Immobilienmarkt: Preisschere geht weiter auseinander

Print Friendly, PDF & Email

Westfalen – Der Immobilienmarkt brummt, das Zinsniveau ist auf Rekordtief und dennoch reißen die Schlagzeilen über gestiegen Durchschnittspreise für neue wie gebrauchte Immobilien und für Grundstücke einfach nicht ab. Dr. Gerhard Schlangen, Vorstandsvorsitzender der LBS West, räumte damit bei der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz der Westdeutschen Landesbausparkasse auf: „Solche Statements sind nicht aussagefähig.“ Stattdessen muss differenziert werden nach Immobilienart, Region und neuen bzw. gebrauchten Immobilien.

Besonders markant: Die Preisschere zwischen neuen und gebrachten Immobilien wird – unabhängig von der Objektart und Region – immer größter (siehe Grafik). Dies zeigt sich am Beispiel von Eigenheimen wie folgt: Hier stieg der durchschnittliche Verkaufspreis für Neubauten in den letzten zehn Jahren um ein Drittel von 211.000 Euro auf 278.000 Euro an, während der Wert für Gebrauchtobjekte um fünf Prozent von 180.000 Euro auf 172.000 Euro sank. Bei den Eigentumswohnungen ist der Anstieg bei den neuen Objekten ähnlich hoch wie bei den Eigenheimen; das Preisniveau von gebrauchten Eigentumswohnungen ist dahingegen relativ konstant.

„Wenn man die Preisentwicklung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen vergleicht, ist besonders auffällig, dass gebrauchte Häuser seit 2007 günstiger sind als neue Eigentumswohnungen“, beobachtet Schlangen. Grund dafür ist, dass die Grundstückspreise insbesondere in Zentrumsnähe überproportional gestiegen sind und die Ansprüche an den Wärmeschutz und Komfort (Stichwort Barrierefreiheit) gestiegen sind. So fließen in die Preisverhandlung die anstehenden Modernisierungskosten mit ein.

Regionales Preisgefälle 

Doch in den verschiedenen Regionen Westfalens gibt es, allein im Vergleich zum Vorjahr, hinsichtlich der Immobilienpreisentwicklung unterschiedliche Bewegungen. Im Sauerland und Siegerland ist das Preisniveau am konstantesten. Lediglich in Siegen ist der Preis für neue Eigentumswohnungen von 1.800 Euro pro Quadratmeter auf 2.200 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Auch gebrauchte Wohnungen sind 100 Euro im Quadratmeter teurer geworden. Zentrumsnahes Wohnen ist in der Universitätsstand momentan eben sehr gefragt. Dass es auch Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung gibt, zeigt ein Beispiel in Ostwestfalen-Lippe: In Gütersloh sank der Preis pro Quadratmeter von 1.275 Euro auf 1.000 Euro. Auch das Preisgefälle zwischen Stadt und Land zeigt sich in der Region besonders prägnant: Für eine gebrauchte Eigentumswohnung im beschaulichen Schieder-Schwalenberg zahlt man im Vergleich zu einer Wohnung in Paderborn nur ein Drittel des Quadratmeterpreises; für ein neues Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte in Petershagen zahlt man etwa die Hälfte des Paderborner Preises. Keine Überraschung ist, dass die Stadt Münster im Münsterland unangefochten an oberster Position steht. Für ein gebrauchtes Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte werden hier durchschnittlich 225.000 Euro gezahlt – 50.000 Euro mehr als noch vor einem Jahr, was einem Rekordanstieg entspricht. Doch selbst hier ist der Preisanstieg nicht zu pauschalisieren: Der Preis für neue Eigentumswohnungen sank 2013 im Vergleich zum Vorjahr immerhin um 200 Euro pro Quadratmeter.

„Die Preisschere auf dem Immobilienmarkt geht weiter auseinander“, fasst Schlangen die derzeitige Preisentwicklung zusammen: „Gebrauchte Eigenheime sind im Schnitt 100.000 Euro günstiger als neue.“ Aussagen zur Preisentwicklung lassen sich nicht verallgemeinern, stattdessen muss vor allem nach der Immobilienart und der Region differenziert werden. Vor allem urbane und zentrumsnahe Objekte sind wesentlich preisintensiver als ländlich gelegene. Dabei ist ein Blick ins Grüne doch so schön …

 

Speak Your Mind

*