Marl – Bis Ende Juni sind in der Tagesanlage eines Versorgungsschachts des stillgelegten Bergwerks “Schlägel und Eisen” neue Arbeiten des Lüdinghausener Künstlers Andreas Alba in der Marler Filiale der Artothek Münsterland zu sehen. Andreas Alba, 1953 in Lüdinghausen geboren, entdeckte schon früh seine Freude am Gestalten. Nach einem einjährigen Berufspraktikum als Schriftsetzer begann er 1972 an der Fachhochschule Münster sein Studium zum Grafikdesigner.
Seit seinem Examen 1980 widmet sich der Lüdinghauser dem freien Arbeiten. Auf einem alten Bauernhof in Lüdinghausen arbeitet er dort zusammen mit den Künstlerinnen Ute Bracht und Rita Späker als Künstlergemeinschaft. Mit abstrakter Malerei, Collagen und dreidimensionalen Standobjekten hat er sich mittlerweile drei gleichberechtigte Schwerpunkte geschaffen.
Die vor zwei Jahren gegründete Artothek Münsterland hat ihren Hauptsitz in Dülmen und möchte es möglichst vielen künstlerisch Tätigen ermöglichen, ihre Kunstwerke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. “Im Gegensatz zu anderen Artotheken, die wegen eines geringen Etats nur wenige Arbeiten jährlich dazu kaufen können, setzen wir auf Kooperation mit den Künstlerinnen und Künstlern” erläutert der Artothek-Aktive Uwe Lischewski. “Sie leihen der Artothek Münsterland e. V. drei Ihrer Arbeiten, die wir wiederum den Mitgliedern zur Ausleihe für sechs Wochen anbieten.” Über den Preis, den der Entleiher für sechs Wochen Wohnungsverschönerung zu bezahlen hat, entscheiden sie selbst. Die Artothek Münsterland wird lediglich noch fünf Euro für Verwaltungsgebühren zusätzlich erheben.
Jeder Kunstschaffende kann bis zu drei Arbeiten einreichen. Wie in einer Stadtbücherei stehen nicht nur Klassiker zur Auswahl, sondern auch “leichtere” Literatur hat ihren Platz, wenn sie dem Kunden gefällt. Kein Kurator entscheidet, ob ein Objekt aufgenommen wird oder aus welchen Gründen auch immer, abgelehnt werden muss. Allein das Ausleih-Interesse der Kunden bestimmt den Bestand. Sollte ein Werk innerhalb von sechs Monaten nicht einmal ausgeliehen worden sein, bitten wir den Künstler, diese Arbeit auszutauschen. Selbstverständlich können die Arbeiten, falls es der Künstler erlaubt, auch gekauft werden. An dem Verkaufserlös partizipiert die Artothek Münsterland zu einem geringen Prozentsatz. Dieses System bewirkt einen ständigen Wandel im Bestand der Artothek Münsterland und gibt den Kunstliebhabern immer wieder Anreize, im Internet oder in der Artothek nach “Neuigkeiten” reinzuschauen.
Diese Vorgehensweise hat viele Vorteile sowohl für die Künstler als auch für die Artothek Münsterland. Jeder Künstler kann quasi in einer Dauerausstellung präsent sein, die zudem auch Verkaufsmöglichkeiten beinhaltet. Bereits durch die Ausleihe werden Einnahmen erzielt, wobei die Künstler selbst die Ausleihgebühr festlegen. Kein langes Warten und Hoffen mehr auf Ankäufe durch die öffentliche Hand in Zeiten immer geringerer Etats der Kommunen. Die Artothek Münsterland verfügt dank dieses Systems über einen großen Fundus zeitgenössischer Werke und bietet ihrer selbst gestellten Aufgabe gemäß vor allem jungen, noch nicht namentlich so bekannter Künstler eine Präsentationsplattform. Da die Artothek Münsterland nicht über ein Stiftungsvermögen im Hintergrund für den Ankauf von Kunstwerken verfügt und auch in absehbarer Zeit keine öffentlichen Gelder für den Ankauf von Kunstobjekten erhalten wird, ist diese Form die derzeit einzig gangbare, um eine Artothek zu gründen, führt Lischewski weiter aus. “Es wäre schön, wenn die Künstler ihre Chancen sähen und mit uns Hand in Hand einen Weg beschreiten wollen, der für ganz Deutschland Modellcharakter hat.” Selbstverständlich sind alle Werke versichert.
Artothek Münsterland/Schacht 8, Loemühlenweg 8-10, 45770 Marl, Öffnungszeiten Mo-So 8:00-16:15, Fr 8:00-13:00 Uhr, www.artothek-muensterland.de
Andreas Alba, www.andreasalba-kunst.de
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