Bürokratie macht’s schwer – findet der Kiepenkerl

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Der Begriff Bürokratie ist ein französisch-griechisches Kunstwort. Es setzt sich zusammen aus bureau (Schreibtisch, Arbeitszimmer) und krátos (Herrschaft, Gewalt, Macht). Die Herrschaft der Verwaltung ist die Wahrnehmung von Verwaltungstätigkeiten im Rahmen bestimmter Kompetenzen innerhalb einer festen Hierarchie.

Bürokratie macht's schwer - findet der Kiepenkerl

Die vielen Verwaltungsvorgänge machen die Bürokratie so langsam – Foto Pixabay

Im Gabler Wirtschaftslexikon heißt es dazu: „Die real-rationale Organisationsform ist kennzeichnend für jede moderne Verwaltung im öffentlich-staatlichen Bereich, sowie in Unternehmen, Betrieben, Verbänden, Parteien, Kirchen, Militärorganisationen etc.“ Nach dieser Definition besteht die Hauptaufgabe der Bürokratie darin, Prozesse und Handlungsabläufe möglichst genau zu dokumentieren und festzuhalten. Das kann oder soll in möglichst vielen Teilen unserer Gesellschaft passieren. Die allgemeinen Verwaltungsvorschriften dienen dazu, eine einheitliche Rechtsanwendung der Behörden zu gewährleisten und wenden sich unmittelbar an die zuständigen Behörden, nicht jedoch an den ebenfalls betroffenen Bürger. Da die Behörden zur Anwendung der Verwaltungsvorschriften verpflichtet sind, haben sie auch für die Bürger rechtliche Bedeutung.

Die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften (Compliance) wird von den Unternehmen als starke Belastung empfunden. Viele Firmen würden sich lieber auf die Aufgaben konzentrieren, die für eine profitable Geschäftstätigkeit erforderlich sind und die Kundenzufriedenheit erhalten, anstatt sich mit zeit- und kostenaufwändigen behördlichen Vorschriften und Formalitäten zu befassen.

Belastungen sollen weniger werden

2015 hat die Bundesregierung mit der „One-in, one-out“-Regelung eine Bürokratiebremse eingeführt. Sie besagt, dass neue Belastungen durch Vorschriften und Bürokratie nur in dem Maße eingeführt werden dürfen, wie bisherige Belastungen abgebaut werden (Kompensation). Per Saldo hat sich der Erfüllungsaufwand der Wirtschaft in den Jahren 2015 und 2016 um rund 1,5 Milliarden Euro verringert.

Bürokratie macht's schwer - findet der Kiepenkerl

Ein wahrer Paragraphendschungel macht die Verwaltung so schwerfällig – Foto Pixabay

Die digitale Verwaltung ist das Modell der Zukunft. Bürokratie soll einfacher werden. Elektronische Verwaltungsleistungen können maßgeblich dazu beitragen, bürokratische Hürden abzubauen. Unter anderem ermöglichen sie, dass Behördengänge entfallen und Informationen jederzeit von zu Hause oder am Arbeitsplatz abgerufen werden können. Zurzeit ist das noch Zukunftsmusik, denn Deutschland steht im Vergleich der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft an 12. Stelle in der EU. Die zum Teil musealen Arbeitsabläufe haben während der Corona-Pandemie und im elektronischen Bildungswesen deutlich gemacht, dass die öffentliche Verwaltung möglichst schnell im digitalen Zeitalter ankommen muss.

Vor der Bürokratiebremse hat sich Deutschland zu einem Weltmeister der Bürokratie entwickelt. Die Elbphilharmonie, der Berliner Flughafen und Stuttgart 21 sind spektakuläre Beispiele für Zeit- und Ressourcenverschwendung. Auch bei internationalen Projekten sieht es nicht besser aus.

Fehlleistungen der Bürokratie

Den Gipfel bürokratischen Versagens liefert der Nordzulauf zum Gotthard-Basistunnel. Während die Schweiz den mit 57 km längsten Eisenbahntunnel der Welt bereits 2016 in Betrieb genommen und die Gleise bis zur deutschen Grenze fertiggestellt hat, sind auf deutscher Seite noch viel Geduld und reichlich Planungspoker erforderlich. Bisher steht nicht einmal fest, wie die Strecke nördlich von Rosenheim oder um München geführt werden soll.

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Akten über Akten: Sie alle müssen für einen Vorgang und eine Entscheidung gelesen werden – Foto Pixabay

Das Peter-Prinzip findet sich in Verwaltungen von Unternehmen und Behörden mit komplexer Hierarchie und Ablauforganisation. Die einzige Voraussetzung für das Peter-Prinzip ist, dass es viele Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Mit jedem Aufstieg gewinnt die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter an Macht, Geld und Status. Befördert wird aber nicht immer die Person, die auf ihrer jetzigen Ebene die beste Leistung zeigt.

Die Annahme des Peter-Prinzips ist, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter so lange befördert wird, bis sie / er in der Position überfordert ist. Ab diesem Zeitpunkt kommt es zu keiner weiteren Beförderung. Der Stillstand in der Karriere bedeutet das Ende der beruflichen Laufbahn. In solchen Fällen empfiehlt sich die „geräuschlose Sublimierung“ oder die „seitliche Arabeske“. Bei erstgenanntem Modell wird eine Beförderung eines als unfähig bekannten Angestellten nur deshalb durchgeführt, weil unter den anderen Mitarbeitern ein Anreiz ausgelöst werden soll, dass jeder auch befördert werden kann. Hierdurch wird eine Stabilisierung der Hierarchie erreicht. Bei Letzterem werden etwa Titel oder Abteilungen ohne Kompetenzen geschaffen, die es vorher nicht gab, um einen unfähigen Mitarbeiter quasi „auszulagern“.

