Rund um die festliche Tafel

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Westfalen – Nicht nur Gourmets zelebrieren Tischkultur beim guten Essen an perfekt gedeckten Tischen. Edles Porzellan, Silberbesteck, hochwertige Messer, auf die Getränke abgestimmte Gläser und feine Tischwäsche liegen wieder im Trend.

Tischkultur mit Schalentieren

Bei Herlitzius: Um frische Austern zu öffnen braucht es besonderes Handwerkszeug

Bis ins späte 20. Jahrhundert war es auch in Westfalen üblich, dass eine junge Frau bis zum Tag ihrer Hochzeit eine Grundausstattung an hochwertigen Haushaltsgütern angesammelt hatte. Diese sogenannte Aussteuer oder Mitgift bestand vorwiegend aus hochwertigen Heimtextilien und Essgeschirren. Mit einem zunehmend liberalen Rollenverständnis, auch innerhalb der Ehe, geriet die Aussteuer jedoch aus der Mode. Porzellanmanufakturen, Webereien und Silberschmieden spürten dies an rückläufigen Umsätzen. In den schlimmsten Fällen mussten selbst alteingesessene Betriebe schließen. Junge Paare wohnen heutzutage oft schon lange vor der Eheschließung zusammen und der erste gemeinsame Hausstand wird häufig kostengünstig bei einem schwedischen Möbeldiscounter erworben. Tischkultur? Fehlanzeige.

Gottseidank gibt es in der jüngsten Zeit eine Gegenbewegung zu dieser traurigen Entwicklung. Modernes und verführerisch schönes Design findet seinen Weg in die Wohnstuben, Familien und Paare werden zu immer perfekteren Gastgebern oder wollen die Schönheit der edlen Dinge, die wohltuende Wirkung gediegener Tischkultur einfach selber genießen.

Feine Tafeltuch-Garnitur „Pünktchen“ von LA TAVOLA in Bochum

Eine Design-Schmiede, die es immer wieder schafft, durch besondere Kollektionen Aufmerksamkeit zu erhaschen, befindet sich mitten im Herzen Westfalens auf Schloss Harkotten bei Sassenberg. Das 1964 ursprünglich als Architekturbüro von Dieter Sieger gegründete Unternehmen wurde später weltweit durch erfolgreiche Badezimmer-Designs bekannt. Villenprojekte sowie die Ausstattungen von Segel- und Motorjachten verschafften Dieter Sieger internationale Anerkennung. Jetzt haben die Formgestalter auch das Thema Tischkultur für sich entdeckt.

Porzellan-Dekor vom Feinsten

Im September 2017 feierte Michael Sieger, der das Familienunternehmen heute mit seinem Bruder Christian führt, auf der Messe Maison & Objet in Paris mit einem neuen Dekor für die Kollektion „Sieger by Fürstenberg“ Premiere. In Zusammenarbeit mit der berühmten, historischen Porzellanmanufaktur an der Weser entstand das Dekor „Greta“ für das handgefertigte Manufakturservice „My China!“. „Greta“ ist das mittlerweile sechste Dekor für das erfolgreiche Tafelservice aus feinem, hochfunktionalen Porzellan. Seine Besonderheit ist ein von Hand aufgetragener und anschließend polierter Platinrand. Die matt wirkende Oberfläche des Edelmetalls minimiert die Lichtreflexionen und korrespondiert mit den hellgrauen Linien des Designs, die sich elegant zurücknehmen. Michael Sieger will mit seiner Kreation das Leben der Menschen in ihrem zu Hause bereichern. „Der Esstisch ist der Ort, um den sich alles dreht – das Herz des Hauses!“, feiert der Designer aus Sassenberg die Tischkultur.

Tischkultur von Fürstenberg

Zigrino: Feines Porzellan von Fürstenberg

Dank der besonderen Produktqualität und der durchdachten Formen erfüllt das hochwertige Tafelservice von Sieger und Fürstenberg auch die Ansprüche der modernen Gastronomie. „Unser Porzellan lädt zum Verweilen ein. Bei Familien zu Hause oder in exklusiven Hotels – überall dort, wo Menschen das gute Leben genießen möchten“, erläutert Michael Sieger. Durchmesser und Maße sind so aufeinander abgestimmt, dass die Teller, Schalen, Tassen und Tee-Accessoires universell verwendet werden können. Minimalistisch gestaltet, wirkt das Dekor als dezente Bühne für die inszenierten Speisen und lässt sich harmonisch mit weiteren „My China“-Kollektionen kombinieren. „Diese werden bereits heute weltweit in privaten Häusern, Apartments, auf Jachten sowie in diversen 5-Sterne-Hotels und hochwertigen Restaurants eingesetzt“, berichtet der Designer. Auch auf den Gartenfesten von Schloss Harkotten, den “Frühlingsträumen” im März und dem herbstlichen “Gartenfestival” im September sind die Designobjekte von Sieger ausgiebig zu bewundern.

