Galerie Nolte zeigt Porträts von Maxim Wakultschik

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Westfalen – Von  Angesicht zu Angesicht: Die Münsteraner Galerie Michael Nolte zeigt bis zum 14. Juni höchst ungewöhnliche und bemerkenswerte Porträts. Die Ausstellung trägt den Titel: Face Time. Die Bilder stammen von Maxim Wakultschik.

Maxim Wakultschik: Multipersonality

Maxim Wakultschik: Multipersonality

Maxim Wakultschik hat von 1992 bis 2000 an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert. Er setzt sich mit dem menschlichen Antlitz auseinander und konfrontiert den Betrachter mit seiner eigenen, verfremdenden Betrachtungsweise. Die Gesichter von Wakultschik irritieren, weil durch die künstlerische Bearbeitung der direkte Blick gewissermaßen verstellt wird. Den Künstler interessiert die Möglichkeiten, von der planen Fläche des klassischen Bildes in die dreidimensionale Sphäre des Raumes vorzustoßen und damit den Betrachter unmittelbar in das Werk einzubeziehen. Jede Perspektive bietet gewissermaßen ein anderes Bild. Mitunter ist es als wenn man durch einen Zerspiegel oder durch den Boden einer Flasche schauen würde.

Unterschiedliche Arbeiten sind in der Galerie Nolte von Maxim Wakultschik zu sehen.

Unterschiedliche Arbeiten sind in der Galerie Nolte von Maxim Wakultschik zu sehen.

So stellt der Künstler in seiner »Multipersonality«-Serie die Bildnisse einer oder zwei verschiedener Personen einander gegenüber. Wie eine auseinander gezogene Ziehharmonika
werden beide Gesichter zickzackförmig nebeneinander gesetzt, wobei diese Dualität noch durch einen Farbkontrast verstärkt wird. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man auf die
hölzerne Relieftafel schaut, sieht man entweder eines der beiden Gesichter oder es entsteht ein Doppelporträt aus gegeneinander gesetzten Streifen. Somit vereint Wakultschik janusköpfig zwei sich widersprechende Seiten einer oder zweier Personen und veranschaulicht auf diese Weise die Vielschichtigkeit einer Identität.

Maxim Wakultschik: JUlia - nur noch ein Image.

Maxim Wakultschik: Julia – zu einem Image eingefroren.

In der Werkreihe »Reflexions« präsentiert Maxim Wakultschik die dargestellten Personen – allesamt berühmte Persönlichkeiten, wie Künstler, Schauspieler und Models – in Plexiglaskästen. Wie das Schweißtuch der Heiligen Veronika erscheinen die Abbilder dieser ›VIPs‹ hinter dem mattierten Glas. Mit dieser Darstellungsform werden sie in eine irreale, jenseitige Sphäre entrückt, durch die sich eindrucksvoll der zwiespältige Charakter solcher ›Berühmtheiten‹ offenbart: von der Öffentlichkeit auf einen ›Sockel‹ gestellt, transportieren sie ein Image von sich selbst, dem sie in ihrem eigenen Leben oft nicht entsprechen. Das Bild überformt die Persönlichkeit.

Auch in seiner neuesten Serie »Zugfenster« und »Plane Windows« wird der Betrachter zum Voyeur. Man schaut von außen in einen Zug oder Flugzeug und wird so Zeuge flüchtiger Situationen, die sich gerade zufällig in diesem Moment ereignen. Die Abgeschlossenheit, die durch die Rahmung der Fenster entsteht, verweist einerseits auf die Isolation der Reisenden, die nur zufällig zur selben Zeit am selben Ort sind; andererseits betont sie die Intimität der dargestellten Szenen. Durch Letzteres entsteht die eigentümliche Situation, die den Betrachter in die Rolle des heimlichen, nach Entlarvung suchenden Spitzels versetzt.

In allen Arbeiten Maxim Wakultschiks verwandelt sich das menschliche Antlitz in eine neue Seinsform. Das Porträt, das neben dem Fingerabdruck das wichtigste Erkennungsmerkmal einer Person darstellt, wird meist nur schematisiert wiedergegeben und erhält durch diese Art der Verfremdung oder auch Entfremdung etwas Zeichenhaftes. Die Reduktion auf wenige einprägsame Gesichtszüge machen das Porträt zu einem » graphischen Kürzel « (Jutta Saum). Dabei klingt auch die visuelle Reizüberflutung an, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. In kürzester Zeit muss die auf uns einwirkende Bilderflut in Hinsicht auf wenige, aber wieder erkennbare Merkmale gescannt und ausgewertet werden. Auch jedes Gegenüber muss sich diesem Scan gewissermaßen stelle.

Galerie Nolte / Spiekerhof 31 / 48143 Münster
Telefon 0251 – 44809
www.michael.nolteart.com

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