Westfalen – Das neue Tecklenburger Museum ist dem Wirken Otto Modersohns in Tecklenburg gewidmet. Es wurde am 24. Oktober eröffnet und bildet eine neue Attraktion von Tecklenburg.
Der Maler besuchte zwischen den Jahren 1885 und 1931 wiederholt Tecklenburg. Von seinen Besuchen beim Bruder Wilhelm Modersohn, der als Amtsrichter in Tecklenburg tätig war, zeugen zahlreiche Zeichnungen und Gemälde. Modersohn besuchte Tecklenburg gerne im Frühjahr, meist auf dem Weg nach Münster, um mit der Familie den Geburtstag seines Vaters am 16. April zu feiern. Er skizzierte und malte auch später hier, als sein Bruder, der Oberlandesgerichtsrat Wilhelm Modersohn, längst in Hamm und später in Münster lebte.
Im Besitz des Otto-Modersohn-Museums, bzw. der Otto-Modersohn-Stiftung in Fischerhude befinden sich zwölf Bilder und 30 zum Teil großformatigen Zeichnungen – im Besitz des Kreises Steinfurt drei Bilder und eine Zeichnung mit Tecklenburger Motiven. Außerdem stehen einige Bilder aus Privatbesitz als Leihgaben zur Verfügung. Der Bestand eines Otto Modersohn Museums in Tecklenburg ist also vornehmlich durch die Leihgaben des Otto Modersohn Museums in Fischerhude gesichert.
Die Gründung des Museums geht zurück auf ein Angebot, das Rainer Noeres vom Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude (OMMF) am 27. März 2014 am Ende eines Vortrags über “Otto Modersohn in Tecklenburg“ machte: Wenn sich in Tecklenburg Menschen fänden, die ein Haus anböten, würde das OMMF „mit Freuden“ Bilder und Zeichnungen aus dem Frühwerk zur Verfügung stellen, die eindrucksvoll die Bedeutung seiner westfälischen Heimat, insbesondere seine Begegnung mit dem Tecklenburger Land für seine Abkehr vom Akademismus und seine Hinwendung zur zeitgenössischen Landschaftsmalerei vor Augen führten.
Otto Modersohn (1865-1943), dessen Name unauslöschlich mit der Künstlerkolonie Worpswede verbunden ist, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das im 19. Jahrhundert wurzelt und sich in die Tradition der französischen Landschaftsmalerei stellt, aber kaum einer kunsthistorischen Strömung zugeordnet werden kann.
Bereits früh revoltierte der Kunststudent gegen die Lehren seiner Professoren an der Düsseldorfer Akademie und entwickelte sich zu einem unabhängigen Einzelgänger, der seine künstlerischen Ziele mit den Begriffen Einfachheit, Intimität und Innerlichkeit definierte und seine kreative Kraft aus der geistigen Versenkung in die Natur schöpfte. Um es mit Rilke zu sagen: „Wir fühlen das Wesen eines Mannes, der mit allen Fasern sich mit der Natur verwachsen fühlt; der nicht leben könnte ohne die unaufhörliche innige Berührung mit den Revieren der Bäume, der Wiesen, der stillen Wasserflächen; in dem alle Träume und alle Sehnsucht sofort die Gestalt einer Landschaft annehmen.“ Auch die auf den Tod seiner zweiten Frau Paula Modersohn-Becker (1876-1907) folgenden Schaffensjahre an der Seite seiner dritten Frau Louise Modersohn-Breling (1883-1950) in Fischerhude und im Allgäu sind durch intensive Arbeit und eine meisterhafte Malkultur geprägt.
Der Maler besuchte Tecklenburg in den Jahren 1885, 1886, 1888, 1891, 1892, 1917, 1919, 1927 und 1931. Otto Modersohn hatte in Tecklenburg Verwandtschaft. Logierte er 1885 und 1886 noch bei der Schwester seiner Mutter, so besuchte er 1888, 1891 und 1892 seinen älteren Bruder Wilhelm, der in Tecklenburg Amtsrichter war und mit seiner Frau Elisabeth Modersohn ein stattliches Haus direkt am Markt (das heutige „Haus des Gastes“) bewohnte. Später fuhr Otto Modersohn oft im Frühjahr nach Tecklenburg, meist auf dem Weg nach Münster, um mit der Familie den Geburtstag seines Vaters am 16. April zu feiern. Er malte und skizzierte auch später hier, als sein Bruder, der Oberlandes-gerichtsrat Wilhelm Modersohn, längst in Hamm und später als Professor in Münster wirkte.
