Kulturgüter vor Schäden schützen

Kulturgüter vor Schäden schützen: Designstudierende der FH Münster entwickeln visuelles Leit- und Anleitungssystem für den Notfallverbund Münster.

Kulturgüter vor Schäden schützen

In dem Notfallplan ist alles genau beschrieben, was im Falle eines Falles gemacht werden muss – Foto FH Münster

Von der verheerenden Flutkatastrophe im Juli waren unter anderem auch viele wertvolle Kulturgüter betroffen: So ist etwa das Archiv des Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler komplett geflutet worden, was zahlreiche Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Möbel und archäologische Funde unter Wasser gesetzt hat. „Ich habe vor Ort Hilfseinsätze zur Rettung der beschädigten Kunstwerke geleitet und musste grundlegende Hinweise ständig wiederholen, weil zum Beispiel neue Helfer dazu gekommen sind“, erzählt Matthias Frankenstein vom Technischen Zentrum des Landesarchivs NRW. „Da hätte ich mir klar verständliche Plakate oder Hinweise gewünscht, auf die ich einfach hätte zeigen können.“ Dieser Traum wird wohl bald Wirklichkeit: Vier Designstudierende der FH Münster entwickeln in einem nun gestarteten Projekt für den Notfallverbund Münster ein Anleitungs-, Ablauf- und Leitsystem, das dabei hilft, Kulturgüter im Notfall schnell und fachgerecht zu retten.

„Großschadensereignisse wie die jüngste Flutkatastrophe, der Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln passieren zwar zum Glück nur selten, aber kleinere Notfälle kommen deutschlandweit immer wieder vor“, erklärt Dr. Sabine Happ vom Universitätsarchiv der WWU Münster. Sie leitet derzeit den Notfallverbund Münster, in dem sich mehrere Archive, Bibliotheken und das Stadtmuseum Münster zusammengetan haben, um sich gemeinsam präventiv auf Notfälle vorzubereiten und Übungen zu organisieren.

Kulturgüter vor Schäden schützen

Annemarie Woeste, Kim Janke, Tobias Moser und Hanna Breimann (vl), Designstudierende an der FH haben das Konzept entwickelt – Foto Stefanie Gosejohann/ FH Münster

„Inhaltlich wissen wir mittlerweile ziemlich genau, wie wir in Notfallsituationen am besten vorgehen müssen, um die beschädigten oder gefährdeten Kulturgüter zu retten“, sagt Happ, „aber wie wir das den Helfern in der akuten Krise schnell und effektiv vermitteln können, war uns bisher nicht so klar.“ Daher wandte sie sich an den Kommunikationsdesigner Prof. Daniel Braun vom Fachbereich Design der FH Münster, der Münster School of Design (MSD). Und der nahm die Frage mit in eins seiner Praxisseminare.

„Die Ideen, die die beteiligten Studierenden entwickelt haben, haben uns total begeistert, sodass wir beschlossen haben, das Projekt tatsächlich zu verwirklichen“, erklärt die Historikerin. „Eine Förderung als Modellprojekt aus Bund-Länder-Mitteln der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) hat uns ermöglicht, die Studierenden offiziell mit der Umsetzung ihrer Konzepte zu beauftragen.“ Mit Hanna Breimann, Kim Janke, Tobias Moser und Annemarie Woeste haben sich vier junge Nachwuchsdesigner gefunden, die sich neben ihrem Studium nun der Aufgabe widmen, das in Brauns Seminar entwickelte Notfall-Konzept zu verwirklichen.

Kulturgüter vor Schäden schützen

Die fachgerechte Erstversorgung ist in dem Notfallplan genau beschrieben – Foto FH Münster

Unter anderem sollen Rollups mit kurzen Anweisungen zur Übersicht, ein umfangreicher Anleitungskatalog mit schnell verständlichen Illustrationen und kurzen Sätzen und außerdem ein visuelles Leitsystem entstehen. „Wir möchten den Einsatzkräften die Orientierung und Organisation vor Ort ermöglichen“, erklärt Woeste. „Durch Rollups, farbliche Teamkennzeichnungen und andere visuelle Hinweise, die den Beteiligten schnell verständlich machen, was wohin muss und wie genau sie vorgehen sollen“, ergänzt ihr Kommilitone Moser.

„In unseren Praxisprojekten arbeiten wir am liebsten mit konkreten aktuellen Fragestellungen“, sagt Braun. „Durch den Umgang mit echten Auftraggebern lernen die Studierenden am meisten und zugleich ist ihre Motivation viel höher“, so der Hochschullehrer für Informations- und Kommunikationsdesign. „Es ist wirklich toll, dass wir unser entwickeltes Konzept nun tatsächlich umsetzen können“, sagt Breimann. „Hierfür war die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Design und Notfallverbund unabdingbar“, betont Janke.

Zum Projektauftakt trafen sich die vier Studierenden mit Happ, Frankenstein und Dr. Edda Baußmann vom Stadtmuseum Münster – alle drei aktiv im Notfallverbund Münster. Die Projektpartner freuen sich auf die Zusammenarbeit und sind gespannt auf die Ergebnisse, die nach erfolgreichem Projektabschluss in ganz Deutschland zum Einsatz kommen sollen.

Zum Thema:
Die Ausbildung am Fachbereich Design der FH Münster schließt das gesamte Designspektrum durch die vier angebotenen Schwerpunkte Kommunikationsdesign, Illustration, Mediendesign und Produktdesign ein. Sie bietet den Studierenden ein ungewöhnlich offenes Feld für experimentelle Gestaltungen und zielbezogene Denkansätze, die optimal für den beruflichen Alltag vorbereiten. Neben dem Bachelorstudiengang Design bietet der Fachbereich den Masterstudiengang Design an.

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