Den LWL-Sozialpreis erhielt das B-Side Kollektiv aus Münster. Der Jugendpreis ging an die Bigger Jugend aus Bigge-Olsberg (Hochsauerlandkreis). Den Gesundheitspreis bekam Sven Borchert aus Dortmund. Den Psychiatriepreis hat der LWL an die “Flaschenkinder Iserlohn e. V.” (Märkischer Kreis) vergeben. Mit dem Kulturpreis zeichnete der LWL den “Shademakers Carnival Club e.V.” aus Bielefeld aus.
B-Side ist ein weitgehend ehrenamtlich tätiges Kollektiv, das es sich zum Ziel gesetzt hat, den Hill-Speicher am Stadthafen I vor einer privatwirtschaftlichen Nutzung zu schützen. Zum B-Side-Kollektiv gehören verschiedene Bürger-Projekte: Das “Kleinheim” ist ein kleine mobile Schlafhütte für wohnungslose Menschen, die vom Regel-Hilfesystem nicht erreicht werden. Sie bietet ein Mindestmaß an Privatsphäre und einen sicheren Platz zum Schlafen. “Baggerfly Effect” ist ein theaterpädagogisches Projekt, an dem auch Menschen mit psychischen Einschränkungen teilnehmen. “Zuhören statt wegschauen” gibt den Menschen eine Stimme, deren Heimat der Bremer Platz, der Hauptbahnhof und andere dunkle Ecken der Stadt sind. Das “Radeln ohne Alter” fördert die berufliche Integration von langzeitarbeits¬losen Menschen und begleitet sie im Rahmen von Arbeitsgelegen¬heiten, die sie wieder an den ersten Arbeitsmarkt heranführen sollen. Geführte Rikscha-Touren ermöglichen es Senior:innen und Menschen mit Behinderungen, ihre Stadt “auf neuen Wegen” zu entdecken. Die “4tel-Küfa” kocht kostenlos für ca. 50 Menschen an öffentlich zugängigen Orten. Der “Hansa Fairteiler” ist ein Ort, zu dem alle Menschen Lebensmittel bringen und kostenlos von dort mitnehmen dürfen.
“Im Sinne eines selbstbestimmten Lebens und der Stärkung der Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung ist das Engagement der B-Side vorbildlich. Von besonderer Relevanz für den LWL-Sozialpreis ist natürlich die Vision des Hansaviertels zum Thema Inklusion und die hiermit im engsten Zusammenhang stehenden Projekte”, sagte Löb bei der Preisübergabe. “Dabei ist besonders, dass die Entwicklung des Zentrums auf den Ideen, Vorschlägen und Bedürfnissen der im Quartier lebenden Menschen fußt. Im Rahmen der dreijährigen Bundesförderung ‘Hansaforum’ hat sie darauf verzichtet, die gesamte Förderung für eigene Zwecke einzusetzen. Stattdessen leitete B-Side eine ‘Viertel Million fürs Viertel’ an interessierte und ehrenamtlich engagierte Menschen und deren gemeinwohlorientierte Projekte weiter”, so Löb.
Der LWL-Jugendpreis für bürgerschaftliches Engagement geht in diesem Jahr an die Bigger Jugend, einem Zusammenschluss der Jugendgruppen von Messdienern und der Kolpingjugend Bigge. Die Bigger Jugend hat sich während der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche stark gemacht und ist mit ihren Angeboten auf große Resonanz bei Kindern und Jugendlichen gestoßen. Zu diesen Angeboten gehörten ein interaktiver Wanderweg, eine Fotorallye, ein Outdoor-Live-Escape Room, digitale Angebote wie eine Kneipen-Quiznacht oder ein Online-Weihnachtswichteln. Außerdem hat die Bigger Jugend Kinder- und Jugendstammtische gegründet, Aktionstage und Ausflüge organisiert. Die Jugendlichen wurden auch auf politischer Ebene aktiv: Aufrufe zu Kommunal- und zur Bundestagswahl, ein “Live Jugend Polittalk” spiegeln das jugendpolitische Engagement wider.
“Ich freue mich, mit dem LWL-Jugendpreis 2022 für bürgerschaftliches Engagement ein gelungenes Beispiel für das außerordentliche und innovative Engagement von jungen Menschen für junge Menschen während der Corona-Pandemie auszeichnen zu dürfen. Mit der Würdigung der Bigger Jugend zeichnen wir ein besonders herausragendes ehrenamtliches Engagement von jungen Menschen für junge Menschen aus, das wichtige Impulse für eine jugendgerechte und zeitgemäße Weiterentwicklung der ehrenamtlichen wie hauptamtlichen Kinder- und Jugendarbeit geben kann”, sagte Baumann, bei der Preisverleihung. “In dieser Zeit großer Verunsicherung und Belastung hat die Bigger Jugend durch Ihr außerordentliches Engagement dazu beigetragen, den Kindern und Jugendlichen in ihrer Stadt und Gemeinde ein Stück Normalität zurückzugeben.”