Fürstenberg: Feinstes Porzellan schmückt jeden Tisch

Schon seit 1747 steht die Marke Fürstenberg für einzigartige Handwerkskunst und exklusives Manufakturporzellan. Renommierte Designer, Modelleure und Porzellanmaler prägten die Geschichte des Hauses, das durch Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel an der Weser gegründet wurde. Im Jahr 1753 verfügte der Herzog, dass alle Porzellanstücke aus Fürstenberg künftig mit einem blauen „F“ zu kennzeichnen sind, es ist bis heute das Markenzeichen der Manufaktur. Neben seiner Tradition steht Fürstenberg heute nicht nur für gediegene Tischkultur, sondern auch für hochmodernes Funktions-Design. Das ehemalige Jagdschloss hoch über der Weser kann auch mit dem Schiff angefahren werden und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Besucher haben die Möglichkeit, im neu gestalteten Museum ausgewählte Objekte aus der umfangreichen Porzellansammlung zu bestaunen und den faszinierenden Wandel der Tischkultur von 1747 bis heute zu entdecken. Der Manufaktur-Werksverkauf präsentiert die aktuellen Kollektionen von Fürstenberg und Sieger by Fürstenberg. Nicht zuletzt  lädt das Restaurent Lottine zur Einkehr.

Tischkultur aus Silber und Stahl bei Herlitzius in Münster

Die Messerschmiede Herlitzius bietet beste Messer und Schneidwerkzeuge

Die Idee eines Milchglases markierte zu Beginn der 90er Jahre den Anfang und den Durchbruch der Marke Ritzenhoff. Als Kultobjekt wurde es zudem zu einem Stück Zeitgeschichte. Michael Sieger, Designer aus Sassenberg markierte mit einem schwarz-weißen Kuhflecken-Muster den Anfang einer Dekorserie, bevor weitere Design-Größen wie Alessandro Mendini oder James Rizzi folgten. Die Milchgläser, von denen bis heute rund 5 Millionen verkauft wurden, wurden zu begehrten Sammlerstücken. Inzwischen entwickelt Sieger für Ritzenhoff eine komplette Produktstrategie. Gefäße für Bier, Gin und Champus vervollständigen die hochwertige Kollektion, die einige der klassischsten Getränke zeitgemäß inszeniert.

Spätestens bei den Gläsern empfiehlt sich eine Beschäftigung mit dem „Knigge“, denn dass man nicht irgendwelche Getränke in irgendein Gefäß füllt, dürfte sich herumgesprochen haben. Vor allem ein guter Wein braucht ein gutes Glas. Weinfreunde legen Wert auf einen feinen Mundrand, er erzeugt ein angenehmes Gefühl auf der Lippe – auch das ist Tischkultur. Damit das Glas nicht die Temperatur des Weines beeinflusst sollte es dünnwandig sein und damit die Farbe des Weines zur Geltung kommt, werden farblose Gläser bevorzugt. Auf der gedeckten Tafel steht am besten das klassische Stielglas mit Kelch, Stiel und Fuß. Da Weißwein normalerweise nicht belüftet werden muss, ist das Weißweinglas weniger bauchig und relativ klein. Rotweingläser haben dagegen einen voluminösen Kelch, damit sich der Wein belüften kann. Dadurch kommt das Aroma besser zur Geltung.

Porzellantradition seit 1747

Als Glas-Kompetenzzentrum in Westfalen gilt Bad Driburg. Schon im ausklingenden Mittelalter gab es hier Glashütten und Glasbläser. Mitte des 19. Jahrhunderts gründete Benedikt Koch das Unternehmen Glaskoch, dessen Markenname „Leonardo“ seit 1972 weithin bekannt ist. Das Sortiment umfasst bis heute Tischware vielerlei Art wie Vasen, Schalen, Trink- und Weingläser, Wind- und Tischlichter. Eigene Stores und der Vertrieb über das Internet in einem eShop erleichtern den Einkauf der Produkte die vielfach auch in der Gastronomie zum Einsatz kommen.

Das Tafelsilber gehört spätestens seit dem 19. Jahrhundert zur gehobenen, bürgerlichen Tischkultur. Früher dem Adel vorbehalten wandelte es sich später zum Familienschatz und wurde zum Teil des Erbes. Das weiß man auch beim Familienunternehmen Herlitzius in Münster. Die Messerschmiede, die seit 1881 im Kiepenkerlviertel ansässig ist, gilt westfalenweit als Institution, wenn es um Besteck und Schneidwerkzeuge geht.

