KlassikSommer 2017 startet mit Smetana

Hamm – „Sehnsucht Heimat“ lautet das Thema, das sich der KlassikSommer 2017 gegeben hat. Und beim Eröffnungskonzert am  Donnerstag, 22. Juni, um 20 Uhr in der Alfred-Fischer-Halle, richtet sich diese Sehnsucht nach Böhmen, wie Tschechien im 19. Jahrhundert meist hieß.

Solist Julian Steckel

Das Habsburger Wien war bis dahin Messlatte allen Lebens in Prag gewesen. Die neue tschechische Nationalbewegung riss auch die Komponisten mit. Antonín Dvořák ließ sich inspirieren – und schrieb später in Amerika ein Epochenwerk für Cello, eine Art „Ben Hur“ der Musikgeschichte, im „böhmischen Tonfall“, um seinem Heimweh Ausdruck zu geben.

Nordwestdeutsche Philharmonie spielt Smetana

Es wurde das bedeutendste Werk für Cello seiner Gattung, eines der beliebtesten Werke für Cello überhaupt. Dvořáks Freund Johannes Brahms neidete ihm das Werk: „Hätte ich gewusst, dass man ein Cellokonzert wie dieses schreiben kann, hätte ich es schon längst selber versucht!“ Julian Steckel, seit dem Gewinn des ersten Preises beim ARD-Wettbewerb und dem „ECHO-Klassik“ einer der Stars seiner Zunft, spielt im KlassikSommer dieses Monumentalwerk.

Im Taumel tschechischen Nationalgefühls, nach der Wiederherstellung der tschechischen Verfassungsrechte 1860, geriet auch Smetana in den Sog der Bewegung, obwohl er damals in Göteborg lebte. 1874 begann er, „Die Moldau” zu komponieren. Die Idee zu einem solchen Naturgemälde in Tönen war Smetana bereits in den 60er-Jahren gekommen. Nun sollte es ein Zyklus werden – ein musikalisches Epos, das von Erfolgen und Niederlagen der böhmischen Geschichte erzählt, von der heimischen Sagenwelt und zudem Landschaftsportraits nachzeichnet. „Ma Vlast“ – „Mein Vaterland“ wurde sein bekanntestes Werk, ja das wichtigste tschechische Orchesterwerk überhaupt.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie unter Leitung von Frank Beermann folgt Smetana an die Königsburg „Vyšehrad“ und die „Vltava“, die Moldau entlang, erzählt Geschichten vom Sieg der Amazonenkönigin Vlasta und malt musikalisch ein Landschaftsportrait „Aus Böhmens Hain und Flur”. Nur neunzehn Tage brauchte Smetana, um „Die Moldau“ fertigzustellen. Als er die beiden Sätze „Tábor“ und „Blaník“, laut Smetana „vaterländische Bekenntnismusik“, zum Schluss an den Zyklus anhängte, konnte er die umjubelte Uraufführung in Prag, bei der er mit Kränzen geehrt und mit orkanartigem Applaus gefeiert wurde, selbst nicht mehr hören – er war mittlerweile vollständig taub.

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