Mit dem Psychiatriepreis zeichnete der LWL die “Flaschenkinder Iserlohn e.V.” aus. Der Verein hat sich gegründet, um Kindern deren Eltern an Alkoholismus erkrankt sind, einen Weg zu zeigen, mit der Krankheit ihrer Eltern besser umgehen zu können. Zur Zeit engagieren sich 21 ehrenamtliche Mitarbeiter unterschiedlicher Altersgruppen, die alle auf ein Schicksal als Kind aus einer Betroffenen-Familie zurückblicken.
“Sie nehmen sich viel Zeit, um kindgerecht zu erklären, was und warum bei der Alkohol-sucht einiges so schmerzlich verläuft. Sie nehmen den Kindern und Jugendlichen das Schuldgefühl und bieten helfende Hände, offene Ohren und geben ihnen eine nicht überhörbare Stimme für die Außenwelt”, sagte Baumann. “Sie helfen, indem sie über das Notruftelefon, Facebook, die Internetseite oder per Email erreichbar sind. Sie geben Kindern eine Rückzugsmöglichkeit. Sie beraten und begleiten innerhalb der Familie, klären über Alkohol und dessen Auswirkungen auf. Für dieses große soziale und ehrenamtliche Engagement freue ich mich, ihnen den LWL-Psychiatriepreis 2022 überreichen zu dürfen”, so Baumann weiter.
Der Gesundheitspreis ging an Sven Borchert aus Dortmund, der sich als Vorstandsmitglied im Verein “Projekt Ankommen” für Geflüchtete engagiert. Der Arzt im Ruhestand begleitet und berät seit vielen Jahren Geflüchtete und hilft ihnen anzukommen. Seine Schwerpunkte sind die Hilfen in Gesundheitsfragen, er begleitet die Geflüchteten zu Behörden und Ärzten. Er setzt eigenes Geld für die Belange seiner Betreuten ein, indem er zum Beispiel Corona-Tests oder Fahrkosten zahlt. Zurzeit hilft er beim Aufbau einer Anlaufstelle für Geflüchtete und deren Familien mit Autismus, Asperger und ähnlichen Beeinträchtigungen.
“Seit Jahren engagiert sich Sven Borchert konstant mit großem Engagement und zuverlässig und lässt sich nicht von seiner Überzeugung abbringen, dass jeder Mensch angemessene Hilfe verdient. Selbstlos hilft er in allen Bereichen und scheut sich auch nicht davor, eigene finanzielle Mittel für die Belange der von ihm Betreuten einzusetzen. Deshalb ist es richtig, dass wir ihn für seine jahrelange treue und ehrliche Mitarbeit insbesondere im Gesundheitswesen und damit für sein bürgerschaftliches Engagemnt auszeichnen “, sagte Baumann. “Sven Borchert unterstützt Geflüchtete innovativ und mit überdurchschnittlichem Engagement. Nicht nur vor dem Hintergrund der zahlreichen aktuell flüchtenden Menschen aus der Ukraine verdient seine Leistung besondere Aufmerksamkeit.”
Seinen Kulturpreis hat der LWL an den “Shademakers Carnival Club e.V.” aus Bielefeld verliehen. Shademakers veranstalten seit über 20 Jahren den Bielefelder “Carnival der Kulturen”, um Brücken zwischen Kulturen zu bauen und Zeichen für Inklusion in der Region zu setzen. Höhepunkt ist ein großer Umzug durch Bielefeld, an dem auch eine inklusive Gruppe und queere Aktivisten teilnehmen. Der Carnival der Kulturen hat sich in den letzten Jahren zu einem Anziehungspunkt für die Menschen aus Bielefeld entwickelt. Mit 2.000 Akteuren in ca. 70 Gruppen aus der Region, dem In- und Ausland und 100.000 Zuschauer:innen an den Straßen vereinigt und begeistert der Carnival der Kulturen Menschen quer durch alle Generationen.
“‘Shademakers Carnival Club e.V.’ engagiert sich als interkulturelle und lebendige Initiative mit großer Strahlkraft seit Jahrzehnten für ein friedliches und weltoffenes Miteinander der Kulturen und Künste und damit für die Menschen in unserer Region. Als Anerkennung dafür verleiht der LWL ‘Shademakers Carnival Club e.V.’ den LWL-Kulturpreis für bürgerschaftliches Engagement”, sagte Löb und überreichte die Urkunde an die Vorsitzende Frieda Wieczorek. “Die Zusammenarbeit von professionellen und nicht-professionellen Künstlern ist Grundlage der Vereinsarbeit. Das Angebot richtet sich nicht primär an Kunst-und Kulturschaffende, sondern ist ein Kulturangebot für alle Menschen – unabhängig von Herkunft, Alter und Geschlecht. Der Verein ist westfalenweit, national und sogar international vernetzt, die Liste von organisierten Festivals, Paraden, Projekten und Veranstaltungen ist sehr lang”, so Löb weiter.
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