Open-Air-Oper für Sachsenherzog Widukind

Höxter – Sachsenherzog Widukind als großes Bühnenspektakel.  Die Weserscholle im Huxarium Gartenpark Höxter wird im August an vier Tagen zur Opernbühne. Der Kartenvorverkauf ist gestartet.

Sachsenherzog Widukind

Die Geschichte von Sachsenherzog Widukind kommt als großes Opernspektakel auf die Weserscholle im Huxarium Gartenpark Höxter – Foto Huxarium/Daniela Dembert

Das frühe Mittelalter – eine Welt wie in Tolkiens Mittelerde. Und Widukind war so etwas wie ein Star dieser Zeit. Der Westfalen-Herzog führte die Sachsen an im Kampf gegen Frankenkönig Karl (den Großen), der ihre Gebiete erobern und sie mit dem Schwert zu Christen machen wollte. Um Widukind dreht sich eine Oper, die im August vier Mal in Höxter aufgeführt wird. „Dabei wird die Weserscholle in Höxter zur wohl ersten Open-Air-Opernbühne der Region und zu einem ostwestfälischen Bregenz“, freut sich Madita Alberding, Geschäftsführerin im Huxarium Gartenpark Höxter.

Jubiläum 1250 Jahre Westfalen

Die 2022 in Enger (Kreis Herford) entstandene und vom Publikum gefeierte Widukind-Oper erlebt ein Revival in Höxter und weiteren Aufführungsorten. „Was wäre das Jubiläum 1250 Jahre Westfalen ohne den ersten berühmten Westfalen Widukind?“, sagt Regine Krull, die die Gesamtleitung für das Projekt hat. Im Zuge der Sachsenkriege ist 775 erstmals in der Geschichtsschreibung von den „Westfalen“ die Rede.

Widukind steht am Vorabend einer Zeitenwende

Inhaltlich geht die Oper weit über grausame Schlachten hinaus. Widukind steht am Vorabend einer Zeitenwende. Der Sachsenherzog erkennt, dass es wenig Sinn haben würde, weiterhin gegen die Übermacht der Franken anzukämpfen und ein endloses Blutvergießen zu riskieren. Mit großem Mut setzt Widukind alles auf eine Karte: den Frieden. Er lässt sich taufen. Was nach einer Niederlage aussieht, erzählt die Oper als Sieg über sich selbst und über die Angst vor dem Neuen. Es kommt zu einem versöhnlichen Handschlag zwischen den Gegnern: einem Handschlag auf Augenhöhe. Die Widukind-Oper ist also mehr als nur ein historisches Epos. Sie ist ein eindrucksvolles Plädoyer für Verständigung und den Sieg der Vernunft über die Gewalt. Das zeigte sich auch abseits der fiktiven Oper in der historischen Realität: Tatsächlich ebbten die Sachsenkriege nach Widukinds Taufe langsam ab.

Solche Menschen braucht es auch heute

„Widukind ist ein ganz und gar moderner Mensch. Ein Zweifler, der seine Angst vor dem Neuen und Unbekannten überwindet. Solche Menschen braucht es auch heute“, sagt Autorin und Regisseurin Birgit Kronshage. In Enger, wo Widukind begraben sein soll und ihm ein Museum gewidmet ist, wurde eine Industriehalle zur Kulisse. In Höxter wird die Oper draußen aufgeführt- auf einem Hochplateau Weserscholle, das zur Landesgartenschau 2023 entstanden war und mittlerweile vielfach als Eventlocation genutzt wird. Eine technische Herausforderung: „Die Akustik ist natürlich eine ganz andere“, sagt Gesamtleiterin Regine Krull.

In Sichtweite des Originalschauplatzes

Die Weserscholle als Ort für die Oper entdeckte Esther Hünnekens: „Die Aufführung der Geschichte Widukinds und Karls des Großen unter freiem Himmel an der Weser, in Sichtweite des Weltkulturerbes Corvey und des historischen Schlachtfelds am Brunsberg, ist spektakulär“, sagt die Konzertagentin des Detmolder Kammerorchester. Godelheim war tatsächlich im Jahr 775 Schauplatz einer wichtigen Schlacht, bei der Karls Truppen über die Weser gelangten. „Beispiele wie die Bregenzer Festspiele zeigen, welche Möglichkeiten die Stadt Höxter an diesem Aufführungsort hat, um weit über ihre Region hinaus große Strahlkraft zu entfalten“, so Ester Hünnekens weiter. Sie verweist darauf, dass Namensvetter und Nachkomme Mönch Widukind bekanntlich im 10. Jahrhundert in Corvey die „Res gestae Saxonicae, eine „Sachsengeschichte“ verfasste.

Für Opern-Fans und für Opern-Neulinge

Die Aufführungen sind nicht nur etwas für Opern-Fans sondern auch für Opern-Neulinge: „Mir persönlich war es wichtig, eine Musik zu schaffen, die den Menschen Freude bereitet – auch solchen, die ansonsten den Weg ins Opernhaus scheuen“, sagt Komponist Thomas Lotz aus Berlin. Dazu folgte Lotz dem Prinzip Innovation durch Kombination und vermischte verschiedene Klangwelten: „Die Oper verbindet mittelalterlich anmutende Weisen, (spät)romantische Szenarien, und Anleihen aus Rock-und Popmusik.“

Klassisches Genre modern interpretiert

Die Widukind-Oper ist ein Projekt abseits der üblichen Theaterbahnen, bei dem das klassische Genre modern interpretiert wird. Die Rolle des Widukind wird bewusst mit einer Frau (der Koreanerin Yewon Kim) besetzt. Die Bad Oeynhausener Break-Dancer „Last Action Heroes“ stellen Kämpfer dar. Zum Ensemble der etwa zweistündigen Oper zählen 50 Mitwirkende. Arie, Duett und Chorgesang wechseln sich ab mit gesprochenen Passagen, um den historischen Kontext erklären zu können. Als Dirigentin fungiert Olivia Lee-Gundermann aus Dortmund.

Thomas Meyer, Bürgermeister in Enger, freut sich, dass die Widukind-Oper dank der LWL-Kulturstiftung jetzt sogar auf Reisen geht und ein noch breiteres Publikum erreicht. „Mit der Geschichte der Sachsen um Herzog Widukind wird ein wichtiges Stück regionaler Identität in Erinnerung gerufen.“ Und sein Höxteraner Amtskollege Daniel Hartmann ergänzt: „Die Widukind-Oper ist ein ganz besonderes kulturelles Highlight in diesem Sommer auf der Weserscholle.“

Gefördert von der LWL-Kulturstiftung

Das Gemeinschaftsprojekt von Engeranern und Höxteranern wird von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ gefördert. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unterstützt wird die Widukind-Oper auch vom Regionalen Kultur Programm NRW, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stiftung Heckenwerth.

Hier gibt es Karten

Karten für die Aufführungen am 23., 24., 30. und 31. August jeweils um 19.00 Uhr sind online im Ticketshop des Huxarium Gartenparks Höxter in zwei Preiskategorien für 33 Euro und 43 Euro (vordere Sitzreihen) erhältlich. Stationär gibt es die Karten in der Tourist Info am Höxteraner Bahnhof zu kaufen. Ermäßigt kosten die Karten 30 beziehungsweise 40 Euro (zum Beispiel für Besucher mit Huxarium Dauerkarte, für Schüler, Studierende, Azubis). Weitere Aufführungstermine sind im sauerländischen Schmallenberg (5. September, Stadthalle) und in Enger (6. und 7. September, Aula des Widukind-Gymnasiums) geplant.

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