Der Kiepenkerl bloggt: Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster

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Nach Beendigung seines bewegten Berufslebens verwirklichte Theo Breider den Traum von einem Freilichtmuseum zur Bewahrung heimatverbundener Lebensart. Für den ehemaligen städtischen Verkehrsdirektor in Münster (bis 1959) kam nur eine frei finanzierte Trägerschaft in Betracht, denn er hatte schlechte Erfahrungen aus dem Umgang mit Behörden. Seine Frage lautete deshalb nicht: Wie kann sich die Stadt beim Aufbau engagieren? Sondern: Was müssen Industrie und Gewerbe leisten, um das Ziel zu erreichen?

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Freilichtmuseum Mühlenhof – Münster – 013 – Windmill” by Roland Geider (Ogre) – Own work. Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.

Der Grundstein für das Museum wurde 1961 mit der Umsetzung einer emsländischen Bockwindmühle aus dem 17. Jahrhundert an die münsterschen Aaseewiesen gelegt. Jahr für Jahr kamen geschichtlich wertvolle Zeitzeugnisse hinzu, die das bäuerliche Leben in der Region dokumentieren. Jedes Gebäude wurde wieder im Originalzustand errichtet, so wie das Mühlenhaus aus dem Jahr 1619.

Die größte Herausforderung war der Wiederaufbau des gewaltigen Gräftenhofes. Nachdem das Bauamt das Herdfeuer als repräsentativen Mittelpunkt des Hofes auf keinen Fall genehmigen wollte, griff Breider zu einer List. Als Regierungspräsident Dr. Egbert Möcklinghoff das Freilichtmuseum mit einer Gruppe niederländischer Politiker besuchte, war alles bestens vorbereitet. Nachdem der Chef der Bezirksregierung das Feuer im Kamin feierlich entzündete hatte, schloss er die Zeremonie mit den Worten: „…möge die Flamme immer lebendig bleiben!“ Am nächsten Tag rief Breider bei Regierungsvizepräsident Josef Ruwe an, um ihm zu sagen: „Sie wissen ja, dass man das Herdfeuer nicht genehmigen wollte. Nachdem der oberste Polizeichef das Feuer selbst angesteckt hat, gilt es wohl als genehmigt.“ Seither brennt das Feuer im Gräftenhof zur Freude der Besucher.

Als Mitstreiter für den Bau und die Finanzierung des Freilichtmuseums gewann Teo Breider seinen langjährigen Freund Herbert Albert als Ersten Vorsitzenden des Vereins „De Bockwindmüel e.V.“. Der Baas, wie es in westfälischer Mundart heißt, wurde durch seine Bodenständigkeit und die unternehmerischen Leistungen als Vorstandsvorsitzender der Westfalen AG zum wichtigen Helfer bei der Einbindung breiter Kreise der regionalen Wirtschaft in das ehrgeizige Projekt. Breider und Albert wussten, dass der enorme Aufwand nur in Zeiten von Vollbeschäftigung und wachsendem Wohlstand finanzierbar war.

Beim Einwerben der benötigten Spenden oder der Hand- und Spanndienste beherzigten sie die Philosophie des französischen Finanzministers Colbert:

„Steuern erheben [Spenden einwerben] bedeutet,
die Gans so zu rupfen,
dass es möglichst wenig Geschrei gibt.“

Den Initiatoren war nicht die absolute Höhe einer Spende für ein Projekt wichtig, sondern dass der Spender die Belastung als angemessen empfand. Nur ohne persönliche Überforderung ließ sich die Spendenfreudigkeit erhalten. Um die Spender bei ihrer Selbsteinstufung zu einer gewissen Großzügigkeit zu verleiten, setzte Breider stets einige „Leithammel“ mit namhaften Beträgen an die Spitze der Spendenliste, in die auch die Zusagen von Sachzuwendungen und Dienstleistungen aufgenommen wurden.

Den Spendern dankte Breider mit den Worten: „Godd lauhn! Auf Hochdeutsch: „Gott lohne es!“

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Freilichtmuseum Mühlenhof – Münster – 007 – Family house“ von Roland Geider (Ogre) – Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.

Heute sind auf dem rund fünf Hektar großen Museumsgelände 30 größere und kleinere Fachwerkbauten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zu besichtigen. Neben historischem Sammelgut vermitteln volkskundliche Führungen, Wechselausstellungen und Sonderveranstaltungen vielfältige Einblicke in die bäuerlichen Lebensgewohnheiten und die handwerklichen Arbeitsweisen des vorindustriellen Zeitalters. Als wertvolles Kulturdenkmal bewahrt und veranschaulicht das Museum die Geschichte des Münsterlandes.

Der Gräftenhof entwickelte sich zu einer angesagten Stätte für Tagungen, Veranstaltungen und Treffen. Gelobt werden vor allem die Sauberkeit und der gute Catering-Service. Auch die Besucher des Museumsgeländes müssen nicht verhungern oder verdursten, denn darum kümmert sich die museumseigene „Vesper und Metbrengsel GmbH“.

 

 

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