Besuchshund “Taps”: Visite auf vier Pfoten

Dortmund – Seit vier Jahren “arbeitet” Taps vom Rosengarten jetzt bereits ehrenamtlich in der Dortmunder Elisabeth-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Seine Aufgabe als Besuchshund ist es, den jungen Patienten ihren Aufenthalt in der Fachklinik zu erleichtern und ihnen bei ihrer Genesung zu helfen. Und diesen Job erledigt der neunjährige Cavalier King Charles Spaniel erfolgreich und voller Hingabe.

Ein eingeschworenes Team: Taps und Andrea Wallmeyer. Fotos: LWL/Seifert

Ein eingeschworenes Team: Besuchshund Taps und Andrea Wallmeyer. Fotos: LWL/Seifert

Montagmorgen acht Uhr: Anna (Name geändert) kommt mit ihrer Mutter zur Aufnahme. Anna leidet an Magersucht. Das sieht man ihrem ausgemergelten Körper deutlich an. Und man sieht auch die Furcht und Unruhe in ihren Augen. Das Mädchen weiß, dass ein Aufenthalt in der LWL-Elisabeth-Klinik ihr helfen kann, wieder gesund zu werden. Trotzdem hat die 14-Jährige Angst vor dem was ihr bevorsteht.

Da kommt Andrea Wallmeyer mit Taps um die Ecke. Über Annas Gesicht zieht zuerst nur ein erstaunter Ausdruck. Aber als der kleine Spaniel sie mit einem freudigen Schwanzwedeln begrüßt, ist es um das Mädchen geschehen. Anna vergisst für einen Moment ihre Sorgen, krault dem freundlichen Vierbeiner ausgiebig das Fell und entspannt sich sichtlich. “Diese Entspannung ließe sich auch medizinisch nachweisen”, so Andrea Wallmeyer, “denn durch den taktilen Kontakt, also das Streicheln des Hundes, stößt das Gehirn der Patienten vermehrt Oxytocin aus. Dieses sogenannte Kuschelhormon senkt den Blutdruck und den Pegel des Stresshormons Cortisol, wie Blutuntersuchungen belegen.”

Taps‘ "Büro" ist geschmückt mit den Geschenken seiner kleinen und großen Freunde.

Taps‘ “Büro” ist geschmückt mit den Geschenken seiner kleinen und großen Freunde.

Die Medizinerin bringt ihren Hund Taps täglich mit zur Arbeit und hat schon viele ähnliche Situationen erlebt. “Taps ist ein richtiger Eisbrecher”, so Wallmeyer, “er erleichtert mir die Kontaktaufnahme zu meinen jungen Patientinnen und Patienten. Denn dank Taps finden wir schnell ein Gesprächsthema, das erst einmal nichts mit Krankheit oder Problemen zu tun hat.” Und so ist es auch mit Anna. Gemeinsam mit Taps bringt die Ärztin die junge Patientin auf die Station. Auf dem Weg erzählt Anna, dass sie sich schon lange ein eigenes Haustier wünscht.

Auch nachdem das erste Eis gebrochen ist, erweist sich Taps als wertvoller “Co-Therapeut”. Er begleitet die 52-jährige Medizinerin häufig zu Einzel- oder Gruppentherapiestunden. Dabei begegnet der Vierbeiner jedem Patienten freundlich und lässt sich bereitwillig streicheln. Sein bedingungsloses Vertrauen ist gerade für junge Menschen, die aufgrund ihres problematischen Verhaltens bislang häufig Ablehnung erlebt haben, eine wertvolle Erfahrung. ” In der Gruppentherapie begrüßt Taps zuerst alle Teilnehmer einzeln und dann legt er sich mitten in den Kreis und schläft”, erzählt die Ärztin, “so sorgt er ganz nebenbei für eine entspannte Atmosphäre, in der wir gut therapeutisch arbeiten können.”

Selbst wenn es um schwierige Gespräche mit den Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern gehe, etwa wenn klar ist, dass sie vorerst nicht mehr nach Hause kommen, sondern in eine therapeutische Wohngruppe, ist Taps der angehenden Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie eine große Hilfe. “Taps ist ein Naturtalent. Er spürt sofort, wenn jemand traurig ist und versucht, den jungen Menschen in seiner ‘Hundesprache‘ durch Anstupsen oder Schwanzwedeln zu trösten. Das lenkt die Patienten von ihrer Niedergeschlagenheit ab, sie entspannen sich beim Streicheln und schaffen es besser, den Erwachsenen bei den Gesprächen zuzuhören”, sagt seine Besitzerin.

Natürlich hat Taps sein eigenes Namensschild.

Natürlich hat Besuchshund Taps sein eigenes Namensschild.

So häufig wie möglich unternimmt Andrea Wallmeyer in Begleitung von Taps Spaziergänge mit den Kindern und Jugendlichen. “Beim Laufen kommt man in Bewegung, unterhält sich vielleicht erst einmal über den Hund und im Laufe der Zeit kommen Probleme, die die jungen Patienten beschäftigen, oft leichter ans Licht. So berichtete Anna zum Beispiel, dass sie kein Haustier bekommen kann, weil ihre Eltern sich vor einiger Zeit getrennt haben und ihre Mutter, bei der sie lebt, jetzt eine Ganztagsstelle angenommen hat. Eine Situation, die das junge Mädchen offensichtlich sehr belastet”, so die Ärztin.

“Aber auf diesen Spaziergänge geht es nicht immer nur um Probleme”, erzählt Wallmeyer “manchmal treffen wir auch andere Hunde und können beobachten, wie die Vierbeiner ganz ohne Worte miteinander kommunizieren. Dann überlegen wir gemeinsam wie diese Art der Kommunikation bei den Menschen gelingen kann. So lernen die jungen Patienten ganz nebenbei etwas über die Körpersprache.”

“Mein bester Therapeut ist Taps”, brachte eine junge Patientin ihre Gefühle für den Vierbeiner kürzlich auf den Punkt und von diesen Sympathien zeugen auch die vielen Bilder, die der neunjährige Spaniel von seinen kleinen Freunden bekommt.

Hintergrund
Besuchshund Taps betreut mit Andrea Wallmeyer elf- bis 15-jährige Patienten, die aufgrund unterschiedlicher psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen oder Autismus in der LWL-Klinik Dortmund – Elisabeth-Klinik, behandelt werden. Neben dem Spaniel sind zwei weitere Besuchshunde in der Dortmunder Fachklinik im Einsatz.

Die LWL-Elisabeth-Klinik Dortmund bietet mit 35 vollstationären Behandlungsplätzen pro Jahr therapeutische Hilfe für cirka 400 junge Patienten mit psychischen Problemen, Verhaltensauffälligkeiten und psychosomatischen Störungen, bei denen eine Krankenhausbehandlung voll- oder teilstationär erforderlich ist. Angeschlossen ist eine Tagesklinik mit weiteren zwölf Behandlungsplätzen.
LWL-Klinik Dortmund / Marsbruchstr. 179  / 44287 Dortmund

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