Westfalen – Arnulf Rating schöpft in seinem aktuellen Programm – am Freitag, 27. Februar, um 19.30 Uhr im Kurhaus Bad Hamm – aus den umfangreichen Patientenakten von Dr. Mabuse.
Hier spiegeln sich wie in einem Mikrokosmos alle Verwerfungen unserer Zeit. Der Doktor selbst weiß, was viele seiner Patienten mit Burn-Out-Syndrom in seine Praxis und in die Verzweiflung treibt. Für ihn ist der Mensch die Hardware, die pausenlos mit Software gefüttert wird: Fortschrittsglaube, Religion, Sozialdemokratie. Das ist oft nicht kompatibel und führt immer wieder zu Systemabstürzen. Die Welt, in der wir leben ist virtuell wie unsere Grundrechte: die liegen irgendwo auf einem Server in den USA.
Als Rating begann, Kabarett zu machen, wurde in der Meldebehörde noch im Zweifinger-Such-System in die Triumph Gabriele getippt. Und wenn jemand über das Telefon wischte, dann war es die Putzfrau. Heute finden wir manches kurios, was die Menschen in all den Jahren in ihrem Streben nach Glück und immer flacheren Bildschirmen bewegt hat. Aber Arnulf Rating ist sicher: Es besteht Hoffnung. Jedenfalls solange es Menschen gibt, die nicht nur Bio-Eier wollen, sondern auch ein Siphon aus artgerechter Chinesenhaltung.
Arnulf Rating (*1951) ist zweifelsohne eines der „Schwergewichte“ im deutschen Kabarett. Geboren in Mühlheim an der Ruhr, in Wuppertal großgeworden, studierte er später in Münster und Berlin, wo er auch heute noch mit seiner Familie lebt. Erstmals trat er 1977 als Mitbegründer der legendären Berliner Anarchie-Kabarett-Truppe „Die 3 Tornados“ auf den deutschen Bühnen in Erscheinung, die bis zu ihrer Auflösung 1990 mit zahlreichen Prozessen und Auftrittsverboten „ausgezeichnet“ wurden. 1990 war er Teil des sagenhaften Reichspolterabends, der die deutsche Wiedervereinigung begleitete, 1991 folgte ein Duoprogramm mit Heinrich Pachl. Seit 1993 ist er solistisch unterwegs, seine Bühnenpräsenz normalerweise durch den Auftritt im Anzug mit Aktenkoffer geprägt. Gelegentlich verkleidet er sich für einzelne Nummern, zu seinen bekanntesten Figuren zählt „Schwester Hedwig“.
Der einzige Kabarettist, der durch eine „Rating-Agentur“ betreut wird, beherrscht den Umgang mit Worten perfekt. Böse, scharf- und hintersinnig, dabei immer topaktuell, lässt er die Pointen nur so auf das Publikum herunterregnen. Er beherrscht die gesamte Klaviatur vom schwärzesten Sarkasmus über leichte Ironie bis hin zur kunstvollen Wortspielerei. Nicht nur das Publikum liebt den Mann der über sich selbst sagt, „zum Kabarettisten wird man nicht geboren, zum Kabarettisten wird man gemacht!“, und zeichnete ihn mit dem Deutschen Kabarettpreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis aus.
Diesen Wortakrobaten muss man live erlebt haben: Tickets (18,50 Euro / erm. 14,10, evtl. zzgl. Gebühren) gibt’s beim städtischen Kulturbüro und den bekannten Vorverkaufsstellen in Hamm.
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