PTA-Beruf feiert seinen 50. Geburtstag

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Das Jahr 2018 ist für den Bundesverband PTA e. V. (BVpta) ein ganz besonderes. Der 50. Geburtstag der PTA – der heute größten Berufsgruppe in der Apotheke – wird bejubelt und gefeiert. Über 65.500 Pharmazeutisch-technische AssistentInnen (PTA) inklusive Praktikanten sind laut aktueller Statistik in der öffentlichen Apotheke beschäftigt, davon mehr als 97 Prozent Frauen.

PTA in der Apotheke schlägt Rezeptur nach – Foto: Fotolia 58864551_X / Gerhard Seybert

Doch nicht nur als eine seltene Frauen-Domäne ist der PTA-Beruf unverzichtbar geworden. Neben der Herstellung und Prüfung von Rezepturen und Defekturen steht die kompetente Kundenberatung durch PTA im Zeitalter von „Dr. Google“ im Vordergrund. Diese setzt nicht nur komplexes Fachwissen voraus sondern erfordert auch ein hohes Einfühlungsvermögen. Keine Apotheke könnte heute mehr ohne ihre PTA existieren.

Rückschau: Eine Geburtsstunde mit Widerständen
Am 18. März 1968 verabschiedete der Deutsche Bundestag das „Gesetz über den Beruf des PTA“. Die Geburt des „mittleren“ pharmazeutischen Personals war besiegelt. Bedeutsamer hätte das Geburtsjahr nicht sein können. Vor allem die Bürgerrechts- und Studentenbewegungen sowie die Hippie-Welle prägten das Jahr. Insofern lässt sich der auflehnende Zeitgeist der 68er Bewegungen auch auf die Entstehung des PTA-Berufs übertragen: Denn im weiteren „Geburtsverlauf“ obsiegte eine Minderheit gegen den Widerstand all jener Apotheker, die diese Geburt zunächst wenig herbei sehnten.

Apotheken könnten heute ohne die PTAs kaum ihrer Arbeit nachgehen – Foto: Fotolia 91567936_X /Contrastwerkstatt

Denn während nur einige Apotheker mit Weitblick für die Notwendigkeit von PTA warben, sahen viele darin eine Abwertung ihres Berufsstandes und Existenzbedrohung. 1961 sprach sich zwar erstmals eine Mehrheit auf dem Apothekertag in Bad Wiessee für die PTA aus, doch es folgten weitere Jahre des Widerstandes, vor allem durch die angestellten Apotheker. Wegebnend für die Geburt des PTA-Berufs war schließlich die vom Gesetzgeber angekündigte Novellierung des Pharmaziestudiums und der Approbationsordnung.

Damit standen angehende Pharmazeuten erst mit dem zweiten Staatsexamen als ‘Pharmaziepraktikanten’ zur Verfügung. Apothekenleiter benötigten nun also dringend eine bezahlbare personelle Entlastung, da es jede Mengen an Rezepturen und Defekturen herzustellen galt.

Damit brach schließlich der Widerstand und die ersten ausgebildeten PTA nahmen in den 70er Jahren Einzug in deutsche Apotheken. Wer hätte damals gedacht, dass sich daraus einmal die personell stärkste Berufsgruppe in der Apotheke formieren würde!

Emanzipierung und Wandel des Berufsbildes
Stand die PTA in den ersten zwei Jahrzehnten noch stark im Schatten des Apothekers, so wandelte sich das Bild langsam. Als ein erster Befreiungsschlag aus den Fesseln des von angestellten Apothekern dominierten BVA formierte sich 1980 durch einige Engagierte der PTA-Schule Isny ein eigener Interessenverband PTA (IVPTA), der heutige Bundesverband PTA (BVpta). Damit setzte die Berufsgruppe der PTA einen ersten Meilenstein in ihrer Emanzipierung. Was zunächst auf regionaler Ebene begann, entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Standesorganisation für Berufspolitik und Fortbildung. 1992 wurde der bundesweite Status per Namenswechsel zum „Bundesverband PTA e. V.“ (BVpta) besiegelt und die Geschäftsstelle nach Saarbrücken verlegt.

