Der Kiepenkerl bloggt: Kein-Handy-Angst

Westfalen – Handys fordern unverhohlen, dass sich ihr Besitzer um sie kümmert. Und zwar permanent. Es ist nach den Lieferbedingungen ein verbrieftes Recht der Geräte, regelmäßig bespaßt zu werden. Bei Nichtbeachtung bimmeln oder zittern sie in der Tasche. Würde man sie lautlos stellen, glauben die Besitzer, etwas zu verpassen. Nomophobie heißt die Angst vor dem Gefühl, nicht erreichbar und von der Welt abgeschnitten zu sein.

Auch das Auto kann kleinlaut um Abhilfe piepen – mit steigender Frequenz. Es lässt nicht zu, dass sich der Fahrer ohne Anschnallgurt im Straßenverkehr bewegt.

Ein Handy ist nur zum Telefonieren da? Von wegen: Moderne Smartphones sind längst kleine Alleskönner, die hochauflösende Fotos knipsen, den besten Italiener der Stadt finden oder Tausende von Spielen bereitstellen. Sie sind Notizbuch, Taschenrechner, MP3-Player und mobiler Web-Zugang. Für viele Menschen ist das Smartphone schon jetzt so wichtig, dass sie unter keinen Umständen darauf verzichten können und regelrecht Panik bekommen, wenn sie nur daran denken, es zu verlieren.

Medizinisch gesehen sind Handys von Apple, Samsung & Co. als höchst bedenklich einzustufen. Doch vieles wurde noch nicht durch Studien belegt. Vielleicht ist aber alles halb so schlimm. Zu Beginn der industriellen Revolution haben Pessimisten auch vor Eisenbahnen und Autos gewarnt, weil man bei der hohen Geschwindigkeit mit Sicherheit sofort wahnsinnig würde.
Einige Symptome der Handysucht sind allerdings bedenklich:

  • Immer mehr junge Leute leiden unter Nacken- und Rückenschmerzen, weil sie den aufrechten Gang verlernt haben. Wer beim Gehen ständig auf den Handy-Bildschirm starrt, verkürzt die Schritte, läuft unsicher und ist abgelenkt. Forscher haben herausgefunden, dass die Ablenkung durch Handys mit einem Trunkenheitsgrad von etwa 0,8 Promille vergleichbar ist.
  • In der Symbiose mit dem Handy konzentrieren sich die Nutzer auf nahe Bilder und winzige Schriften. Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass dadurch bereits mehr als ein Drittel der „Bildschirmwischer“ kurzsichtig ist und eine Brille benötigt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Kinder, die viel Zeit draußen verbringen, seltener kurzsichtig sind. Ob das daran liegt, dass diese Kinder weniger aufs Handy schauen, grundsätzlich mehr natürliches Licht bekommen oder zufällig auch viele Karotten essen, kann nach heutigem Wissensstand noch niemand sagen.
  • Auch die Ohrologie-Branchen machen gute Geschäfte mit Verordnungen und Hörhilfen. Permanent lautes Gedudel über Ohrstöpsel schädigt die Hörnerven irreversible. Den Rest besorgen die DJs in Diskotheken.
  • Wenn man sieht, wie zwanghaft einige Zeitgenossen mit ihrem Mobiltelefon umgehen, scheint die Diagnose Handy-Sucht nicht abwegig. Das Phänomen ist wenig erforscht. Klar ist aber bereits, dass Mobiltelefone neue Sucht-Symptome entstehen lassen. Vor allem Computerspiele gelten als Einstiegsdroge. Süchtige spielen immer häufiger und können nicht mehr aufhören, denn die Sucht will befriedigt werden – jederzeit.

Höchste Zeit, dass die Handy-Verpackungen mit dem Warnhinweis versehen werden:

Herumdaddeln und Computerspiel gefährden Deine Gesundheit.

Durch eine Abbildung der drei Affen würden die Gefahren für Jugendliche visualisiert:

affenbilder_FINAL

In der Verpackung fehlt der Beipackzettel mit der vorgeschriebenen Empfehlung:

Zu Risiken und Nebenwirkungen lies den Beipackzettel und
frage Deinen Arzt oder Apotheker.

In Thailand hat man auf die Gefahr unsanfter Zusammenstößen von Smombies in der Öffentlichkeit reagiert, die beim Gehen gedankenverloren auf ihrem Smartphone herumtippen. Versuchsweise wurden Handyspuren mit aufgemaltem Mobiltelefon eingerichtet. Eine Spur ist tippenden oder telefonierenden Zombies vorbehalten, damit sie unbeschadet ihr Ziel erreichen. Ein durchgestrichenes Handy auf der Gegenspur signalisiert: Hier ist das Telefonieren oder Schreiben während des Gehens nicht gestattet, um Auflaufunfälle zu verhindern!

 

 

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