Ein besonderer Blick auf die Externsteine

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Münster – Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert das Kunstwerk des Monats Juni. Es handelt sich um ein Ölgemälde des Graphikers und Malers Otto Speckter (1807-1871) und zeigt die “Ansicht der Externsteine von Norden” (1851). Es zählt zu seinen seltenen Ölgemälden und befindet sich seit 1966 im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster.

Otto Speckter

Das Ölgemälde “Ansicht der Externsteine von Norden” (1851) von Otto Speckter. – 
Foto LWL/Hanna Neander

Der 1807 geborene Hamburger Künstler Otto Speckter widmete sich in den ersten Jahrzehnten seines Lebens der Lithografie. So arbeitete er unter anderem in der Lithografie-Anstalt seines Vaters. In den Jahren 1825/26 stellte er eine Reihe eigener Lithografien im Lübecker Dom aus. Als typischer Vertreter der Romantik prägte Speckter seine Verbundenheit mit Märchen und Mythen vergangener Epochen. Diese Verbundenheit schlägt sich auch in seiner Arbeit nieder. 1847 begann er im Alter von 40 Jahren mit der Malerei.

Die einzelnen Felsen verdichtet

Das Kunstwerk “Ansicht der Externsteine von Norden” zeigt eine Reihe bizarr aussehender Felsblöcke. Diese ragen wuchtig und düster in einen hellblauen, kaum bedeckten Abendhimmel. Anders als in der Realität verdichtete der Künstler die einzelnen Felsen in seinem Werk zu einer undurchdringlichen Steinwand. Teile der Felsformation sind in warmes, spätsommerliches Licht getaucht. Die raue Beschaffenheit des rissigen Gesteins ist in Beige-, Braun- und Grautönen gehalten. Auffällig ist der breite schwarze Spalt in der Bildmitte. Im Vordergrund hat sich ein heller Lichtstreifen gebildet. Dieser lenkt den Blick auf das eigentliche Geschehen: eine Landpartie zu den Externsteinen. Sechs elegant gekleidete Damen und Herren sowie eine siebte Person sind abgebildet.

Hintergrund

Bei der Felsformation auf Speckters Gemälde handelt es sich um die Externsteine in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe). Sie sind Bestandteil der mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes und wurden im 19. Jahrhundert zu einer Berühmtheit. Die Natur- und Kunstattraktion faltete sich vor rund 65 Millionen Jahren auf. Die bis zu 40 Meter hohen Felsen bestehen aus einem Kalkstein-Sediment. Sie sind recht nachgiebig und leicht zu bearbeiten. Fünf dieser Sandsteinbrocken wurden über die Zeit freigespült, wobei die Verwitterung für ihr zerklüftetes Aussehen verantwortlich ist.

Auch die verschiedenen Spuren menschlicher Tätigkeiten faszinieren bis heute unzählige Besucher. Besonderes Interesse weckt das Kreuzabnahme-Relief aus dem 12. Jahrhundert. Es gilt als eines der berühmtesten Kunstdenkmäler Westfalens. Auch die Überbleibsel einer Skulptur, ein offener Steinsarkophag oder der oben aufliegende “Teufelsstein”, ziehen Aufmerksamkeit auf sich.

Alter und Funktion der durch natürliche Prozesse und Bildhauerei geschaffenen Anlage sind seit langem umstritten. Inzwischen hat sich jedoch die Deutung durchgesetzt, dass es sich um die im Hochmittelalter nachgebildeten Heiligen Stätten Jerusalems handelt. Am Freitag (14.6.) findet um 18 Uhr ein Kunstgespräch zum Kunstwerk mit der Kuratorin für die Kunst des Mittelalters, Dr. Petra Marx, statt.

 

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