Die berufliche Ausübung definiert das PTA-Berufsgesetz von 1968 zwingend „unter Aufsicht“ des Apothekers, was sich mit den Jahrzehnten in der Apothekenpraxis als unhaltbar erwies. Doch bis heute hat der Gesetzgeber dies nicht reformiert! Und dies, obwohl sich das Berufsbild der PTA seit den 80ern mit dem beginnenden Aufwind der Selbstmedikation, gefolgt von dem GKV-Modernisierungsgesetz (2004) und der Einführung der Rabattverträge (2007) mehr und mehr weg von Labor und Rezeptur hin zum Handverkauf orientierte. PTA wurden zu begehrten Fachkräften – sie leisten heute etwa 80 Prozent der Kundenberatung in der Apotheke! Inzwischen weist zumindest die Apothekenbetriebsordnung von 2012 einen realitäts-konformeren Ansatz auf, wonach PTA u.a. die Befugnis erteilt werden darf, bestimmte pharmazeutische Tätigkeiten, z. B. die Beratung zu Arzneimitteln und Medizinprodukten, selbstständig auszuführen.

Herausforderungen der kommenden Jahre
Stetig qualifiziertes Fortbilden und die Weiterentwicklung der PTA in Beruf und Ausbildung sind auch im sechsten Berufsjahrzehnt unerlässlich! Damit steht dies auch weiterhin ganz oben auf der Agenda des Berufsverbandes. Schließlich bedeutet eine fachlich sichere Kundenberatung immer auch Verbraucherschutz! Insbesondere in Zeiten des Booms sozialer Medien und von „Dr. Google“ ist es elementar geworden, dem dort erworbenen vagen Halbwissen im Kundengespräch professionell und korrigierend zu begegnen. Dabei sind ebenso „soft skills“ gefragt: Ein offenes Ohr für Fragen, Einwände oder spezielle Kundenbedürfnisse und ein stets freundlich-sympathisches, empathisches Auftreten gehören ebenso zum modernen Berufsbild der PTA.

Zukunftsorientierte Kompetenzprofile und Bildungsanforderungen müssen zudem unabdingbar sowohl in einer Novellierung des PTA-Berufsgesetzes als auch in der 1997 zuletzt angepassten Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für PTA verankert werden. Der BVpta fordert dies seit langem und ist auf allen politischen Ebenen stark engagiert. Der sich seit 2017 seitens des Gesetzgebers abzeichnende Fortschritt gibt nun Grund zur Hoffnung auf eine baldige Anpassung.

Die Novellierung der Ausbildung soll dabei auch eine Anhebung der Ausbildungszeit auf drei Jahre unter entsprechender Anpassung der Lehrpläne vorsehen. Eine solche Aufwertung der beruflichen Ausbildung ist nicht nur für eine Angleichung innerhalb des internationalen Bildungsrahmens für Assistenzberufe im Gesundheitswesen erforderlich. Sie ist zudem von hohem Belang, um den Beruf der PTA bei jungen Menschen attraktiver zu machen und somit dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, der nicht nur bei den Pflegeberufen dringend politisches und unternehmerisches Handeln fordert.

Dabei muss die finanzielle Anerkennung von Leistung und Fortbildungswille von vielen Apothekenleitern noch stärker berücksichtigt werden, um auch in Zukunft mit ausreichend qualifiziertem Personal bestehen zu können. Die kommenden Jahre werden zudem mit Blick auf die Entwicklung des Apothekenmarktes und den Wandel durch die Digitalisierung viele neue Anforderungen in der Apotheke mit sich bringen. Doch PTA haben in den vergangenen 50 Jahren bewiesen, dass sie großen Herausforderungen gewachsen sind und werden dies zweifellos auch künftig sein – mit Stolz auf ihren Beruf und dem BVpta als ihre starke berufliche Interessenvertretung an ihrer Seite!

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