Westfalen – Kolja Steinrötter zeigt ab dem 13. November einmal wieder Arbeiten von Mary Iverson. Bereits vor drei Jahren hat Steinrötter die Amerikanerin mit ihren ungewöhnlichen Gemälden nach Deutschland geholt und ausgestellt. Die Arbeiten waren eine Entdeckung. Mary Iverson hat in der Kunstszene in den Vereinigten Staaten bereits einen guten Namen. Ihre hochästhetischen Gemälde sind gefragt. Sie zeigen Landschaften, Küsten und Frachtschiffe gefangen in einer Art Spinnennetz.
Mary Iverson schafft Gemälde und Zeichnungen von großer handwerklicher Eigenständigkeit. Bei allem Erschrecken, die sie beim Betrachter erzeugen, sind sie auch noch betörend und verstörend schön. Iverson trennt Landschaftsfotos aus Magazinen heraus oder malt Landschaften altmeisterlich in Öl, nur um sie danach mit Perspektivlinien und Schiffscontainern zu zerstören.
Mary Iverson ist geradezu besessen von der modernen Handelsmarine, von gigantischen Hafenanlagen und den modernen Umschlagplätzen unser Handelslinien mit ihren Containerbrücken und Transportern. Sie hat sich ganz offensichtlich intensiv mit der Konstruktion moderner Kreuzfahrtschiffe, Megalinern und speziell der von Containerschiffen beschäftigt. Und sie hat offenbar eine beinahe morbide Lust, sich mit Schiffkatastrophen, Havarien und den Untergängen solcher Schiffe zu beschäftigen.
Iverson hat dabei eine Haßliebe zur modernen Seefahrt entwickelt. Container sind für sie die Zeichen einer zunehmenden Weltbeherrschung und Naturzerstörung. Man weiss, dass viele dieser Container nie im Hafen ihrer Bestimmung ankommen, weil sie bei Wind und Wetter oder bei Havarien über Bord gehen und dann als steuerlose “Treibminen” auf den sieben Weltmeeren unterwegs sind, immer Gefahr laufen, mit dem ein oder anderen Trawler eine gefährliche Kollision zu verursachen. Dieses Treibgut wird bei Iverson zu einer Chiffre und zum Synonym für die Zerstörung des Meeres, ja unseres gesamten Lebensraumes.
Mary Iverson platziert die Container nicht einfach so in die Landschaften, sondern bindet sie ein in ein Netzwerk von Perspektiv- und Konstruktionslinien, die sie wie eine Ingenieurzeichnung über ihre Landschaften zieht – mal mit klassischem Rotring-Tuschestift, deren sich auch Architekten bedienen oder mit dem Skalpell, mit dem sie in die Bilder Schnittlinien wie Wunden hineinritzt. Die Linien werden dabei zugleich zu einem neuzeitlichen Spinnennetz, das unsere Welt umspannt, gefangen hält und unserer natürlichen Lebenswelt all ihrer Kraft beraubt. (Jörg Bockow)
Ausstellung ab 13. November. Vernissage am 12. November um 19 Uhr.
Galerie FB69 / Kolja Steinrötter / Hüfferstr. 18 / 48143 Münster www.fb69.de
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