Westfalen – Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Hachmeister in Münster zeigt bis zum 30. Mai Skulpturen von Günter Haese.
Es sind „nur“ fünfzehn Skulpturen, nicht einmal groß, aber sie gewähren einen guten Einblick in das wunderbare Werk eines deutschen Bildhauers, der internationalen Ruhm genießt, aber der jüngeren Generation von Kunstinteressierten in Deutschland kaum bekannt ist. In diesem Jahr wurde Günter Haese 91 Jahre alt und sein Werke ist nicht nur zeitlos, sondern frisch wie kein zweites seiner Generation.
Das liegt zum einen an seiner Einzigartigkeit in der Geschichte der Skulptur im 20. Jahrhundert und zum anderen an der fast artistischen handwerklichen Ausführung seiner Werke.
Mit Messingdraht und -netzwerk, Rädchen, Spiralen, Phosphorbronze, Federstahl und Lötkolben baut Haese Grundformen wie Kästen, Kugeln, Körbe, Scheiben, Schirme oder Türme und fügt sie zusammen zu nie gesehenen architektonischen, transparenten Körpern. Die äußere „Haut“ dieser Gebilde, aus Reihungen von Netzkugeln oder Spiralfedern gewachsen und zwischen dünnen Drahtrahmen aus Phosphorbronze gespannt, zittert bei geringstem Windhauch und blitzt und schimmert im Licht. Feingliedrige Tentakel erobern den Luftraum und Reusen aus Messinggewebe schaukeln gemeinsam sanft hin und her. Nicht Turm und Diskus schwanken oder zittern, sondern deren Inneres aus Federstahl und Netzröhren; es sei denn, sie stehen auf dünnen Drahtbeinen – dann erleben wir ein bewegtes Mit- und Gegeneinander.
Dieses faszinierende Schauspiel hat schon früh das kunstinteressierte Publikum begeistert und katapultierte Günter Haese zu einem veritablen „shooting star“. Sein Beitrag zur Documenta III in 1964 und dann 1966 seine Ausstellung im deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig XXXIII errangen jeweils die größte Beliebtheit und entsprechende Würdigungen.
Das Fachpublikum war nicht minder angetan: 1964 bekam Günter Haese als erster deutscher Künstler nach 1945 eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York. Ankäufe großer amerikanischer und europäischer Museen folgten. Später besuchte ihn Henry Moore, der die Arbeiten Haeses bewunderte, weil sie das genaue Gegenteil seiner Auffassung von Skulptur bedeuteten, in dessen Düsseldorfer Atelier, um einen gegenseitigen Tausch vorzuschlagen.
Günter Haese wurde von einer der einflußreichsten Galerien der westlichen Welt, der Marlborough Gallery vertreten, die als erste Galerie Filialen in Metropolen wie London, New York und Zürich einrichtete und zu der Zeit Künstler wie Moore, Rothko, Bacon vertrat. Haese selbst, bescheiden und unwillig, wie heutzutage üblich, seine Produktion mit Hilfe von Assistenten zu erweitern, blickt auf ein Gesamtwerk von nicht einmal 500 Skulpturen zurück. Mit Arbeiten aus den Jahren 1963 bis 1997 kann die Hachmeister Galerie in Münster einen Überblick über die unterschiedlichsten Skulpturentypen aus dem Gesamtwerk von Günter Haese präsentieren. Dazu zeigt die Galerie in der Klosterstrasse auf Verabredung für kleinere Gruppen einen Film über Günter Haese von der mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichneten Regisseurin SuZi Zimmermann.
Öffnungszeiten: Di bis Fr von 10 bis 13 und von 14 bis 18, Sa von 10 bis 14 Uhr
Hachmeister Galerie / Klosterstr. 12 / 48143 Münster
Telefon 0251-51210
www.hachmeister-galerie.de
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