Münster – Ernährung ist eine Wissenschaft für sich. Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Die Verunsicherung ist mithin riesengroß. Immer wieder im Fokus: Erkrankungen des Stoffwechsels. „Sie sind tatsächlich Volkskrankheiten, die immer weiter um sich greifen“, bestätigt Mira Schönefeld, die seit ein paar Monaten ganz in der Nähe von Münster eine eigene Ölmühle betreibt. Dort stellt sie wöchentlich ihre Speiseöle her. Die Frische ist wichtig, denn die Öle werden naturbelassen und ohne Konservierungsstoffe angeboten.
Mira Schönefeld ist eine ebenso enthusiastische wie überzeugende Vertreterin ihrer Zunft. Sie kennt sich mit den Inhaltsstoffen und der Produktion von Ölen aus. Von den gesundheitlichen Wirkungen guter Speiseöle ist sie voll überzeugt. Darüber hinaus versteht sie sich als Botschafterin des Genusses. „Ein Rohkostsalat mit Lein- oder Hanföl ist nicht nur sehr gesund, sondern schmeckt auch köstlich“, verspricht sie. Auf dem Öko-Markt freitags auf dem Domplatz in Münster ist sie seit ein paar Wochen mit einem eigenen Stand vertreten.
Die junge Frau bietet ein breites Sortiment von Ölen an. Zu ihren Spezialitäten zählen: Leinöl, Leindotteröl, Kokosöl, Olivenöl, Aprikosenkernöl, Hanföl, Walnussöl und Kürbiskernöl. Alle Öle werden in schonender Handarbeit selbst gepresst. Dafür nutzt sie eine Maschine, die von einem kleinen Hersteller stammt, dem einzigen, der in Deutschland Ölpressen mit integriertem Wasserkühlsystem verkauft. Bei der Pressung kommt es nämlich auf die Temperatur an.
Mira Schönefeld garantiert die Herstellung ihrer Öle in Rohkostqualität. Das bedeutet, dass die Samen unter 37°C (Körpertemperatur) gepresst werden, um die Vielzahl der wertvollen Inhaltsstoffe (Vitamine, Mineralstoffe und ungesättigte Fettsäuren) im Öl zu erhalten. Weitere Verarbeitungsschritte gibt es nicht. Die Öle werden nicht gefiltert, entschleimt, desodoriert und gebleicht wie dies in industriellen Ölmühlen üblich ist.
Der Großteil der Samen, die in der Münsteraner Ölmühle verarbeitet werden, kommt direkt von deutschen Biolandwirten. Die unbehandelten Ausgangsstoffe, die sie nicht in Deutschland beziehen kann, kauft sie bei Genossenschaften von Kleinbauern in Griechenland (Olivenöl), in der Türkei (Aprikosenkerne) und in Sri Lanka (Kokosraspel) ein.
Allgemein bekannt: Wir leben zu fett und werden immer dicker. So stehen Fertiggerichte und Fast Food im Verdacht, unsere Gesundheit dauerhaft zu schädigen. Die Liste der Krankheiten und Beeinträchtigungen ist lang. Sie reicht von Diabetes, Entzündungen wie Arthritis über die Erkrankungen der Herz-Kranz-Gefäße bis zum Krebs. Und immer wieder spielt das Fett eine entscheidende Rolle. Abnehmen heißt die Devise. Am besten durch kalorienarme, fettarme Ernährung und durch viel Bewegung.
Mira Schönefeld warnt davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten: Zwar können die falschen Fette ungesunde Dickmacher sein, grundsätzlich aber ist Fett für unsere Gesundheit unverzichtbar. „Entscheidend ist der Anteil der verschiedenen Fettsäuren“, sagt sie. „Man muss beachten wie das Verhältnis der Fette untereinander ist. Wichtig ist die Gesamtmenge an ungesättigten Fettsäuren, darüber hinaus die Zusammensetzung aus Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren.“ Dann werden naturbelassene Öle sogar zu wahrer Power-Food und zu Gesundmachern.
Was macht ein Öl eigentlich gesund, wollen wir wissen. „Der Anteil der verschiedenen Fettsäuren ist entscheidend“, erklärt die Spezialistin. „Ein Drittel des Fetts, das wir täglich zu uns nehmen, sollte aus gesättigten Fettsäuren bestehen, die restlichen zwei Drittel sollten allerdings einfache und mehrfach ungesättigte Fettsäuren sein. Da wir durch tierische Produkte, wie Fleisch und Käse, schon viele gesättigte Fettsäuren zu uns nehmen, sollten die Pflanzenöle, die wir zu uns nehmen, hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren liefern.“
In den Augen von Mira Schönefeld steht daher für eine gesunde Ernährung an erster Stelle: Das Leinöl, das bereits in der Ernährung unserer Vorfahren eine große Rolle gespielt hat. „Es enthält einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Es hat von allen Speiseölen den höchsten Anteil an Omega 3-Fettsäuren“, weiß sie. „Da kann das immer wieder empfohlene Olivenöl oder die Empfehlung viel Lachs oder Seefisch zu essen gar nicht mithalten. Naturbelassenes Leinöl ist einfach spitze.“
Auch das Hanföl steht bei ihr hoch im Kurs. Es hat nämlich einen hohen Gehalt an Omega-Fettsäuren und das Verhältnis von gutes Omega-3 zu Omega-6 ist besonders gut. Hanföl enthält zudem viele Mineralstoffe und verschiedene Formen von Vitamin E.
Ihre kleine Ölmühle hat Mira Schönefeld im Juli des vergangenen Jahres gegründet. Die Manufaktur befindet sich auf dem stadtnahen Naturland Hof Lütke Jüdefeld. Öl zu pressen macht Mira Schönefeld bislang nebenberuflich. Im Hauptberuf ist sie Gestalterin und Goldschmiedin bei einem der bekanntesten Juweliere in Münster.
Ihr Handwerk hat sie in der „Ölmühle Tochtrop“ in Welver-Ehningsen erlernt. Gestartet hat sie mit fünf Ölen: Lein-, Leindotter-, Hanf-, Aprikosenkern- und Kokosöl. Inzwischen hat sie ihr Sortiment um Kürbiskern-, Walnuss-, Mohn-, Senf-, Oliven- und Schwarzkümmelöl erweitert. „Als nächstes plane ich ein Sonnenblumenöl aus ungeschälten Sonnenblumenkernen zu pressen“, schaut sie in die Zukunft.
Mira Schönefeld schwört auf ihre Öle zum Verfeinern von gesunden Speisen. Morgens zum Frühstück gibt es bei ihr Quark mit mild-nussigem Leinöl und frischen Früchten. Aktuell empfiehlt sie für die Spargelzeit Mittags grünen Spargel mit einer Vinaigrette aus Leindotteröl und Abends gibt es bei ihr einen großen Salat mit würzigem Senföl. „Es gibt so viele Gerichte der ‚kalten Küche‘, bei denen meine Öle eingesetzt werden können“, sagt sie. Wichtig allerdings ist, dass sie nicht erhitzt, außerdem kühl und im Dunkeln gelagert werden. Die Öle büßen schnell all ihre gesunden Eigenschaften ein, wenn sie falsch gelagert oder falsch behandelt werden. (Jörg Bockow)
Ölmühle Schönefeld, Mira Schönefeld
Naturland Hof Lütke Jüdefeld / Gasselstiege 115 / 48159 Münster
Tel. 0151 – 1213564
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