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Manchmal herrscht in der Bürokratie das reinste Chaos – Foto Pixabay

Bei den Parkinson’schen Lehrsätzen handelt es um Erkenntnisse zur Personalpolitik und nicht um Erkenntnisse zur Schüttellähmung (Morbus Parkinson). Sie gehen auch nicht auf den russischen Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potemkin zurück, der angeblich Kulissen von Dörfern aufstellen ließ, um Katharina die Große auf einer Reise nach Neurussland über die Entwicklung der neubesiedelten Gegend zu täuschen. Die Wirecard-Affäre weist deutliche Züge eines Potemkin‘schen Dorfes auf.

In den Potemkin’schen Lehrsätzen fasste der Historiker und Soziologe Cyril Northcote Parkinson seine Erkenntnisse zum Bürokratiewachstum in folgenden ironisch-soziologischen Lehrsätzen zusammen:

  1. Lehrsatz: Je mehr Menschen an einer Arbeit beteiligt sind, desto länger dauert es, diese zu erledigen.
  2. Lehrsatz: Jeder Angestellte wünscht sich die Vergrößerung der Zahl seiner Untergebenen, nicht jedoch die Zahl seiner Rivalen.

Fazit: Die Parkinson’schen Lehrsätze sind eine effektive Methode, um Aufgaben schnell und strukturiert zu erledigen. Zum wirkungsvollen Einsatz dieser Methode muss ein fester Zeitrahmen vorgegeben werden, in dem die Zielaufgabe möglichst gut erledigt werden soll. Das gilt für Projekte, Meetings, E-Mails, Telefonate, und weitere Aufgaben. Durch den fixen Zeitraum werden unnötiges Vertagen und Zeitverschieben überflüssig und nicht zielführende Gedanken gespart.

Das Schlagwort Bürokratieabbau findet sich in der Politik und in der Wirtschaft gleichermaßen. Gemeint ist der Abbau von Vorschriften und Gesetzen, aber auch eine erhöhte Transparenz des behördlichen oder betrieblichen Handelns.

Eine Entbürokratisierung soll zu einer erhöhten Flexibilität führen. In Unternehmen (und teilweise auch in Behörden) wird zunehmend versucht, Ziele an die Stelle von Regeln zu setzen. Ein Unternehmensziel wird dann nicht mehr über die Vorgabe von Prozessen gesteuert, sondern durch die Vorgabe von Zielen. In den öffentlichen Verwaltungen ist das allerdings weitaus schwieriger durchzusetzen. Hinzu kommt, dass das Ziel der Entbürokratisierung zwar überwiegend geteilt wird, im Einzelfall allerdings umstritten ist. So wäre zum Beispiel der Abbau von Sicherheitsvorschriften in der Chemie ein Vorteil für die Wirtschaft, könnte aber für die Bevölkerung gesundheitliche Nachteile haben.

Stilblüten der Bürokratie

– Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet.

Kommentar zum Bundesreisekostengesetz

– Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.

Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung

– Es ist nicht möglich, den Tod eines Steuerpflichtigen als dauernde Berufsunfähigkeit im Sinne von §16 Abs. 1 Satz 3 EStG zu werten und demgemäß den erhöhten Freibetrag abzuziehen.

Bundessteuerblatt

– Ehefrauen, die ihren Mann erschießen, haben nach einer Entscheidung des BSG keinen Anspruch auf Witwenrente.

Verbandsblatt des Bayrischen Einzelhandels

– Das Lutschen eines Hustenbonbons durch einen erkälteten Zeugen stellt keine Ungebühr im Sinne von §178 GVG dar.

Beschluss des OLG Schleswig

– Ausfuhrbestimmungen sind Erklärungen zu den Erklärungen, mit denen man eine Erklärung erklärt.

Protokoll im Wirtschaftsministerium

– Ein Ehemann hat in der Regel seinen Wohnsitz dort, wo sich seine Familie befindet (BFH; BStBl 85, 331). Ein Verschollener hat seinen Wohnsitz bei der Ehefrau (FG Düsseldorf EFG 58, 144).

Kommentar zur Abgabenordnung von Klein/Orlopp

– An sich nicht erstattbare Kosten des arbeitsgerichtlichen Verfahrens erster Instanz sind insoweit erstattbar, als durch sie erstattbare Kosten erspart bleiben.

Beschluss des Landesarbeitsgerichts Rheinland-Pfalz

-Die Fürsorge umfasst den lebenden Menschen einschließlich der Abwicklung des gelebt habenden Menschen.

Vorschrift Kriegsgräberfürsorge

– Besteht ein Personalrat aus einer Person, erübrigt sich die Trennung nach Geschlechtern.

Info des Deutschen Lehrerverbandes Hessen

– Welches Kind erstes, zweites, drittes Kind usw. ist, richtet sich nach dem Alter des Kindes.

Bundesanstalt für Arbeit

– Die einmalige Zahlung wird für jeden Berechtigten nur einmal gewährt.

Gesetz zur Anpassung von Versorgungsbezügen

– Kunststofffenster mögen zahlreiche Vorzüge haben, insbesondere in Bezug auf Wartung und Pflege – Holz hat den Vorteil, nicht aus Kunststoff zu sein.

Urteilbegründung des LG München

– Gewürzmischungen sind Mischungen von Gewürzen.

Deutsches Lebensmittelbuch

– Persönliche Angaben zum Antrag sind freiwillig. Allerdings kann der Antrag ohne persönliche Angaben nicht weiterbearbeitet werde.

Formular im Postgirodienst

– Der Wertsack ist ein Beutel, der aufgrund seiner besonderen Verwendung im Postbeförderungsdienst nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden.

Wertbeutelverordnung – Merkblatt der deutschen Bundespost

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