Der Kiepenkerl bloggt: Weicheier an der Front

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Anders als die Überschrift vermuten lässt, ist diese Glosse nicht etwa eine Abrechnung mit den früheren Kreiswehrersatzämtern. Es geht vielmehr um Weicheier, wie sie vor der Finanzkrise massenhaft in Führungspositionen namhafter Unternehmen geschwemmt wurden. Sie konnten ungestört in den Märkten herumwuseln, weil ihre Fehler in den Boomjahren unentdeckt blieben. Doch seit die Konjunktur schwächelt, werden immer mehr Fehlleistungen von Underperformern offenkundig. So hat die Deutsche Bank für das selbstherrliche Wirken von Führungskräften bereits Rückstellungen von über vier Milliarden Euro bilden müssen.

Foto: bb_matt – Flickr

Die Gefahren sind keinesfalls gebannt, denn in der Wirtschaft streben weiterhin Schwachmaten in Führungspositionen, die sich nicht durch Fachkenntnisse, sondern durch devotes Verhalten auszeichnen. Sie halten sich an vorgegebene Regeln und pflegen eine tadellose Meetingkultur: Das ist der Sieg des Hintern über den Geist. Blinde Loyalität zählt mehr als unternehmerischer Erfolg. In diesem spätabsolutistischen Klima mutieren Leistungsträger zu servilen Hofschranzen. Echte Hofnarren, die auch unbequeme Wahrheiten beherzt aussprechen, finden in diesem Umfeld keinen Platz mehr.

Freie Radikale in der Unternehmensführung, die nicht zur Selbstreflexion neigen, umgeben sich gern mit Ja-Sagern. Die Folgen sind fatal. Gerade unerfahrene Manager brauchen kritische Wegbegleiter. Der Fall Tebartz-van Elst lässt grüßen.

Sokrates hielt nicht Menschen für dumm, die wenig wissen, denn sie können die Grenzen ihres Wissens erkennen. Dummheit attestierte er vielmehr Menschen, die ihr Wissen überschätzen, weil sie nicht unterscheiden können zwischen objektivem Wissen und subjektivem Meinen. Wahrhaft gefährlich sind die, die ihr Bruchteilwissen für entscheidungsreifes Wissen halten. Ihr Wirken liefert alle Zutaten für eine antike Tragödie: Verblendung, Arroganz, Missmanagement und eine Kette von personellen Fehlentscheidungen.

Fürstlich entlohnte Personalentwickler werden als willige Handlanger engagiert, weil eigene Beurteilungsmaßstäbe fehlen. Die installierten und instrumentalisierten Seilschaften dienen dem Machterwerb und der Machterhaltung – auch durch Karrieren innerhalb der Seilschaft. Compliance ist wichtiger als positive Ergebnisbeiträge. Kein Wunder, dass wegen des zwanglosen Umgangs mit menschlichen Ressourcen eine Erosion des Vertrauens stattfindet und Burn-out vielleicht doch mehr ist, als nur eine Modeerscheinung.

Es gib zwei Sorten von Menschen: Erstens die, die immer geehrt werden wollen – auch wenn niemand weiß, warum. Zweitens diejenigen, die gar nicht im Rampenlicht stehen wollen, obwohl sie enorme Verdienste um ihr Unternehmen erworben haben. Sie zählen eben nicht zu jener Sorte von Chefs, die häufig von Betriebsklima und Führungskultur reden, um in der täglichen Praxis die Schuld für Versäumnisse entweder auf Untergebene abzuwälzen oder darüber zu klagen, nicht ausreichend informiert worden zu sein.

Viele Leistungsträger fragen sich inzwischen, warum immer häufiger die Falschen Karriere machen. Meine Antwort: Das leistungs- und erfolgsorientierte Klima vergangener Jahre ist in vielen Unternehmen gekippt. Die beklagte Überregulierung im Staat hat längst auch in mittelständischen Unternehmen Einzug gehalten. Doch die Stunde der Leistungsträger wird wieder kommen. Für viele ist es dann allerdings zu spät. Es wird höchste Zeit, dass Führungskräfte ihren Unternehmen wieder dienen anstatt ihnen zu schaden

 

 

 

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