Kiepenkerl bloggt: Münsters Bordsteinschwalben

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In Münster gibt es traditionell einen Straßenstrich. Die Verlagerung des horizontalen Gewerbes direkt vor der Hauptverwaltung der Westfalen AG sorgte 1968 für einen handfesten Streit mit dem Ordnungsamt. Durch den unsensiblen Rechtsakt hatte die Behörde die Innenstadt zwar von Bordsteinschwalben befreit, doch bei Eintritt der Dunkelheit traute sich keine Mitarbeiterin des Unternehmens mehr auf den Industrieweg.

Die Situation eskalierte nach dem Besuch von Dr. Hellmut Buddenberg. Als der Vorstands-vorsitzende der Deutschen BP AG dem Taxifahrer am Hauptbahnhof als Fahrtziel „Industrieweg“ nannte, wurde er freundlich belehrt: „Opa, das ist jetzt noch zu früh, da musst Du bis zum Einbruch der Dunkelheit warten!“

Um die Unzucht im Rom des Nordens öffentlich zu machen, ordnete Herbert Albert die nächtliche Unterbrechung des Freiernachschubs an, indem er einen Güterwaggon auf den Eisenbahn-schienen abstellen ließ, die den Industrieweg kreuzen. Nach dem öffentlichkeitswirksamen Protest lenkte die Stadtverwaltung ein und verlagerte die Lustmeile zur Siemensstraße.

Auch im neuen horizontalen Gewerbe-Gebiet kommt es immer wieder zu Beschwerden von Anliegern, die sich von den Anliegen der Freier und Zuhältern belästigt fühlen. Doch trotz des Interessenkonflikts ist das älteste Gewerbe aus Münster ebenso wenig wegzudenken wie der Aderlass von der Ader.

 

 

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