Marienmünster – Die Kulturstiftung Marienmünster präsentiert bis zum ersten November rund um die Abtei Marienmünster eine Ausstellung über die deutsche Demokratiegeschichte.
„Einigkeit und Recht und Freiheit“. Diese Worte, mit denen August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 seine Utopie eines deutschen Staates beschrieb, wurden 1949 zum Programm, als es um die Neugründung eines deutschen Staates nach der Herrschaft der Nationalsozialisten ging. In diesem Jahr feiern Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland 75jähriges Jubiläum. Die Ausstellung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ zeigt den Weg hin zu dieser großen Errungenschaft. Im Kreis Höxter, wo sie nun zu bestaunen ist, hat sie eine passende Heimat gefunden, denn durch den Freiheitsdichter Hoffmann von Fallersleben ist auch Corvey ein Ort freiheitlicher deutscher Demokratiegeschichte.
30 großformatige Banner
30 großformatige Banner im Außenbereich des ehemaligen Klosters zeigen die bezeichnende Geschichte der deutschen Identität. Sie zollen den Vätern und Müttern der deutschen Demokratie ihren Respekt und erinnern an die Wichtigkeit von gegenseitigem Verständnis, Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit. Im Grußwort des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck heißt es: „Es gibt eine Geschichte der wiedererworbenen Rechtstreue und der wiedererworbenen Verlässlichkeit und Friedfertigkeit … Das sind kostbare Güter, die diese Nation prägen.“
Freiheitskämpfer für die Demokratie
Die Ausstellung ist ein Appell, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schützen. Sie erinnert daran, dass mutige Menschen wie Fallersleben – Freiheitskämpfer, die für die Demokratie einstehen – immer wieder in Gefahr geraten. Wegen seiner liberalen Haltung und seines Einsatzes für ein geeintes und freiheitliches Deutschland hatte die konservative preußische Regierung dem in Corvey begrabenen Fallersleben 1843 die preußische Staatsbürgerschaft entzogen und ihn des Landes verwiesen.
„Starke Worte, starke Orte”
Dass Freiheitskämpfer wie er zu Zeiten des Nationalsozialismus für rechte Identitätspolitik instrumentalisiert wurden, war auch denjenigen bewusst, die sich 1952 entschieden, das „Lied der Deutschen“ zur Nationalhymne für die Bundesrepublik Deutschland zu erklären. Denn es sind eigentlich Wünsche nach Rechtsstaatlichkeit, Einheit und Gerechtigkeit – zutiefst demokratische Werte – die „Das Lied der Deutschen“ verkörpert. Das zeigt auch das Literaturprojekt „Starke Worte, starke Orte“ auf. „Solche Texte dürfen nicht aus ihrem Kontext gerissen und vor allem nicht als Aufruf gegen ein respektvolles Miteinander in demokratischer Vielfalt missbraucht werden“, mahnen die Verantwortlichen.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und dem Inkrafttreten des Grundgesetzes wurden die Wünsche Fallerslebens wahr. Welche Widrigkeiten es zu überwinden gab und welche mutigen Frauen und Männer diesem Vorhaben schließlich zum Gelingen verhalfen, zeigt die Ausstellung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“. Sie ist bis zum 1. November zu sehen; der Eintritt ist frei.
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