Westfalen – In Kapstadt, wo Jonas Krebs lebt, ist gerade Hochsommer. Doch die Sonne sieht der 20-jährige Oelder in diesen Tagen nur am Wochenende. Denn Jonas Krebs baut gerade für das südafrikanische Craftbeer-Unternehmen Jack Black’s Brewing Co. die erste eigene Brauerei auf. Wenn Jonas Krebs alles richtig gemacht hat, fließen jährlich 20.000 Hektoliter Bier durch die Anlage. Vorerst. Denn die Jack Black’s Brewing Co. will wachsen. In fünf Jahren sollen es 35.000 bis 40.000 Hektoliter sein.
Mit 16 Jahren, direkt nach seinem Realschulabschluss an der Theodor-Heuss-Schule in Oelde, hat er bei der Pott’s Brauerei seine Ausbildung als Brauer und Mälzer begonnen. Drei Jahre später war er fertig – als bester Azubi seines Fachs in NRW und drittbester in Deutschland. „Das war schon eine Herausforderung“, sagt Krebs. „Viele meiner Mitschüler hatten einen höheren Schulabschluss. Ich musste in der Berufsschule einiges nachholen, vor allem in Chemie.“ Da das so gut gelungen war, wollte der Oelder nicht aufhören. Er ging auf die Meisterschule, wohl wissend, dass er als Geselle einen sicheren Job bei Pott’s gehabt hätte, doch eine Meisterstelle vermutlich nicht frei sein würde. „Aber das Risiko hat sich ja gelohnt“, sagt Jonas Krebs und grinst. Auf einem Braumeisterstammtisch in Bamberg traf er zufällig die Investoren aus Südafrika, die gerade mit dem deutschen Hersteller ihrer Brauanlage die letzten Schritte besprochen hatten.
Seit dem 8. November lebt Jonas Krebs nun in Kapstadt und trägt mit seinen 20 Jahren so viel Verantwortung wie sonst kaum einer seiner Altersgenossen. Die Jack Black’s Brewing Co. investiert einen hohen einstelligen Millionenbetrag in den Bau der Brauerei. Jonas Krebs hat die Anlage mitgeplant, den Produktionsablauf erstellt und abgesprochen, wo Leitungen gebaut, Ventile und Pumpen installiert werden. Danach erforderte die Feinabstimmung noch einmal viel Arbeit. Vor allem muss das Jack Black Bier aus der eigenen Brauerei genauso schmecken wie aus der bisherigen externen Brauerei. „Da hilft es, dass Jonas die Prozessschritte aus dem Effeff kennt, weil er bei Pott’s schon früh Verantwortung übernehmen durfte“, erklärt Braumeister Peter Wienstroer, der bei Pott’s für seine Ausbildung verantwortlich war. „Das stimmt“, sagt Jonas Krebs. „Ich wusste immer: Wenn ich den einen Schritt geschafft habe, klappt auch der nächste und hatte immer die volle Rückendeckung der Vorgesetzten. Dadurch bin ich sehr belastbar und verfalle nicht in Panik, wenn mal etwas nicht funktioniert.“
Weil der Oelder in der Produktionshalle der einzige ist, der das Bierbrauen gelernt hat, wird Krebs nun selbst zum Ausbilder. Seine Mitarbeiter sind Südafrikaner, denen er alles nach und nach erklärt.
Das gilt auch für die Mitarbeiter im Bierlaboratorium zur Qualitätskontrolle, das die Investoren ursprünglich gar nicht vorgesehen hatten. Sie richteten es erst auf Wunsch von Jonas Krebs ein. „Wir brauen nach dem deutschen Reinheitsgebot, und auch in Südafrika gibt es in der Lebensmittelherstellung Vorschriften, die man einhalten muss“, sagt Krebs. „Natürlich kann auch ein externes Labor unsere Produkte prüfen, aber das rentiert sich fast nie. Außerdem will ich selbst die Sicherheit haben, dass unser Bier nach sechs Monaten nicht plötzlich den Geschmack verändert. Allein, damit ich keine schlaflosen Nächte habe.“
Seit Samstag (19. Dezember) läuft die Produktion. Jonas Krebs hat den ersten Schritt geschafft. Jetzt sind die Ausbildung der Mitarbeiter an der Reihe und der vorausschauende Einkauf der Zutaten. Zwar setzt die Jack Black’s Brewing Co. wie Pott’s als Mitglied des Münsterland-Siegels für Produkte aus der Region auf genau eben jene, aber für manche Sorten braucht es auch in Südafrika Spezialmalze oder -hopfen aus Deutschland oder den USA – und die haben bis zu sechs Wochen Lieferzeit. „Es ist wirklich viel zu tun“, sagt der Oelder. „Aber irgendwann wird auch ein bisschen Routine einkehren und dann lerne ich vielleicht surfen.“
Die Brauerei Pott’s ist Mitglied beim Münsterland-Siegel. Es kennzeichnet für Verbraucher die Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen, geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind. Rund 40 Lebensmittelhersteller gehören dazu. Die Produkt-Palette reicht von Obst und Gemüse über Eier, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren bis zu Getränken und Spezialitäten.
Das Münsterland-Siegel wird unterstützt von den Sparkassen im Münsterland.
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