Erstmals richtete das Otto Modersohn Museum 1988 im Kreismuseum Tecklenburg eine Ausstellung der Tecklenburger Bilder aus. Sie hatte 8.000 Besucher und war somit ein überwältigender Erfolg. 2005 zeigte das Otto Modersohn Museum in Fischerhude erneut diese nun etwas erweiterte Zusammenschau, mit einigen bisher unbekannten Bildern. Sie umfasste 26 Bilder, 30 Zeichnungen und zwei Skizzenbücher und schloss sich von Dezember 2004 bis März 2005 an die Ausstellung des in Westfalen entstandenen Frühwerks an. 2015 werden nun diese Bilder ein eigenes Museum in Tecklenburg bekommen.
Die Tecklenburger Bilder bilden die Klammer zwischen dem westfälischen Frühwerk und dem Aufbruch zu neuen Zielen in seiner Kunst, die nicht zuletzt auch in Tecklenburg formuliert wurden.
Vom ersten Besuch Tecklenburgs im Jahr 1885 zeugt nur eine Skizze des Burgtores der Ruine. Im Jahr 1886 verzeichnet das Tagebuch bereits sieben Ölstudien, von denen leider keine erhalten, bzw. bekannt ist. Auch aus dem Jahr 1888 sind nur drei Studien bekannt. Nachdem Otto Modersohn sich in Worpswede niedergelassen hatte, folgten drei weitere, produktive Reisen. Im Frühjahr 1891 zeichnete er einige Vordergründe in der Nähe der Burgruine und malte sehr freie Studien vor der Natur. In Tecklenburg zeigte sich seine weitgehende Loslösung von der traditionellen Naturdarstellung. Hier begann er mit der Verwirklichung seines zu Neujahr 1890 gefassten Vorsatzes: “Eine Kunst, die über das optische Sehen fast hinausgreift und den Gehalt, die Eigenschaft der Dinge erreichen will, ist mein Ideal. Elementar muß sie wirken, die Gegenstände mit Vehemenz erfassen, Dokumente der Natur errichten.“
Eine zweite Reise nach Tecklenburg im Herbst vertiefte die im Frühjahr gewonnenen Eindrücke. Wieder malte er vorwiegend an der Burg. Im schneereichen Winter 1891/1892 besuchte Otto Modersohn erneut die Stadt am Berg. Er malte nach Skizzen und aus der Erinnerung zwei größere Winterbilder. Das Motiv des verschneiten Wellenbergs mit seinen sich zueinander drängenden Häusern variierte er zweimal.
Am 2. Februar schreibt er in sein Tagebuch: “Neulich in Tecklenburg, wo die Landschaft in Eis und Schnee einen wunderbaren, märchenhaften Eindruck auf mich gemacht, eine Fülle der köstlichsten Bilder gezeigt und die größten, begeistertsten Gedanken für Kunst und Leben in mir wieder rege gemacht hat …“
Im Frühjahr, Mai/Juni 1892 zogen dann Otto Modersohn, Fritz Mackensen und Hans am Ende gemeinsam nach Tecklenburg. Wieder malte er an den ihm schon vertrauten Plätzen einige der schönsten Studien dieses Jahres. Die oft erzählte, aber nirgendwo schriftlich fixierte Überlegung der Maler, statt in Worpswede, sich in Tecklenburg niederzulassen, erscheint wegen der vielfältigen Kontakte zur Tecklenburger Bevölkerung, aus denen wohl auch der Auftrag für zwei Bilder mit Tecklenburger Ansichten resultierte, die Otto Modersohn im Juli 1892 fertigstellte, keinesfalls nur als Mythos.
In seinen Tagebüchern gibt sich Otto Modersohn Rechenschaft auch über seine künstlerische Zielsetzung. Seine Auffassung über zukünftige Landschaftsmalerei fasste er später zusammen: „Man sieht in der Natur nur, was man vorgedacht, was man sehen will.“ Otto Modersohn entdeckte in Soest und Münster, in seiner westfälischen Heimat, und vor allem in Tecklenburg seine Berufung zur Landschaftsmalerei, die sein Lebenswerk bestimmen sollte.
Öffnungszeiten:
1. April bis 30. September: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Montag geschlossen.
1.Oktober bis 31. März: Samstag und Sonntag von 11 – 18 Uhr.
Geschlossen am 24., 25. und 31. Dezember
Otto-Modersohn-Museum Tecklenburg / Markt 9 / 49545 Tecklenburg
Telefon 05482 – 9262160
www.ommt.de
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