Münster: Internationales Friedenstreffen eröffnet

Münster – Die Botschaft von Papst Franziskus war eindeutig: Kriege sind niemals heilig und Gewalt wird niemals im Namen Gottes verübt – „weil Gott Kriege und Gewalt verabscheut“. In seinem vom Apostolischen Nuntius Nikola Eterovic zur Eröffnung des Internationalen Friedenstreffens der Gemeinschaft Sant’Egidio am Sonntag, 10. September, in Münster verlesenen Grußwort, ermutigte der Papst die Mitglieder und Gäste, als „Menschen des Friedens“ in einer Welt voller Konflikte Hoffnung zu verbreiten. Den Dialog zwischen den Religionen zu fördern, ist eine zentrale Aufgabe der katholischen Laienbewegung, die 1968 von Andrea Riccardi in Rom gegründet worden war. Dazu dienen unter anderem die jährlich stattfindenden Weltfriedenstreffen.

Gruppenbild mit (v.l.) Antonio Tajani (Präsident der Europäischen Parlaments), Dr. Felix Genn (Bischof von Münster), Marco Impagliazzo (Präsident der Gemeinschaft Sant Egidio), Dr. Angela Merkel (Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland), Andrea Riccardi (Gründer der Gemeinschaft Sant Egidio), Franz-Josef Bode (Bischof Osnabrück) und Mahamadou Issoufou (Präsident Niger).

Dieses Mal steht es unter dem Motto „Wege des Friedens“ und findet bis zum kommenden Dienstag in den Städten des Westfälischen Friedens, Münster und Osnabrück, statt. An der Eröffnung nahmen neben Politikern und Repräsentanten verschiedener Religionsgemeinschaften, darunter die beiden gastgebenden Bischöfe Dr. Felix Genn und Dr. Franz-Josef Bode, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der Präsident des EU-Parlamentes, Antonio Tajani, teil. Merkel, die viel Beifall für ihre Flüchtlingspolitik erhielt, versprach, sichere und legale Migrationsmöglichkeiten für schutzbedürftige Menschen zu schaffen und zugleich die Ursachen der Flucht zu bekämpfen.

Angela Merkel im Gespräch mit Ahmad Muhammad Al-Tayyeb (Großimam der Al-Azhar-Universität, Ägypten) und einem Dolmetscher

Um Durchgänge des Friedens zu öffnen, brauche es demütigen Mut, beharrliche Ausdauer – und das Gebet, erklärte Papst Franziskus in seiner Botschaft weiter: „Das Gebet steht am Anfang des Friedens“, betonte er. Neben den politischen und gesellschaftlichen Verantwortungsträgern, seien die Religionen dazu berufen, sich im Gebet, aber auch im konkreten, demütigen und konstruktiven Einsatz für den Frieden zu engagieren. Der Papst warnte vor einer Gleichgültigkeit, „so dass die Tragödien des Hasses in Vergessenheit geraten und man sich mit der Vorstellung abfindet, dass der Mensch weggeworfen wird und ihm Macht und Gewinn vorgezogen werden.“

Münsters Bischof Felix Genn und Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück, nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Begrüßung in die Mitte. Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Er bedankte sich bei den Vertretern der verschiedenen Religionen, dass sie zusammengekommen seien, um nach Wegen des Friedens zu suchen. Das Treffen in Deutschland, im Herzen Europas, wertete Papst Franziskus als ein Zeichen und eine Mahnung an Europa, den Frieden zu pflegen und Wege einer festeren Einheit im Innern und einer immer größeren Öffnung nach außen zu finden: „Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Friede nicht nur Frucht des menschlichen Einsatzes ist, sondern der Öffnung auf Gott hin“, betonte der Papst.

Im Namen der Kirche von Münster sowie im Namen von Bischof Bode von Osnabrück hieß Bischof Genn die Gäste willkommen und spielte auf die besondere Bedeutung der beiden Städte an: „Nach dem unseligen Dreißigjährigen Krieg, der Europa tief gespalten und verwundet hat, haben in Osnabrück und in Münster Menschen ,Wege des Friedens‘ gesucht.“ Das gleichlautende Leitwort des Weltfriedenstreffens umschreibe ebenso treffend die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, richtete sich Münsters Bischof an den Ehrengast der Eröffnungsveranstaltung: „Sie sind im schwierigen Jahr 2015 nicht von Ihrer Überzeugung abgewichen, für Menschen, die vor Terror, Krieg, Gewalt, Hunger und vielfältigen Notsituationen fliehen, vorübergehend oder bleibend eine Aufnahme zu bieten. Allen Widerständen zum Trotz haben Sie sich in unserem Land, auf europäischer und internationaler Ebene dafür eingesetzt“, zollte Genn ihr dafür seinen Respekt: „Zugleich ver­trauen wir Ihnen, dass Sie die Möglichkeiten nutzen, um die Ursachen der Fluchtbewegungen zu bekämpfen: Das Sterben im Mittelmeer muss ein Ende haben.“ Der Bischof lobte in diesem Zusammenhang die Verantwortlichen von Sant’Egidio für ihr Bemühen um Frieden und Versöhnung.

Kanzlerin Merkel hob anschließend die besondere Bedeutung Europas als Friedensstifter hervor: „Wir dürfen uns mit den Krisen in der Welt nicht abfinden.“ An den Präsidenten der Republik Niger, Mahamadou Issoufou, gewandt, sagte sie ein stärkeres Engagement Deutschlands in Afrika zu. Außerdem werde sich die Bundesrepublik für eine humanitäre Infrastruktur in den libyschen Flüchtlingslagern einsetzen, fügte Merkel an. Sie dankte der Gemeinschaft Sant’Egidio für das Bemühen, „der Welt ein menschlicheres Angesicht zu verleihen“. Kirchen und Religionsgemeinschaften seien in diesem Punkt ein unersetzlicher Partner der Politik.

Am Montag und Dienstag rücken auf 24 Podien Themen wie die Zukunft Europas, die Flüchtlingssituation sowie Krieg und Terror weltweit in den Blickpunkt. Gestaltet werden sie von prominenten Teilnehmern.

www.bistum-muenster.de

 

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