Golfmarkt im Umbruch

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Westfalen – Der Deutsche Golf Verband (DGV) und seine Clubs wollen mehr Menschen für den Golfsport begeistern. Die Zeiten ungebremsten Wachstums scheinen vorbei. Die Golfclubs vor Ort sind gefordert, sich etwas einfallen zu lassen und neue Strategien zu entwickeln.

Die Zeiten des Wachstums scheinen vorbei zu sein. Die Golfclubs müssen sich was einfallen lassen.

Die Zeiten des Wachstums scheinen vorbei zu sein. Die Golfclubs müssen sich was einfallen lassen. Foto: Michael Althoff (www.golf-mit-hunden.de)

Die erste Million ist bekanntlich die schwerste: Schon vor Jahren wurde ein Golfpotenzial für Deutschland von über einer Million Spieler prognostiziert, der Traum vom nächsten Boomsport nach Tennis machte die Runde. Die vor einigen Wochen veröffentlichten Daten zur Entwicklung des deutschen Golfsports sprechen eine andere Sprache.

Zwar wuchs die Zahl der Golfspieler von rund 483.000 in 2004 auf fast 638.000 im vergangenen Jahr, das Wachstum sank 2013 jedoch auf gerade einmal 0,4 Prozent.

Wegweiser im Golf-Resort Bitburger Land, Wißmannsdorf

Wegweiser
im Golf-Resort Bitburger
Land, Wißmannsdorf

Der nordrhein-westfälische Golfverband rangiert aktuell mit 131.890 Golfern hinter Bayern auf Rang zwei der Landesgolfverbände, 159 Anlagen stehen in NRW zur Verfügung. Andererseits ist der DGV nach Mitgliedern der achtstärkste Sportverband im Deutschen Olympischen Sportbund DOSB. Golf konnte als eine der wenigen Sportarten überhaupt noch ein Wachstum erzielen. Doch gerade im letzten Jahr häuften sich Berichte über Golfanlagen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Golf gilt vielen als typischer Vereinssport: Man spielt in seinem Heimatclub und entrichtet hierfür einen Jahres- oder Monatsbeitrag. Doch in den letzten Jahren wuchsen zwei Bereiche der Golfer überproportional: Fernmitglieder und Mitglieder der VcG, der Vereinigung clubfreier Golfer. Das vielbeschriebene Clubleben scheint also immer mehr einer Einstellung zu weichen, wie man sie von Fitnessclubs kennt: Man zahlt ein laufendes Entgelt und nimmt die dafür bereitgestellte Infrastruktur in Anspruch – aber mehr auch nicht. Und die Frage, ob man überhaupt einen Heimatclub braucht, wird von den Golfern zunehmend anhand einer Kosten-Nutzen-Rechnung und nicht zuletzt des eigenen Spielverhaltens entschieden: Wer lieber häufig vor der Haustür spielt, wird Vollmitglied in einem Club vor Ort, wer oft reist oder gerne verschiedene Anlagen spielt, wählt VcG oder Fernmitgliedschaft.

Noch immer kämpft Golf mit einer langen Liste an Vorurteilen. Viele Nichtgolfer sehen es als elitäre, teure und zeitintensive Sportart an. Sicherlich, der Zugang zum Golfsport ist eher komplex – alleine der Golfschwung ist eine Wissenschaft für sich. Und auch Stichworte wie Platzreife- Prüfung, die scheinbar komplexen Regeln und teilweise sehr enge Bekleidungsvorschriften schrecken viele Interessierte ab.

Eine vom DGV im Jahr 2013 durchgeführte Imageanalyse zeigt jedoch, dass rund elf Prozent der Nichtgolfer sich vorstellen können, die Sportart auszuprobieren – würden nur zehn Prozent davon dauerhaft erhalten bleiben, bedeutete dies eine Verdopplung der aktuellen Zahlen! Nach der vorliegenden Studie sind vor allem die Clubs prägend für das Image, das Golfen bei Nichtgolfern hat. Derzeit empfinden viele Nichtgolfer die Clubs als eine Art geschlossene Gesellschaft.

Ursprünge: Das Mekka der Golfer - der Old Course - liegt im schottischen St. Andrews. Hier der Blick zur Swilcan Bridge.

Ursprünge: Das Mekka der Golfer – der Old Course – liegt im schottischen St. Andrews. Hier der Blick zur Swilcan Bridge.

Eine positive Imageveränderung kann nach Auffassung der Nichtgolfer vor allem durch eigenes Ausprobieren und durch Empfehlungen von Freunden und Bekannten bewirkt werden. Als Ergebnis der Imagestudie hat der DGV das Programm 2018 erstellt. Das Konzept basiert auf fünf Bausteinen.

Einzigartige Lage: Für Urlauber bietet der Golfplatz Schmallenberg zahlreiche Anreize. Auch das ist eine sinnvolle Strategie: Foto: Sauerland

Einzigartige Lage: Für Urlauber bietet der Golfplatz Schmallenberg zahlreiche Anreize. Auch das ist eine sinnvolle Strategie: Foto: Sauerland

Baustein eins soll das Image nachhaltig verbessern. Beim zweiten Baustein geht es um die gezielte Gewinnung neuer Golfer, aber auch die Bindung vorhandener Golfer. Baustein drei soll das
Clubmanagement vor Ort stärken, während beim vierten Baustein die Verbandsleistungen und Regularien angepasst werden. Beim letzten Baustein geht es um die Einbindung der nicht clubgebundenen Golfer.

Schon im Vorfeld hat der DGV darauf hingewiesen, dass letztlich die Clubs vor Ort gefordert seien. Schließlich ist es kaum möglich, ein für alle Clubs einheitliches Konzept festzulegen – auch der Golfmarkt bietet Spielraum für differenzierte Ansätze vom elitären Golfclub bis hin zur Pay- &-Play-Anlage auf Greenfee- Basis.

Der DGV-Verbandstag Ende April hat gezeigt, dass dieser Weg mehr als steinig zu werden droht. Zu groß scheint derzeit die Meinungsvielfalt, zahlreiche Ansätze zur Imageverbesserung scheinen eher von Wunschdenken denn von wirtschaftlicher Überlegung geprägt zu sein. Schon bei der Frage, ob man sich eher auf den Nachwuchs, also Kinder und Jugendliche, oder auf die in nahezu jeder Branche heiß umworbenen Best Ager ab Mitte 50 konzentrieren soll, wird kontrovers diskutiert.

Michael Althoff

Westfalium wird in der nächsten Ausgabe analysieren, welche Wege die westfälischen Golfclubs einschlagen wollen – welcher Club ist mit seinen Mitgliedszahlen zufrieden, wer setzt auf Fernmitgliedschaften, wo sind clubfreie Spieler besonders willkommen?

Wenn Sie bereits einen Club kennen, der neue Wege bei der Mitgliedergewinnung geht, schreiben Sie uns an golf@westfalium.de – wir freuen uns schon heute auf viele Praxisbeispiele und westfälischen Ideenreichtum!

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