Über Neonazis und ihre Vorbilder, berichtet der Kiepenkerl

Über Neonazis und ihre Vorbilder, berichtet der Kiepenkerl: Die Neonazis in Deutschland orientieren sich ideologisch am historischen Nationalsozialismus. Ihr politisches Ziel ist ein nationalsozialistischer Staat auf der Grundlage einer „Volksgemeinschaft“, der einem strengen Führerprinzip unterliegt. Ein derartig totalitärer Staat schließt all diejenigen aus, die nicht als „reine Deutsche“ gelten, und unterdrückt und verfolgt alle, die eine andere politische Einstellung haben. Opposition und Meinungsvielfalt werden nicht zugelassen.

Über Neonazis und ihre Vorbilder, berichtet der Kiepenkerl

Die gesellschaftliche Spaltung wird immer größer – ein Phänomen, das sich nicht auf Deutschland beschränkt – Foto Unsplash

Neonazis vertreten ein revisionistisches Weltbild. Sie leugnen den Holocaust und glorifizieren die Wehrmacht und die SS. Zudem vertreten sie gebietsrevisionistische Ansprüche: Sie fordern ein Deutschland in den Grenzen vor 1938. Passend dazu verwenden sie die Parole „Deutschland ist größer als die BRD“. Vielfach ist bei Neonazis eine besondere Affinität zu historischen Gegenständen aus dem Dritten Reich oder gar Waffen zu beobachten. Ihr rückwärtsgewandtes Weltbild spiegelt sich auch in der Verehrung von Personen aus dem Dritten Reich wieder. Eine prominente Stellung nimmt dabei der Hitlerstellvertreter Rudolf Heß ein, der in der neonazistischen Szene als Märtyrer verehrt wird.

Heutige Neonazis greifen auch aktuelle sozial- und gesellschaftspolitische Themen auf. Mit ihren Problemlösungsvorschlägen orientieren sie sich an einem neonazistischen völkischen Weltbild und geben scheinbar einfache Antworten. So werden z.B. Personen mit Migrationshintergrund für Arbeitslosigkeit in Deutschland verantwortlich gemacht. Neonazis treten bewusst kapitalismuskritisch auf und fordern einen nationalen Sozialismus. Damit bedienen sie sich auch einzelner Versatzstücke linksextremistischer Ideologie, die sie aber – im Gegensatz zum kommunistischen Internationalismus – stets nur auf die eigene Nation beziehen.

Völlig anders verhielten sich die aktiven Nazis nach den verlorenen Krieg. Seit 1945 schafften es frühere NSDAP-Mitglieder in beachtliche Zahl wieder in Behörden- und Beamtenfunktionen zu gelangen. Auch Naziverbrecher führten unbehelligt von Justiz und Öffentlichkeit ein Leben als anerkannte Mitglieder der Nachkriegsgesellschaft. Zu viele sahen weg, oder alte Kameraden und Komplizen halfen beim Verschleiern und Unterdrücken. Erst Mitte der Sechzigerjahre gelang mit dem Auschwitz-Prozess ein Durchbruch.

Das Ditte Reich dauerte nur kurz, hatte aber viele kompromittiert: als Täter, Opportunisten und Mitläufer. Die NSDAP hatte achteinhalb Millionen Mitglieder. Sie haben als Soldaten, Beamte, Kulturschaffende, Industrielle oder Wissenschaftler zur NS-Unrechtsherrschaft beigetragen.

Nach 1945 waren viele noch jung und auf der Suche nach Beruf und Zukunft. Sie drängten in Ministerien und Behörden, in Chefetagen und Leitungsebenen. Aber niemand von ihnen hat die Junge Demokratie aktiv bekämpft oder eine Restitution erstrebt, so wie das bei der AfD der Fall ist.

Junge Nazis verbreiten Hakenkreuzsymbole und die AfD macht unsere demokratischen Institutionen verächtlich. Vor diesem Hintergrund ist es ein Treppenwitz, dass überall in Deutschland immer noch Straßenumbenennungen erfolgen ­ auch von unbelasteten Mitläufern.

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