Westfalen – Die Idee könnte Schule, die Geste sollte Schule machen und möglichst viele weitere Nachahmer finden. Die Botschaft passt jedenfalls bequem in eine Tragetasche, kaum größer als ein stinknormaler Einkaufsbeutel. Es ist ein sogenannter Pflanzsack, den die Mitstreiter des Kulturquartiers Halle.8 in Münster verschenken, um damit auf sich aufmerksam zu machen und zugleich ein paar grüne Inseln in der Stadt zu initiieren. Die Initiative “Kulturquartier Halle.8” sucht derzeit händeringend nach neuen Räumlichkeiten, an einem innerstädtischen oder stadtnahen Standort. Denn: Halle.8 am Nienkamp wird voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahres geräumt werden müssen.
“Grüne Inseln” nennen sich die schwarzen Tragetaschen, die mit Erde befüllt und mit ein paar Samen, teilweise sogar bereits mit jungen Pflanzen bestückt sind. Sie sind geschenktes Grün. Es wird sich im Laufe des Frühjahrs entwickeln und im günstigsten Falle sogar Früchte tragen.
Das Kulturquartier möchte mit ihren “Grünen Inseln” zeigen wie schnell und einfach sich etwas Positives entwickeln und Früchte tragen kann, wenn es denn mit ein bisschen Aufmerksamkeit versehen und regelmäßig mit Wasser versorgt wird. Ein symbolhafte Geste. Ganz ähnlich wie die Idee zum Netzwerk für Kultur, das vor wenigen Jahren am Nienkamp in der ehemaligen Lagerhalle entstanden ist. Die Beschenkten haben denn auch nur dafür Sorge zu tragen, dass ihre “Grüne Insel” möglichst an einer exponierten Stelle aufgestellt und regelmäßig mit Wasser versorgt wird. Ein Grüner Daumen ist dafür nicht erforderlich.
Die Paten sollten ihre “Grüne Insel” in der Stadt etwa auf einer Baumscheibe aufstellen oder an exponierter Stelle in der Nähe ihres Geschäftes oder Ladenlokals errichten. Im Zweifel reicht auch der eigene Garten oder der Balkon. 100 Inseln will das Kulturquartier im Stadtgebiet von Münster einrichten. Dafür werden noch einige Paten gesucht. Am Ende können sie sich vielleicht über ein paar frische Tomaten freuen – oder eine andere blühende Überraschung. Die “Grüne Insel” soll zu einem freundlichen Symbol werden.
Gestartet wurde die Aktion mit einem Pflanzfest auf dem Gelände des Kulturquartiers. 40 Grüne Inseln und etwa 70 Jungpflanzen wechselten schon damals die Besitzer.
Etwas versteckt auf dem Gelände des Gewerbehofes zwischen Motorradwerkstatt und Umzugstransportern finden die Besucher des Kulturquartiers auf Paletten gebaute Beete. Kräuter, Salate, blühende Pflanzen und verschiedene Gemüsesorten werden hier angebaut und geerntet. Gerade inmitten der Gebäude und gepflasterten Flächen hat es etwas ganz Besonderes, in Kontakt mit Erde und Boden zu kommen; zu sehen, dass etwas wächst. 2014 wurden ausschließlich samenfeste Sorten gesät. Damit möchte das Kulturquartier ein Zeichen gegen das immer weiter fortschreitende Verschwinden alter Kultur- und Nutzpflanzen setzen.
Das Kulturquartier Halle.8 am Nienkamp bietet freilich nicht nur Gartenfreunden eine Heimat, die ihre Ideen zum “Urban Gardening” in die Stadt und weit darüber hinaus tragen wollen. Das Kulturquartier ist, wie der Name schon sagt, auch ein Treffpunkt für Kulturschaffende. Sie finden hier eine Bühne, um aufzutreten und Räumlichkeiten, um sich zu treffen und zu proben.
2010 entstand in der ehemaligen Fabrikhalle in Münsters Norden dieses kleine Kulturzentrum. Musiker, Pädagogen und Therapeuten arbeiten hier ähnlich der co-working Idee zusammen. Lesungen, Konzerte, eine Open Stage und ein Gemeinschaftsgarten geben dem Ort einen besonderen, freundlichen Charakter. 2013 gründete sich das Team, das diese Form des „in Gemeinschaft mit Freude Arbeitens“ in einer gemeinnützigen GmbH weiterführen will. “Musik, Kultur und Pflanzen gehören irgendwie zusammen”, sagt Gründer und Sprecher der Initiative Thomas Grollmus. Deswegen ist man fest davon überzeugt, dass die “Grünen Inseln” im doppelten Sinne Früchte tragen werden. (Dr. Jörg Bockow)
Kulturquartier in der halle.8 / Nienkamp 74 / 48147 Münster
Telefon 0251 – 208 858 68
www.kulturquartier-muenster.de
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