Experten suchen neue Gemüse-Sorten

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Westfalen – Manche Gemüse sind so neu, dass sie noch gar keinen Namen haben, andere so etabliert, dass die Kunden sie namentlich im Gartencenter suchen. Beide mussten sich im Vergleichsanbau der „Münsterländer Tomatenwoche“ beweisen: Fünf Tage haben sich grüne Experten durch mehr als 200 Gemüse-Sorten geschmeckt – und entscheiden so mit, was 2016 in die Beete und auf die Teller kommt.

aus 200: Gärtnermeister Ralf Schräder präsentiert die beliebten Tomatensorten „Cookie“ und „Trilly“. Während der Tomatenwoche wurden rund 200 Sorten verglichen. Foto: PURE

aus 200: Gärtnermeister Ralf Schräder präsentiert die beliebten Tomatensorten „Cookie“ und „Trilly“. Während der Tomatenwoche wurden rund 200 Sorten verglichen. Foto: PURE

„Besonders intensiv orange gefärbt und ein herausragend nussiger Geschmack“, lautet etwa das Experten-Urteil über den Hokkaido-Kürbis mit der Nummer „GV28315“. Der noch namenlose Kürbis hat die Fachwelt überzeugt und wird nächstes Jahr ins Sortiment vieler deutscher Gärtnereien aufgenommen. „Dann natürlich mit einem richtigen Namen“, erklärt Ralf Schräder, Gärtnermeister und Produktmanager Europa für „Gemüse“ beim französischen Marktführer Graines Voltz.

„Hier in Lüdinghausen kann das Fachpublikum das Gemüse direkt im Anbau miteinander vergleichen und differenziert bewerten“, erläutert Schräder. Geschmack, Optik, Haptik und Wuchs werden ebenso begutachtet wie die Toleranz oder gar Resistenz gegen Erscheinungen wie z.B. Braunfäule. Dazu wachsen mehr als 200 Gemüse-Sorten unter einheitlichen Bedingungen im Freiland sowie im Folientunnel und stellen sich dem Urteil der Experten.

Das Lieblingsgemüse der Deutschen sind mit rund 21 Kilogramm pro Kopf und Jahr die Tomaten: Welche Sorten im Beet und auf dem Teller landen, entscheidet die grüne Fachwelt u.a. bei der „Münsterländer Tomatenwoche“. Foto: La sélection du Chef

Das Lieblingsgemüse der Deutschen sind mit rund 21 Kilogramm pro Kopf und Jahr die Tomaten: Welche Sorten im Beet und auf dem Teller landen, entscheidet die grüne Fachwelt u.a. bei der „Münsterländer Tomatenwoche“. Foto: La sélection du Chef

Unter ihnen sind viele Exemplare speziell für den Hobbygärtner: „Die Nachfrage nach wohlschmeckendem Gemüse aus dem eigenen Garten steigt unaufhaltsam. Es ist absoluter Trend, Gemüse auf Balkon und Terrasse zu kultivieren. Dabei werden exklusive Sorten immer wichtiger“, erklärt Ralf Schräder.

Um etwa zur Marke „La sélection du Chef“ – die Chef-Auswahl – zählen zu dürfen, müssen die Früchte ein herausragendes Aroma mitbringen. Sie bietet in der nächsten Gartensaison 20 Sorten von Tomaten über Gurken, Zucchini und Paprika bis zur Ananaskirsche speziell für den Eigenanbau. „Ehe sie in den Testanbau kommen, gehen die Früchte zur Geschmacksprobe an berühmte französische Chefköche“, berichtet Gärtnermeister Schräder.

Besonders leckeer: Die Tomatensorte Romello - Foto Graines Voltz

Besonders leckeer: Die Tomatensorte Romello – Foto Graines Voltz

Der Klassiker im Garten ist mit 21 Kilogramm pro Kopf und Jahr das Lieblingsgemüse der Deutschen, die Tomate, wissen die grünen Experten. Das Tomaten-Sortiment von „La sélection du Chef“ beinhaltet 2016 die sechs beliebtesten der eingeführten Sorten: Die grün gestreifte Kirschtomate Cookie, das fleischige und fast kernlose Andenhörnchen Cornabel, die massig-runde Maestria, die süße Kirschtomate Pepe, die frühe Previa und nicht zuletzt die Mini San-Marzano Trilly (alle F1).

So hat sich etwa die Tomate „Previa“ dank ihrer einfachen Kultur und frühen Ernte zum Liebling der Hobbygärtner entwickelt und wird in der Küche für ihre knackigen und geschmacksintensiven Früchte geschätzt. „Jede Sorte hat ihre Fans: Pepe ist als Snack bei Kindern auffallend begehrt, die schweren Maestria-Früchte gelten als Vitamin-C-Bomben“, schildert der Fachmann.

Acht Sonnen- und vier Snackgemüse bleiben unverändert im Programm für Hobby- und Kleingärtner: „Von der exotischen Physalis Preciosa über die Snackgurke Minik bis zur Zucchini Kimber bietet die Marke die erstklassige Auswahl“, so Schräder.

Neben „La sélection du Chef“ machen jetzt zunehmend die Speisekürbisse auf sich aufmerksam. Bei den Hokkaido-Kürbissen haben sich Divine und der noch namenlose GV28315 im Testanbau bewährt; seine bis 2 kg schweren Früchte sind intensiv orange und besonders lange lagerfähig.

Der intensive Geschmack entfaltet erst zu Weihnachten sein volles Aroma, während Divine schon direkt nach der Ernte im August mit vollem Aroma punktet: „So kann man mit zwei Hokkaido-Kürbissen durchs ganze Jahr kommen!“

Pampero ist ein flachrunder Butternut-Kürbis, seine bis 0,9 kg schweren Früchte sind schon nach 90 Tagen reif und gelten als Tipp für Veganer: „Französische Köche braten Pampero in Scheiben in Olivenöl an und würzen ihn mit glatter Petersilie und etwas Fleur de Sel.“

Im Tomaten-Programm der französischen Spezialisten erscheint jetzt die langerwartete Buschtomate Romello, die bei allen Testpersonen für einen echten „Wow-Effekt“ gesorgt hat. Romello wird ohne Aufbinden ca. 60 cm hoch und 100 cm breit – ideal für Ampel und Kübel. „Sie ist die perfekte Anfängertomate, da das Ausgeizen entfällt, und bildet viele Rispen mit süßen, pflaumenförmigen Früchten“, schildert Schräder.

Für die Fruchtproduktion empfiehlt der Experte die neue Kirschtomate Modus; ins Programm schafft es zudem die San-Marzano Tomate Giano mit bis zu 14 Zentimeter langen Früchten. Beide haben, was der Verbraucher wünscht: Sie tragen Urlaubsfeeling in sich und verknüpfen die Geschmacksnerven direkt mit Erinnerungen an die leckere italienische Küche.

Bereits zum zweiten Mal hat es die Fachwelt ins Münsterland gezogen. „Alles, was sich um Selbstversorgung dreht, boomt – vor allem in Deutschland. Die Gemüse-Sortenschau ist daher vom Elsass, wo Graines Voltz zuhause ist, umgezogen ins Münsterland“, erklärt Schräder. Hier können sich zudem die exotischen Arten bei „nördlichen“ Temperaturen beweisen.

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