Getränke aus feinen Gläsern

Silberbestecke in Spaten- oder Chippendaleform knüpfen an die Tradition an, es gibt bei Herlitzius aber auch schlichtere, modern wirkende Formen. Messerschmied Jörg Lamskemper zerstreut die Bedenken von Kunden, die Silberbesteck mit Pflegeaufwand verbinden: „Je öfter Sie ihr Silberbesteck verwenden, desto weniger läuft es an. Adeln Sie also ruhig auch den Alltag durch einen schön gedeckten Tisch; Ihrem Silber schadet das nicht!“

Silberbesteck – edler Glanz für den gedeckten Tisch

Selbstverständlich gibt es bei Herlitzius auch Edelstahlware und Spezialbestecke. Nicht zuletzt will das Steakmesser gut geschärft sein. Aber auch, wer seinen Gästen etwas Besonderes auftischen will, findet hier das richtige Werkzeug. Hummergabeln, Austernbrecher oder Schneckenzangen und Fischmesser lassen keine Spezialität auf dem Teller liegen. Übrigens sind alle bei Herlitzius geführten Tischwerkzeuge reparierbar. Um ihre Beständigkeit über Generationen muss man sich keine Gedanken machen.

Knigge-Seminare haben Konjunktur

Zur einer gedeckten Tafel mit Mehrgang-Menü gehört auch eine gewisse Etikette. Ohne das ist die Tischkultur für den Arsch. Und während einige Herrschaften immer noch nicht begreifen, dass man ein Handy oder Smartphone nicht auf den Tisch legt,  legen Andere zunehmend wieder Wert auf den „Knigge“. Wer Gäste einlädt und sie mit einem guten Essen verwöhnt, freut sich über eine Anerkennung, die wohl kaum besser ausgedrückt wird, als durch gutes Benehmen. Knigge-Kurse haben deshalb Konjunktur, denn nicht jedem wurden diese Regeln in die Wiege gelegt. So möchte nicht nur ein Gastronom wissen, in welcher Reihenfolge das Besteck aufgelegt wird, wo die Gläser stehen, wie man Servietten platziert und ob es angemessen ist, Platzteller einzudecken. Wer sich beim Spezialbesteck über dessen Verwendung unsicher ist, kann übrigens bei Herlitzius ungeniert danach fragen. Hier wird niemand belächelt, der sich zum ersten Mal mit Austern beschäftigt. Spezialbesteck wird, zumindest in der Gastronomie, erst dann aufgelegt und gegen das übliche Besteck ausgetauscht, wenn die Gäste entsprechende Speisen gewählt haben. Fischmesser oder Steakmesser liegen üblicherweise nicht von vorneherein auf dem Tisch.

Feine Tischwäsche gehört zur Tischkultur dazu

Die edle, weiße Tischdecke gehört in der traditionellen Tischkultur unbedingt dazu. Je nach Gericht und Küche darf es gerne aber auch farbig sein. Wer würde bestreiten, dass ein terracotta-farbener Tischläufer hervorragend zu einem italienischen Essen passt? Aber auch die traditionelle Aussteuer-Tischwäsche aus Damast-Gewebe ist bis heute nicht wegzudenken. Aufgrund ihrer aufwändigen Webtechnik bleibt sie selbst im industriellen Zeitalter kostbar. Nur belastbare Garne aus Seide, Kammgarn, Leinen oder merzerisierter Baumwolle können dafür verwendet werden, da bei der Verarbeitung auf die Kettfäden eine starke Zugbelastung wirkt.

Exklusive Tischwäsche für vielerlei Ansprüche ist seit 1998 das tägliche Geschäft bei La Tavola in Bochum. Hier kann man sich individuell beraten lassen und bekommt auch Tischdecken in Maßanfertigung. Gerade große Tische und Tafeln haben oft ungewöhnliche Sondermaße, so dass vorkonfektionierte Tischtextilien nicht passen. Rund 2.500 Tischdecken aus über 250 verschiedenen Stoffen stehen bei La Tavola zur Auswahl. Servietten sowie ausgesuchte Geschenkartikel und Wohnaccessoires runden das Sortiment ab. Beste Voraussetzungen für eine perfekte Tafel. (HFG)

Kontakte und Bezugsquellen:

Sieger design, www.sieger-design.com
Fürstenberg-Porzellan, www.fuerstenberg-porzellan.com
Ritzenhoff AG, www.ritzenhoff.de
Leonardo Stores GmbH www.leonardo.de
La Tavola, Exklusive Tischdecken, www.tafeltuch.de
Herlitzius – Messerschmiede seit 1881, www.carlherlizius.de

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