Sie ist viel mehr als nur ein schönes Gefühl: Die Liebe. Ohne sie erscheint uns alles wertlos. Die Draiflessen Collection in Mettingen widmet sich in einer bemerkenswerten Ausstellung diesem großen Thema. Es ist der zweite Teil der Ausstellungstrilogie „Glaube, Liebe, Hoffnung“.
Die Liebe ist allgegenwärtig. Sie ist eine der Triebfedern, die unser Dasein bereichern. Nicht nur in Romanen, Filmen oder Liedern steht sie als starkes Gefühl, emotionale Kraft oder unerreichbares Ideal im Mittelpunkt, sondern sie ist immer auch Teil gesellschaftlicher Diskurse. Wie lieben wir? Wen lieben wir? Und warum? Und was passiert, wenn die Liebe einmal aufhört?
Der zweite Teil der im Mai 2019 gestarteten Ausstellungstrilogie Glaube, Liebe, Hoffnung setzt sich unter anderem mit diesen Fragen auseinander. Dabei wird Liebe vor allem als eine Form besonderer sozialer Beziehungen verstanden, die sich in zwischenmenschlicher Interaktion äußern. Mit einer pointierten Auswahl von Kunstwerken aus dem 19. bis 21. Jahrhundert, darunter Arbeiten von Stephan Balkenhol, Marc Chagall und Maria Lassnig, reflektiert die Ausstellung über Möglichkeiten, Grenzen und Widersprüche der Liebe. Gleichzeitig rückt sie diese aus der Verklärung in die Realität und stellt so gesellschaftliche Normen und Vorstellungen in Frage.
Das Ausstellungskonzept ist intelligent und macht aus der scheinbaren Beschränkung eine Tugend. Die Ausstellung ist essayistisch angelegt und fordert vom Besucher, sich einzulassen und sich auseinanderzusetzen. Da wird nichts einfach nach der Devise „Viel hilft viel“ auf dem Silbertablett serviert. Es lohnt sich, die vielfältigen Impulse aufzugreifen. Einfach nur durch die Ausstellung zu schlendern und sich die Exponate anzuschauen, macht keinen Sinn.
Die Liebe ist geprägt von extremen Gegensätzen: Vertrauen und Eifersucht, Geborgenheit und Verlustangst, Autonomie und Hingabe. Solche emotionalen Erfahrungen sind sowohl innerhalb einer Partnerschaft oder Freundschaft als auch zwischen Eltern und ihren Kindern oder zwischen Gläubigen und Gott erlebbar. Die Ausstellung widmet sich demnach nicht der Liebe als rein romantische Zuneigung oder leidenschaftlicher Affekt, sondern der Fragestellung, wie ein so komplexes und widersprüchliches Gefühl entstehen und bestehen kann.
Mit Gemälden, Fotografien, Skulpturen, einer Installation und einer Videoarbeit präsentiert die Ausstellung künstlerische Positionen, die das Thema Liebe aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Wie lässt sich dieses menschliche Phänomen darstellen? Und welchen Stellenwert nimmt es in unseren Leben ein? So zeigt sich die Liebe als beschützende Geste der Mutter gegenüber ihrem Kind, als eine zwanghafte, gar kosmische Verbindung zwischen Mann und Frau, als deren kulturelle Absurdität oder auch als abstrakte Kraft. Manchmal realitätsnah und plakativ, manchmal gegenstandslos zeigt die Schau so die Facetten menschlicher Beziehungen auf.
Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Themenführungen, einer Exkursion und museumspädagogischen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen erweitert. So gibt es einen Tango-Milonga-Kurs, eine Lesung und den Studierendentag.
Die Draiflessen Collection wurde 2009 auf Initiative der Unternehmerfamilie Brenninkmeijer gegründet. Das private Kunstmuseum ist öffentlich zugänglich und präsentiert regelmäßig Ausstellungen zu gesellschaftlich relevanten Themen, die aus künstlerischer und wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet werden.
In der Wahl des Standorts für Draiflessen hat die Unternehmerfamilie bewusst an ihre westfälischen Wurzeln und ihren Heimatort Mettingen angeknüpft. Gleichzeitig war damit die Entscheidung verbunden, mit einem Kunstmuseum abseits der Metropolen das Angebot an kulturellen Einrichtungen in der Region zu erweitern. Die Ausstellung zum Thema „Liebe“ ist noch bis zum 26. Januar 2020 zu sehen.
Draiflessen Collection, Georgstraße 18, 49497 Mettingen, Öffnungszeiten Mi-So 11:00-17:00 Uhr, Tel. 05452/91680, www.draiflessen.com
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