftliche Sparte in Münster.

So erzielten die 160 landwirtschaftlichen Primärgenossenschaften und Zentralen unter dem Dach des RWGV über alle Geschäftsberei-che des landwirtschaftlichen Geschäftes (Futtermittel, Agrarerzeugnisse, Brenn- und Treibstoffe, Einzelhandel, Milchverarbeitung, Vieh und Fleisch, Wein, Obst und Gemüse) im Geschäftsjahr 2015 einen 15 Umsatz in Höhe von insgesamt 23 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang von rund 6,5 Prozent.

Pressekonferenz Landwirtschafliche Genossenschaften in RWGV am 18. April 2016 in MŸnster. Von links: Vorstand Siegfried Mehring und Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey. Foto: RWGV zur freien VerfŸgung

Pressekonferenz Landwirtschafliche Genossenschaften in RWGV am 18. April 2016 in Münster. Von links: Vorstand Siegfried Mehring und Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey. Foto: RWGV

RWGV- Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey führte diese Entwicklung auf die in vielen Agrar-Sparten rückläufigen Wertumsätze durch 20 gesunkene Preise im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dagegen habe man im Mengenabsatz deutlich zulegen und sogar Marktanteile hinzugewinnen können. „Egal, ob Schweine-Preise, Dünger, Futtermittel-Preise, Getreide-Preise, Milch-Preise, Energie-Preise, es herrschte ein niedriges Preisniveau, das der ganzen Branche zu schaffen machte“, resümierte Ralf W. Barkey.

Hinzugekommen seien die Diskussionen um den Mindestlohn, um Sanktionen und das Embargo mit Russland. Dies alles koste die Landwirtschaft und ihren Genossenschaften als „Brücke zum Markt“ viel Geld und bestätige die Abhängigkeit der deutschen Landwirtschaft vom Außenhandel, von Wirtschaftskrisen, geopolitischen Konflikten und Wechselkursrisiken.

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, die wirtschaftliche Bedeutung der Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im RWGV allein an betriebswirtschaftlichen Zahlen zu messen: „Die landwirtschaftlichen Genossenschaften in Rheinland und Westfalen und ihre rund 104.000 Mitglieder sind eine Triebfeder der regionalen Wirtschaftskreisläufe“, so Ralf W. Barkey wörtlich.

Diese Aussage wird beim Blick auf die einzelnen Sparten deutlich. Die 63 Raiffeisen-Warengenossenschaften im RWGV verzeichneten im Wirtschaftsjahr 2015 einen Jahresumsatz von 2,8 Mrd. Euro. „Damit bewegen wir uns knapp unter dem Niveau des Vorjahres“, erläuterte 45 Ralf W. Barkey. In den Geschäftsfeldern Agrarerzeugnisse, Energie und Baustoffe waren die Umsatzentwicklungen preisbedingt rückläufig. Dies lag vor allem an den geringen Preisen, die verkauften Mengen konnten gesteigert werden. Insbesondere in den Geschäftsfeldern Energie (plus 10,4 Prozent) und Agrarerzeugnisse (plus 2,1 Prozent) und Futtermittel (plus 6 Prozent) gab es Zuwächse. „Damit konnten unsere Mitgliedsgenossenschaften die Marktanteile in ihrem Hauptgeschäftsfeld ausbauen, da sie stärker gewachsen sind als der Gesamtmarkt“, so Ralf W. Barkey.

Für die acht Viehvermarktungsgenossenschaften und sechs Raiffeisengenossenschaft mit Vielgeschäft im RWGV verlief das Geschäfts-jahr 2015 aufgrund der niedrigen Preise und der erschwerten Exportbedingungen durch Handelsrestriktionen weniger erfreulich als in den letzten Jahren. So sank der wertmäßige Umsatz um 6,7 Prozent auf 60 826 Millionen Euro. „Hier spiegeln sich deutlich die sinkenden Preise im gesamten Nutz- und Schlachtviehgeschäft wider“, verdeutlichte der RWGV- Vorstandsvorsitzender. Die Zahl der gehandelten Tiere konnte hingegen um rund 89.000 oder 1,3 Prozent auf 6,9 Mio. Tie-re gesteigert werden. „Dieses Ergebnis liegt über dem Markttrend, so dass unsere Viehvermarktungsgenossenschaften ihre Rolle als zentraler Partner der Landwirtschaft weiter ausbauen konnten“, freute sich Ralf W. Barkey zu berichten. Für 2016 erwartet er keine spürbaren Verbesserungen.

Die fünf Molkereigenossenschaften verzeichneten ein sehr schwieriges Jahr 2015. Bei einer nahezu gleich bleibenden Milchmenge sank der Wertumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund 650 Millionen beziehungsweise 10,0 Prozent auf insgesamt 5,8 Milliarden Euro. Wesentliche Ursache hierfür ist ein anhaltend hohes Angebot, das auf eine global schwächere Nachfrage trifft. Das wirkte sich auch auf die Erlössituation der angeschlossenen Landwirte aus. Ralf W. Barkey: „Die Molkereigenossenschaften sind sich der daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme auf den Betrieben ihrer Mitglieder sehr bewusst. Für die bestmögliche Stabilisierung ihrer Auszahlungsleistungen nutzen sie die Chancen am Markt und schöpfen die Potenziale für Kosteneinsparungen in den Unternehmen aus.“ Entschieden sprach sich Ralf W. Barkey gegen eine Rückkehr zu mengengesteuerten Maßnahmen aus.

Bei den Obst-, Gemüse- Gartenbau- und Winzergenossenschaften gingen die Umsätze um rund 5,5 Prozent auf 1,85 Mrd. Euro zurück. Ausschlaggebend hierfür war die anhaltende Trocken- und Hitzeperiode, die sich nach den Rekordernten des Vorjahres negativ in den deutschen Anbaugebieten ausgewirkt habe. Der Gemüsemarkt habe sich hingegen in 2015 erholt, so Ralf W. Barkey. Steil aufwärts ging es im vergangenen Jahr mal wieder beim Thema Wein. Die 12 Winzergenossenschaften im RWGV-Gebiet steigerten ihren Umsatz um 8,7 Prozent auf 104 Millionen Euro.

Die Strukturentwicklung bei den Warengenossenschaften im Ver-bandsgebiet des RWGV schreitet weiter voran. „Der Trend zu größeren Genossenschaften ist im Jahr 2015 durch Fusionen umsatzstarker Genossenschaften bestätigt worden“, verdeutlichte Ralf W. Barkey. Und abschließend: „Da sich gegenwärtig keine nachhaltige Erholung der niedrigen Erzeugerpreise abzeichnet, ist die Agrarpolitik gefordert, die Wettbewerbskraft der deutschen Landwirtschaft zu sichern. Wir werden deshalb weiterhin den direkten Dialog mit der Politik suchen und die Entwicklung genau im Auge behalten.“

Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband e. V. / Mecklenbecker Straße 235-239 / 48163 Münster,
www.rwgv.de

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