Münster – Mit FEUERLAND begibt sich chilenisch-deutsche Compagnie Tat Sachen Theater zurück in die Geschichte Patagoniens und seiner indigenen Bewohner (Sonntag, 08. April 2018, 20 Uhr). Die Inszenierung, die auf Dokumentarfilmen von Patricio Guzmán und historischen Recherchen basiert, spannt den Bogen von der Kolonialzeit bis zu den Jahren der chilenischen Diktatur zwischen 1973 und 1990 – verdichtet zu einer Erzählung des Verschwindens und des Exils.
Eine alte Frau blickt an der rauen Küste Patagoniens in den Sternenhimmel und hängt ihren Erinnerungen nach. Sie zählt zu den letzten Überlebenden des Stammes der Kaweskar –dieser Ureinwohner Chiles, deren Unterdrückung und Austrottung bereits vor Jahrhunderten begann, mit der Ankunft von Missionaren und selbsternannten „Kolonialherren“ am südlichsten Zipfel Südamerikas.
Die alte Dame nimmt uns mit zurück in die Geschichte. Erinnert sich an die Reise des patagonischen Indianers Jemmy Button, der im 19. Jahrhundert mit einem Forschungsschiff nach London ins Exil verschleppt wurde. Und erzählt von den Konzentrationslagern der Pinochet-Diktatur zwischen 1973 und 1990. Sie wirft Fragen auf, deren Dringlichkeit in die Gegenwart strahlt: Wo finden die geliebten Verstorbenen ihren Platz? Wo sind all die Verschwundenen nun zu Hause?
FEUERLAND basiert auf eigenen historischen Recherchen. Sowie auf Filmen des preisgekrönten chilenischen Dokumentarregisseurs Patricio Guzmán, der regelmäßig auf Festivals in Cannes oder Berlin zu Gast ist. Zu dessen Werken zählen unter anderem das Portrait „Salvador Allende“ (2004), der poetische Essay „Nostalgie des Lichts“ (2010) oder der naturgewaltige Geschichtsforschung „Der Perlmuttknopf“ (2015).
Dabei findet die in Münster beheimatete, chilenisch-deutsche Gruppe Tat Sachen Theater um Regisseur Claudio Ayala ihren ganz eigenen, poetischen Weg, die Erinnerung ins Heute zu holen: im Zusammenspiel von Performern, Percussionist und Puppen. Die Mitglieder der Compagnie wurden an der „International School of Image and Gesture La Mancha“ in Chile ausgebildet und stellen ihr Theater in die Tradition der Jahrmärkte und der Oral History.
Tat Sachen Theater will existenzielle Geschichten erzählen, in denen das Lachen und das Weinen nah beieinander liegen.
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