Westfalen – Das Konzerthaus Dortmund verspricht für 2014/15 eine Spielzeit mit echten Schwergewichten. Das drückt sich auch im Motto der Saison aus: „Stell dich der Klassik“. Denn klassische Musik ist kein schnurrendes Kätzchen, ist nicht nur Mozart und Beethoven. Sie ist manchmal auch ein großes, wuchtiges Nashorn – so wie Nanu, das geflügelte Nashorn und Konzerthaus-Wappentier, das, obwohl sonst recht freundlich, dem Besucher auf dem neuen Programmbuch eher grimmig entgegenblickt. Benedikt Stampa, Intendant und Geschäftsführer des Konzerthauses Dortmund, erklärt das wie folgt: „Wir wollen bewusst die Komplexität klassischer Musik in den Vordergrund rücken, denn das zeichnet Klassik aus.“
Dass genau diese Wuchtigkeit viele potentielle Konzertbesucher erschrecken mag, darüber ist er sich bewusst. Doch Stampa will die Tatsache, dass vor allem Ersthörer beim Werben häufig mit der Botschaft, klassische Musik sei leicht, gelockt werden, nicht länger hinnehmen. „Das Konzerthaus Dortmund verschreibt sich der Aufgabe, aus den Planetarien der Musik für den Zuhörer Sternbilder zur verfassen“, so Stampa weiter. „Wir zeigen Mut zur Komplexität, Mut zur Klassik und beweisen, dass klassische Musik auch emotional wie sinnlich ist.“
Valery Gergiev und Sergej Prokofiew sind zum Beispiel zwei „russische Riesen“, denen sich die Besucher in der kommenden Saison stellen können. Gergiev interpretiert als St. Petersburger Stardirigent im ersten Zeitinsel-Festival der Saison die Kompositionen Prokofiews, deren musikalische Schönheit sich erst erschließt, wenn man ihm durch seine urwüchsigen Ausbrüche und vertrackten Rhythmen mittels einfachem Zuhören nahekommt.
Weitere Höhepunkt der kommenden, herausfordernden Spielzeit: Mit Nils Landgren, dem Mann mit der roten Posaune, rückt das zweite Zeitinsel-Festival zum ersten Mal einen Jazz-Künstler ins Zentrum. Exklusivkünstler Yannick Nézet-Séguin bringt im zweiten Jahr der dreijährigen „The Yannick Experience“ sein Philadelphia Orchestra, eins der amerikanischen Big Five, für zwei Konzerte erstmalig nach Dortmund. Mit Tschaikowskys Fünfter knüpft Yannick an die „Pathétique“ von letzter Saison an. Christian Thielemann lädt zur Saisoneröffnung mit den Klängen seiner „Wunderharfe“, der Staatskapelle Dresden. Iván Fischer dirigiert Messiaens selten aufgeführte „Turangalîla“-Sinfonie und Andris Nelsons kommt zum letzten Mal als Music Director des City of Birmingham Symphony Orchestra. Von besonderem Gewicht ist auch das Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly, das gleich zwei Konzerten in die Waagschale wirft. Als konzertante Opern werden Agostino Steffanis „Niobe“ (mit Philippe Jaroussky als Anfione), Bernsteins „A quiet place“ und Prokofiews „Die Verlobung im Kloster“ gegeben. Brandneu ist das Abo „Musik für Freaks“ mit nicht-alltäglicher Kammermusik von Pipa bis Pianola, Bach bis Boulez oder Musik, die nicht frischer aus der Feder des Komponisten stammen könnte.
Egal für welches Konzert sich die Besucher letztlich entscheiden, Intendant Benedikt Stampa verspricht immer ein einzigartiges Erlebnis: „Die Summe aller Einzelteile ist bei einem Konzerterlebnis entscheidend. Man kann das gar nicht mit dem Hören eines Stücks zuhause auf der Hifi-Anlage vergleichen. Die Interpretation einer großen Sinfonie hat immer etwas von einem ersten Mal.“ Das vollständige Programm ist ab sofort auf der Website vom Konzerthaus Dortmund einsehbar. Abos werden ebenfalls ab sofort verkauft; Einzelkarten sind ab dem 16. Juni erhältlich. Denn „Stell dich der Klassik“ heißt auch: Komm so oft wie möglich ins Konzert.
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