Festival Musica S. Paderborn: Glücksmomente

Print Friendly, PDF & Email

Westfalen – Das Eröffnungskonzert des Festivals Musica S. Paderborn heißt Glücksmomente und bietet vorwiegend das, was sich viele wünschen: Mozart-Musik. Und nur Mozart. Und zwar die schönsten Stellen: Die Figaro-Ouvertüre, den langsamen Satz aus dem Klarinettenkonzert, das allgegenwärtige Andante aus dem C-Dur-Klavierkonzert. Kein Schnickschnack.

Langmayr - Foto: Nancy Horowitz

Langmayr – Foto: Nancy Horowitz

Das Konzert war die Idee von Festival-Intendant Gerhard Ortner. Er verrät, wie es dazu kam: Ruth Hagengruber und Ana Rodrigues von der Uni Paderborn brachten den Festival-Intendanten mit ihrem Seminar „Über das Glück“ auf den Grundgedanken zum diesjährigen Festivalmotto 2015 und führten ihn auch an die aufklärerischen Texte von Émilie du Châtelet und Julien de La Mettrie zu dem Thema heran. Das Festival 2015 ein Kind der Uni Paderborn? Ortner schmunzelt und weist darauf hin, dass es für ihn nicht bei der wissenschaftlichen Beschäftigung blieb: Aus den Texte schuf er eine fiktive Korrespondenz, die nun im Eröffnungskonzert gelesen wird. Der Schritt zu Mozart war für ihn von da nicht mehr weit: „Das ist die Musik, die den Geist dieser Texte atmet. Es ist ja auch dieselbe Entstehungszeit.“

Sonja Szylowicki - Foto: Sonja Szylowicki

Sonja Szylowicki – Foto: Sonja Szylowicki

Mozart pur also. Kein Schnickschnack also, dafür alles auf bestem Niveau, zum Beispiel mit der Sopranistin Ursula Langmayr. Die Österreicherin hatte einen Welt-Auftritt beim weltweit übertragenen „Christmas in Vienna 2013“ im Wiener Konzerthaus an der Seite von Angelika Kirchschlager, ist aber auch sonst im Wiener Konzerthaus und zum Beispiel bei den Bregenzer Festspielen und im Theater an der Wien zu Gast. Und jetzt Paderborn? „Es ist nicht mein erster Auftritt hier,“ überrascht sie ihr Gegenüber. Man muss aber schon in die Annalen schauen: 2002 trat sie, noch als Studentin, mit Kollegen vom Mozarteum Salzburg in der Städtischen Galerie Am Abdinghof auf. Geboten wurde An Anna Blume von Leon Schidlowsky. „Das hing mit Bildern von Ella Bergmann zum selben Thema zusammen,“ erinnert sich die Sängerin und ergänzt: „Es war eine sehr experimentelle Komposition. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Arien aus Zauberflöte, Figaro und Entführung, die ich diesmal singe, ein größeres Publikum begeistern werden. Und ich hoffe ein wenig, dass ich diesmal ein etwas besseres Hotelbett vorfinde als damals. Ich brauche auch eine größere Garderobe, denn ich bringe für jede Arie ein anderes Kleid mit,“ lacht sie.

Begleitet wird Ursula Langmayr vom Detmolder Kammerorchester, aus dem auch die Instrumental-Solisten des Konzerts hervorgehen. Venezia Cifolelli, die Managerin des Orchesters: „Wir arbeiten gerne wieder einmal mit Erwin Ortner als Dirigent zusammen. Das ist eine große Ehre. Und unsere Stimmführer sind schon recht aufgeregt. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, das Adagio aus dem Klarinettenkonzert und derartige Highlights des Repertoires wirklich im Konzert zu spielen?“

Die Texte von Émilie du Châtelet liest Sonja Szylowicki aus Hamburg. Seit 2000 hat sich die Schauspielerin fast ausschließlich aufs professionelle Sprechen verlegt. Man hat sie oft gehört, ohne ihren Namen zu kennen. Auch sie war schon in Paderborn („Ein Freund von mir hat einige Stücke an den Westfälischen Kammerspielen inszeniert und mich jeweils zur Premiere eingeladen.“), kommt aber nun zum ersten Mal künstlerisch an die Pader. „Schon lange wollten Christoph Gockel-Böhner aus der Festivalleitung und ich mal zusammenarbeiten, und jetzt hat es endlich geklappt.“ Und wie: Gleich viermal liest sie im Festival: Beim Eröffnungskonzert, in der Lesung Paderborn 33/45, in der Nacht der Gedanken und Gesänge und beim Abschlusskonzert Athanasius und Hildegard. Gibt es Lieblingstexte? „Die Texte von Jenny Aloni, die ich in Paderborn 33/45 lese, waren eine Entdeckung. Die haben mich sehr berührt,“ sagt Sonja Szylowicki, die, wie Jenny Aloni (Aus Paderborn nach Israel emigrierte Schriftstellerin, Paderborner Kulturpreisträgerin 1967) Jüdin ist. „Aber das ist eine andere Geschichte. Der nächste Text ist immer der wichtigste, also Émilie du Châtelet im Eröffnungskonzert.“

Informationen und Karten gibt es im Festivalbüro im Medienhaus (Rathenaustr. 16, 33102 Paderborn, Tel. 05251-1329911, www.musica-s.de)

Speak Your Mind

*