Kiepenkerl-Blog: Schummel-Software

Die in Diesel-PKW deutscher Hersteller entdeckte Schummel-Software ist vergleichbar mit dem Doping während der Tour de France oder der russischen Leichtathletikmannschaft bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Die Ausrede, dass die Software-Manipulation dem Motorschutz dient, ist fadenscheinig, denn die Entwickler hatten ein schlechtes Gewissen und versteckten die virtuellen Verhüterlis in der komplexen Motorsteuerung. Dort waren sie sicher platziert, bis Hacker in den USA den Byte-Akrobaten auf die Schliche kamen.

Schummel-Software

VW-Mogelpackung – Foto: Motorrad67, via Wikimedia Commons

Die in Verkaufsprospekten der Fahrzeughersteller angegebenen Abgaswerte für NOx und CO sind allenfalls alternative Wahrheiten, denn sie gaukeln dem Käufer eine saubere Autowelt vor. Den trickreich erzielten Testergebnissen der Saubermänner haben die involvierten Behörden blind vertraut und die Verkehrsminister drückten beide Augen zu.
Vielleicht leistete Brüssel durch die vorgeschriebene Umsetzung der EU-Gesetzgebung in deutsches Recht den Trixereien sogar Vorschub. Obwohl die auf einem Rollenprüfstand beim Hersteller durchgeführten Messungen weder Behörden noch Verbrauchern realistische Informationen über die Verbrauchs- und Abgaswerte im Straßenverkehr liefern. Die Prospektangaben taugen allenfalls zum Vergleich des Kraftstoffverbrauchs und der Abgaswerte von PKW-Typen verschiedener Hersteller unter identischen Laborbedingungen.
Die Auffälligkeiten bei der Abgasreinigung gehen nach neueren Erkenntnissen vermutlich auf jahrelange Geheimabsprachen über technische Entwicklungen zwischen VW, Audi, Porsche, Mercedes und BMW zurück. Das Autokartell gewährleistete, dass kein Wettbewerber einen „Vorsprung durch Technik“ erlangte.
Ein Staatstrojaner gegen Schummel-Software in PKW wäre der richtige Weg, um die Hersteller wieder im Wettbewerb zur Entwicklung sauberer Fahrzeuge zu zwingen und Geheimabsprachen frühzeitig zu enttarnen. Das entbindet den Gesetzgeber aber nicht, künftig die Veröffentlichung der im Straßenverkehr gemessenen Werte vorzuschreiben.

Mit Genehmigung der EU sind immer noch folgende Fahrzeugpräparierungen vor den Abgas- und Verbrauchsmessungen auf dem Rollenprüfstand beim Hersteller zulässig: Gewichtsreduzierte Fahrzeugausstattung, verklebte Türschlitze und verklebter Kühlergrill zur Verringerung des Luftwiderstandes, rollwiderstandsarme Reifen mit hohem Luftdruck, Verwendung spezieller Schmierstoffe, Abschaltung der Lichtmaschine und der Klimaanlage.
Unglaublich, dass Lobbyisten diese Scheinwelt durchsetzen konnten, die Fahrzeuge mit Verbrauchs- und Abgaswerten aus der Fabelwelt vorgaukeln. Doch die Menschen werden von den Abgasen krank, die auf der Straße und nicht auf dem Rollenprüfstand freigesetzt werden. Deshalb untersuchen Antidopingbehörden bei Sportlern den Urin nach den Wettkämpfen und nicht die Tabletten auf dem Nachtschrank.
Die Verbraucher werden regelmäßig abgezockt, um von TÜV oder DEKRA überprüfen zu lassen, ob die Laborwerte der Hersteller im Werkstatttest eingehalten werden. Diese wertlosen Abgasuntersuchungen sollten unverzüglich entfallen.

Nach einer Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes löst VW nach 45 Jahren Mercedes-Benz als Mobilitätspartner ab, denn auf dem Gebiet der virtuellen Abgasreinigung ist VW first und Mercedes allenfalls second. Ab 2019 steht das Logo auf der Brust der Nationalspieler für deutsche Wertarbeit auf dem Gebiet der digitalen Steuerungstechnik.
Der vom DFB bevorzugte Sponsoring-Platzhirsch hat weltweit die Käufer mit seiner Rumpelstilzchen-Software gehörnt, denn die Entwickler konnten aus Stroh kein Gold machen – ganz im Gegenteil. Nach dem Motto „America first“ spülte der VW-Konzern als Abbitte für den Diesel-Skandal bereits 14,7 Milliarden Dollar in die USA. An den erheblichen Werbeausgaben von VW zur Imagereinigung wird der DFB künftig partizipieren.

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